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Genetische Forensik
Vietnam will Hunderttausende Leichen identifizieren

Viele Zivilisten, die während des Vietnamkrieges starben, wurden in Massengräbern verscharrt. 40 Jahre nach Kriegsende will die vietnamesische Regierung den Toten endlich Namen geben - mithilfe eines Mammut-Projektes zur genetischen Identifizierung der Kriegsopfer. Daran sind auch deutsche DNA-Forensiker beteiligt.

Wissenschaftsjournalist Michael Stang im Gespräch mit Ralf Krauter |
    Soldaten der US-Armee tragen am 11.05.1968 in Saigon einen verletzten Kameraden zu einem Helikopter der diesen zu einem Lazarett bringt.
    Szene aus dem Vietnamkrieg. (picture-alliance / dpa / UPI)
    "Bei diesem sogenannten Project 150 sollen Hunderttausende Opfer des Vietnamkrieges zunächst exhumiert werden. Anschließend soll deren Identität zweifelsfrei mithilfe gentechnischer Methoden bestimmt werden", erklärte Wissenschaftjournalist Michael Stang im Deutschlandfunk.
    Danach sollen die Hinterbliebenen der Opfer ihre Vorfahren und Verwandten ihrer Kultur entsprechend bestatten können. Stang: "Hier geht es also nicht nur um ein wissenschaftliches Projekt - also die reine Identifizierung von Personen -, sondern auch um die Aufarbeitung von Geschehnissen, die Jahrzehnte zurückliegen."
    Angestoßen wurde das Projekt von der vietnamesischen Regierung. "Geplant ist jetzt, dass nicht nur die Toten untersucht werden, sondern auch die heutige Bevölkerung Vietnams, um diese Identifizierung zu ermöglichen", so Stang. Zusammengerechnet sollen so etwa 1,4 Millionen Untersuchungen stattfinden, bei denen eine Art genetischer Fingerabdruck erzeugt wird.
    An dem Projekt ist auch die Hamburger Medizinfirma Bioglobe beteiligt.
    Das vollständige Gespräch können Sie ab Sendedatum sechs Monate in unserem Audio-Player nachhören.