"Wenn ich ein Musikstück höre, am Klavier oder so, das in einer anderen Tonart ist, dann habe ich wirklich das Gefühl, als stimmt die Welt um mich herum nicht mehr. Das ist ein körperliches Gefühl von Nervosität und so ein flaues Gefühl im Bauch. Es ist richtig unangenehm."
Das sagt die Pianistin Sophie Pacini im Dlf. Sie erkennt Töne sofort, wenn sie gespielt werden, und kann sie richtig benennen. Sophie Pacini besitzt demnach ein absolutes Gehör. Oder anders gesagt: ein präzises Tonhöhengedächtnis.
Tonsprachen wie Mandarin verfügen über akustische Besonderheiten
Forschungen der letzten Jahrzehnte zeigen, dass das nicht unbedingt mit musikalischer Begabung zusammenhängt. Diana Deutsch, emeritierte Professorin an der University of California in San Diego, stellte beispielsweise bei vietnamesisch Sprechenden eine ähnliche akustische Besonderheit fest:
"Ich entdeckte ziemlich schnell, dass sie in der Lage waren, dasselbe Wort an verschiedenen Tagen in genau der gleichen Tonlage zu wiederholen. Das habe ich dann auch bei Sprechern von Mandarin festgestellt. Und so kam ich zu dem Schluss, dass Sprecher von Tonsprachen ein absolutes Gehör zu haben schienen. Zunächst mal nur beim Sprechen, aber ich fand es interessant zu erforschen, ob diese Menschen dann auch das absolute Gehör für musikalische Töne haben."
Leben mit absolutem Gehör
Wie unterschiedlich die Ausprägungen des absoluten Gehörs sind, erzählen die Pianistin Sophie Pacini, der Kantor und Organist Werner Lamm sowie der Trompeter David Rodeschini in dieser Sendung.
Eingeordnet wird die Fähigkeit von Diana Deutsch, Reinhard Kopiez, Professor für Musikpsychologie in Hannover und Stephen van Hedger, Forscher am Huron University College im kanadischen London.