Grundsätzlich geht es Jagoda Marinić darum, Gemeinsamkeiten zu entdecken und das Potenzial der "Gastarbeiterkinder" positiv zu nutzen. "Sehr viele Wege wurden bisher so beschritten, dass man gesagt hat: Erzähl mir mal, wie anders du bist", sagte die Autorin, die auch das interkulturelle Zentrum in Heidelberg leitet. Sie interessiere vielmehr die Fragen: Erzähl mir mal, wen du liebst; erzähl mir mal, wie du lebst; erzähl mir mal, was deine Träume waren, die dich in dieses Land gebracht haben.
Die in Deutschland geborene Tochter jugoslawischer Gastarbeiter erinnert auch an den Zerfall Jugoslawiens, der eine Folge der Wende 1989 war. Viele Jugoslawen kamen als Flüchtlinge nach Deutschland und waren damals die zweitgrößte Minderheit im Land.
Ewige Gäste und deutsche Produkte
Marinić kritisiert, dass Deutschland sehr lange darauf bestanden habe, kein Einwanderungsland zu sein: "Alle, die kamen, bekamen keine Bürgerrechte, denn sie sollten niemals Bürger werden." Die meisten hätten zwar eine Arbeitserlaubnis gehabt, was die Integration in Arbeit sehr erleichtert habe. Auf der anderen Seite aber seien sie eben nur Gäste gewesen, so Marinić.
Gleichzeitig ist es ihr wichtig, den hohen Anteil an gelingender Integration hervorzuheben. Ihr Buchtitel "Made in Germany" sei auch ein Spiel mit dem Begriff, der besage: Auch Gastarbeiter sind Teil der deutschen Wertmarke und auch deren Kinder ein deutsches Produkt. "Viele Menschen meiner Generation sagen: Schaut euch dieses Land an und seht, was wir auch dazu beigetragen haben."
Demokratie mitgestalten
Gastarbeiterkinder der zweiten und dritte Generation könnten sich jetzt einbringen, und die Demokratie in Deutschland auch selbst mitgestalten, betont Marinić. "Das ist ein Moment der Befreiung, dass die junge Generation sagt, wir kämpfen auch für dieses Land. Diese Generation möchte tatsächlich deutsch sein, und auch das halte ich für eine Errungenschaft dieses Landes." Diese Menschen seien hier in Deutschland so zu Hause, dass sie sagten: "Ich lasse mir das auf keinen Fall nehmen. Und ich erwarte, dass ein Land sich so strukturiert, dass es sich ausländerfeindlichen Strömungen entgegen stellt."