Die Idee ist so einfach wie kompliziert, sagt Pontus Skoglund. Da sich die Menschheit in Afrika entwickelt hat, müsste es möglich sein, dort den Stammbaum genetisch zurückrechnen zu können. Im wörtlichen Sinne bedeutet das: Von der weit verzweigten Krone des Stammbaums auf die dickeren Äste zu schließen und im Idealfall bis zum Stamm oder den Wurzeln zu gelangen.
"Die größte genetische Vielfalt sehen wir heute in Afrika. Um den Ursprung der Menschheit zu verstehen, müssen wir dort die frühen genetischen Linien analysieren. Dazu untersuchen wir alte DNA, um das genetische Profil früherer Populationen zu rekonstruieren. Das ist aber nicht einfach, denn die Erhaltungsbedingungen für altes Erbgut sind in Afrika nicht gerade ideal."
"Die größte genetische Vielfalt sehen wir heute in Afrika. Um den Ursprung der Menschheit zu verstehen, müssen wir dort die frühen genetischen Linien analysieren. Dazu untersuchen wir alte DNA, um das genetische Profil früherer Populationen zu rekonstruieren. Das ist aber nicht einfach, denn die Erhaltungsbedingungen für altes Erbgut sind in Afrika nicht gerade ideal."
Genetische Linien in Afrika waren nicht isoliert
Denn in den für die Forscher spannenden Regionen südlich der Sahara haben die feucht-warmen klimatischen Bedingungen verhindert, dass sich viele menschliche Knochen überhaupt erhalten haben. Und nur wenige tragen noch analysierbares Erbgut in sich, auf das Paläogenetiker wie Pontus Skoglund vom Francis Crick Institut in London aus sind. In den vergangenen Jahren gab es aber zahlreiche technologische Fortschritte, die den Genetikern erlauben, doch noch einige dieser alten Genome zu untersuchen und begrenzte Schlussfolgerungen zu ziehen.
"Wir wissen nur mit Sicherheit, dass diese genetischen Linien in Afrika nie isoliert waren, und es immer wieder Kontakt, also Vermischungen der Populationen gegeben hat seit dem Entstehen der ersten modernen menschlichen Linie. Und klar ist auch, dass immer mehr Fragen auftauchen, je mehr Daten uns zur Verfügung stehen."
Mittlerweile können die Genetiker auf das Erbgut von rund 20 historischen und prähistorischen Gebeinen aus Afrika zurückgreifen. Die ältesten Knochen sind 8.500 Jahre alt. Diese Daten glichen die Wissenschaftler mit 600 Genomen heute lebender Afrikaner ab, zudem verglichen sie ihre Ergebnisse mit Erbgutanalysen aus mehr als 140 nicht-afrikanischen Populationsgruppen. Dabei wurde schnell klar, dass es in Afrika südlich der Sahara mindestens einen Bevölkerungsaustausch gegeben hat – wie an vielen andere Orten auch.
"Mithilfe der alten DNA sehen wir in jedem Kontinent, also in Europa, Amerika, Ozeanien, Asien und Afrika, dass innerhalb der letzten 10.000 Jahre, als das Klima wärmer wurde, sich plötzlich nahrungsproduzierende Bevölkerungsgruppen ausgebreitet und die alten Jäger und Sammler-Populationen ersetzt haben. Und das ist auch in Afrika passiert. Heutige Afrikaner unterscheiden sich genetisch deutlich von jenen Bevölkerungsgruppen, die dort vor zwei- oder dreitausend Jahren gelebt haben."
"Wir wissen nur mit Sicherheit, dass diese genetischen Linien in Afrika nie isoliert waren, und es immer wieder Kontakt, also Vermischungen der Populationen gegeben hat seit dem Entstehen der ersten modernen menschlichen Linie. Und klar ist auch, dass immer mehr Fragen auftauchen, je mehr Daten uns zur Verfügung stehen."
Mittlerweile können die Genetiker auf das Erbgut von rund 20 historischen und prähistorischen Gebeinen aus Afrika zurückgreifen. Die ältesten Knochen sind 8.500 Jahre alt. Diese Daten glichen die Wissenschaftler mit 600 Genomen heute lebender Afrikaner ab, zudem verglichen sie ihre Ergebnisse mit Erbgutanalysen aus mehr als 140 nicht-afrikanischen Populationsgruppen. Dabei wurde schnell klar, dass es in Afrika südlich der Sahara mindestens einen Bevölkerungsaustausch gegeben hat – wie an vielen andere Orten auch.
"Mithilfe der alten DNA sehen wir in jedem Kontinent, also in Europa, Amerika, Ozeanien, Asien und Afrika, dass innerhalb der letzten 10.000 Jahre, als das Klima wärmer wurde, sich plötzlich nahrungsproduzierende Bevölkerungsgruppen ausgebreitet und die alten Jäger und Sammler-Populationen ersetzt haben. Und das ist auch in Afrika passiert. Heutige Afrikaner unterscheiden sich genetisch deutlich von jenen Bevölkerungsgruppen, die dort vor zwei- oder dreitausend Jahren gelebt haben."
Kein einheitliches Bild
Doch je nach Region waren die Szenarien unterschiedlich. Während sich in Kenia und Tansania die alten Jäger und Sammler mit den neuen Bauern vermischt haben, wurden in Malawi die alten Nomaden von sesshaften Viehbauern vollständig ersetzt.
"Es gab mehrere Migrationswellen, vor allem durch Hirtenvölker. Die vermutlich wichtigste davon war der Einzug einer Bauernpopulation parallel zu Beginn der Eisenzeit südlich des Äquators, die vor etwa 4.000 Jahren ihren Anfang nahm."
Kein einheitliches Bild also. Vermutlich wird es unmöglich sein, einen geographischen Ursprungsort der menschlichen Linie auszumachen, räumt Pontus Skoglund ein. Mittlerweile versuchen er und sein Team, auch die Ausbreitung bestimmter Sprachen mit in ihre Modelle einzurechnen. Vielleicht gelingt es durch die Kombination verschiedener Forschungsansätze doch noch Stück für Stück die Geschichte der Menschheit in Afrika zu rekonstruieren.
"Es gab mehrere Migrationswellen, vor allem durch Hirtenvölker. Die vermutlich wichtigste davon war der Einzug einer Bauernpopulation parallel zu Beginn der Eisenzeit südlich des Äquators, die vor etwa 4.000 Jahren ihren Anfang nahm."
Kein einheitliches Bild also. Vermutlich wird es unmöglich sein, einen geographischen Ursprungsort der menschlichen Linie auszumachen, räumt Pontus Skoglund ein. Mittlerweile versuchen er und sein Team, auch die Ausbreitung bestimmter Sprachen mit in ihre Modelle einzurechnen. Vielleicht gelingt es durch die Kombination verschiedener Forschungsansätze doch noch Stück für Stück die Geschichte der Menschheit in Afrika zu rekonstruieren.