Laut einer aktuellen Studie der Universität Erfurt, empfinden insbesondere Jugendliche die aktuelle Situation des Seuchenschutzes für besonders belastend. Jeder zweite Mensch unter 30 gab an, verunsichert zu sein. Da spielten insbesondere Zukunftsängste im Bezug auf die "geplante Biographie-Gestaltung" eine große Rolle, so Matthias Rohrer vom Hamburger Institut für Jugendkulturforschung.
Mangelhaftes Etikett: Generation Corona
Die Studien, die der wissenschaftliche Verein in den letzten drei Wochen vorgenommen haben, zeigten, "dass eine große Angst vor Arbeitslosigkeiten und Arbeitsplatzverlust da ist, eine große Angst, dass man in materielle Not gerät oder zumindest ein Verlust an Lebensqualität stattfinden wird."
Aber auch das Thema Ausbildung sei mit viel Angst belegt und damit verbunden die Sorge, "dass einem später das Etikett der Corona-Generation anhängt" und man dadurch auf dem Arbeitsmarkt später benachteiligt werde. Rohrer gehe daher davon aus, es bilde sich im Zuge der Coronakrise "eine Generation, die stark nach Sicherheit und Stabilität streben wird."
Ohne Party fehlt ein Fixpunkt
Pop- und Jugendkultur werde sich hingegen nicht sehr stark verändern, so der Jugendforscher im Corso-Gespräch. Schließlich handele es sich um eine Jugendkultur, die stark geprägt von digitalen, mobilen Medien sei und die eben "nicht in der Offline-Welt, draußen stattfindet." Rohrer schränkte jedoch mit Hinweis auf die Forschungsergebnisse zur Nutzung von digitalen Medien ein: "Die digitalen Medien sind eher ein Plus zum Nicht-Digitalen Raum und kein Ersatz."
Ein besonders harter Verlust für Jugendliche sei der der Party-Kultur und zwar in einem Alter, "in dem das Ausleben der eigenen Kultur und Festigung der eigenen Kultur eine große Bedeutung einnimmt." Im Vergleich: Bei älteren Generationen sei das Ausgehen etwas, das man mal mache und der Verzicht nicht so groß. Bei der jüngeren Generation hingegen sei das Feierngehen "komplett integriert in die Freizeitkultur". Damit falle "ein Fixpunkt" weg und die Einschränkung werde "viel massiver erlebt".
Politisierung oder Yolo?
Und wie gehen Jugendliche mit diesen Einschränkungen und Ängsten um? Während die Klimakrise junge Menschen eher politisiert hat, vermutet Rohrer, dass die Coronakrise eher eine "hedonistische Kultur" befördern werde. Die Generation Corona werde die "Freiheiten auf einer individuellen Ebene noch mehr und stärker ausleben", so der Jungendkulturforscher.
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