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Generation Y und Z
Veränderte Ansprüche an den Traumjob

Flexible Arbeitszeiten, Nutzung digitaler Medien, regelmäßiges Feedback von Kollegen und Chefs: Das sind nur drei Dinge, die den sogenannten Generationen Y und Z wichtig sind. Doch es gibt noch weitere Aspekte, auf die junge Arbeitnehmer bei der Jobwahl Wert legen. Und die können in manchen Fällen sogar zu Konflikten mit dem Chef führen.

Von Johannes Schiller |
    Zwei Mitarbeiter bei einem Bewerbungsgespräch
    Junge Arbeitnehmer stellen heute viel öfter Arbeitsabläufe und Strukturen infrage. (dpa/lby - Stefan Puchner )
    "Also. Wo geht die Reise hin bei dir?" - "Ich studiere im Moment noch Mechatronik." - "Mechatronik? Okay."
    Jobbörse auf einer Industriemesse in Leipzig. Unternehmen suchen nach Fachkräften. Händeringend. Auch Christian Balanze, Personalchef beim Autozulieferer Meleghy aus dem Siegerland, ist hier. Er weiß, welche Ansprüche Lehrlinge oder junge Ingenieure heute haben.
    "Die legen nicht nur viel Wert auf viel Arbeiten. Sondern da steht die Freizeit im Vordergrund. Da müssen wir auch entsprechende Modelle anbieten, denn sonst sind wir kein attraktiver Arbeitgeber für diese Generation."
    Dazu gehören für ihn flexiblere Arbeitszeiten und Homeoffice. Aber die Unterschiede gehen tiefer, beobachtet Paul Hertwig, Personalleiter beim sächsischen IT-Dienstleister N+P Informationssysteme.
    "Die Jüngeren haben gelernt, Dinge zu hinterfragen. Sich vielleicht nicht mit allem zufriedenzugeben. Ja auch mal den eigenen Bedürfnissen bewusst zu werden. Und die dann auch durchzusetzen. Das ist im Grunde erstmal positiv. Weil, wer so auftritt, der hinterfragt ja auch andere Dinge."
    Jüngere Mitarbeiter stellen häufiger infrage, ob die Abläufe im Unternehmen gut sind, so wie sie eben sind. Oder ob es vielleicht auch besser geht.
    Ein Denken, das zu Konflikten führt
    Dass dieses Denken häufig zu Konflikten führt, erlebt Rita Nerbe immer dann, wenn sie wieder einen ratlosen Chef am Telefon hat. Solchen Chefs hilft sie mit ihrer Firma parascout.
    "In einem Krankenhaus hab ich's erlebt, dass junge Ärzte in einen Widerspruch zu ihrem Chefarzt gegangen sind und der das nicht vertragen hat. In Behörden hab ich erlebt, dass die jungen Menschen dort ständig nach Feedback und Rückkoppelung fragen und sehr enttäuscht sind, wenn sie das nicht bekommen."
    Je autoritärer eine Organisation oder ein Unternehmen ausgerichtet ist, desto häufiger beobachtet die Dresdnerin Konflikte. Im Coaching erklärt sie den Führungskräften dann, wie grundlegend der Wertewandel ist.
    "Die früheren Generationen haben häufig diese Art gehabt: Sie lebten, um zu arbeiten. Und heute ist es so, die neueren Generationen, die arbeiten, um zu leben."
    Zu diesen Generationen zählen jene mit den englischen Buchstaben Y und Z. Generation Y – das sind die zwischen Anfang der 1980er- und Mitte der 1990er-Jahre geboren sind. Z – das sind die jüngeren. Sie sind höchstens Anfang 20 und steigen gerade erst ins Berufsleben ein.
    WhatsApp statt Anruf
    Große Unterschiede zwischen Y und Z sieht Unternehmensberaterin Nerbe nicht. Außer, dass die jüngeren rein digital kommunizieren und das auch vom Arbeitgeber verlangen.
    "Da wird nicht mehr angerufen, da wird über WhatsApp eine Sprachnachricht geschickt. Und das fordert die Generation Z tatsächlich auch in den Betrieben. Wenn da nicht gleich schon die ganzen elektronischen Mittel eingerichtet sind, Gadgets schon bereitliegen, sind die schon enttäuscht."
    Aber zurück zu dem, was die Generationen eint. Es ist das englische Ypsilon, gesprochen Y, was eben auch für 'Warum?' steht. Und diese Frage nach dem Sinn, die bestimmt Vorstellungsgespräche heute viel stärker als noch vor wenigen Jahren, beschreibt Jörg Marx vom IT-Dienstleister secunet aus Dresden.
    "Was verdiene ich auf dieser Stelle? Was hab ich für Befugnisse? Wo bin ich positioniert im Unternehmen? Heute ist eher die Frage: Was werde ich denn tun? Was ist meine fachliche Ausrichtung? Womit werde ich mich beschäftigen?"
    Mitdenken, mitentscheiden
    Firmen wie secunet arbeiten eher daran, als Arbeitgeber noch attraktiver zu werden. Sie suchen ständig nach neuen Fachkräften. Diese Lage kennen natürlich auch die jungen Mitarbeiter. Deswegen reagieren sie viel selbstbewusster auf Unternehmensentscheidungen, mit denen sie nicht einverstanden sind.
    "Die heutige Generation schaut sich das nicht allzu lang an. Und zieht dann halt weiter. Wenn dann der Chef nicht in der Lage ist, Abhilfe zu schaffen oder überhaupt erstmal das Gespräch zu suchen mit dem jüngeren Mitarbeiter. Dann geht der halt weg, geht woandershin und sucht sich bessere Bedingungen."
    Mitarbeiter und damit auch Wissen zu verlieren, das können sich die Unternehmen aus seiner Sicht einfach nicht mehr leisten.