Der Landwirt Gabriel Fernandes musste eine Niederlage einstecken. Er hat sich seit Jahren für das Bündnis "Brasilien frei von gentechnisch veränderten Organismen" stark gemacht. Doch nun ist der Anbau von gentechnisch veränderten Organismen in Brasilien freigegeben. Das neue Gesetz zur biologischen Sicherheit lässt seit April neben dem Anbau auch die Vermarktung von gentechnisch veränderten Nahrungsmitteln zu. Gabriel Fernandes sieht das neue Gesetz kritisch:
"Die Verabschiedung des neuen Gesetzes zur biologischen Sicherheit macht für uns alles komplizierter. Die Genehmigungsverfahren für die kommerzielle Nutzung von gentechnisch veränderten Organismen wurden erleichtert und einer kleinen Gruppe von Wissenschaftlern und Vertretern der Ministerien übergeben. Sie haben jetzt die alleinige Macht, Genehmigungen zu befürworten. Unsere Kampagne kritisiert, dass die Mehrheit der Forscher, die in der "Nationalen Kommission für Biosicherheit" sitzen, selbst an gentechnisch veränderten Pflanzen arbeitet. Brasilien ist das letzte große Land, das die Kapazitäten hat, ausreichend konventionelle Soja für den europäischen und asiatischen Markt zu liefern, Märkte, die unveränderte Soja nachfragen. Daher gefährdet die blinde Entscheidung für Gen-Soja in Brasilien diesen Markt. "
Vergangenes Jahr waren nach Regierungsangaben etwa acht Prozent der brasilianischen Soja gentechnisch verändert. Diese Zahl gilt als verhältnismäßig zuverlässig, weil die Landwirte ihren Gen-Sojaanbau anmelden mussten und es umfangreiche Kontrollen gab. Für 2005 erwartet die Zertifizierungsorganisation Genetic-ID zehn bis fünfzehn Prozent gentechnisch veränderter Soja in Brasilien. Viel spricht dafür, dass der größte Teil der brasilianischen Soja weiterhin konventionell erzeugt wird. Denn gleich mehrere brasilianische Bundesstaaten haben erklärt, gezielt auf den gentech-freien Anbau zu setzen. Sogar das größte sojaanbauende Bundesland, der Amazonasstaat Mato Grosso, will bei der konventionellen Bohne bleiben. Das proklamierte der größte Sojabauer Brasiliens, Blairo Maggi, der gleichzeitig auch Gouverneur von Mato Grosso ist.
Juristisch gesehen dürfen die Bundesstaaten den Gen-Soja-Anbau nicht verbieten, sie können aber diejenigen Landwirte fördern, die gentechnikfrei produzieren. Diese Politik der Abgrenzung beeinflusst mittlerweile auch Investitionsentscheidungen, berichtet Gabriel Fernandes vom Bündnis für ein gentechnikfreies Brasilien:
"Wir haben erfahren, dass eine argentinische Firma, die aus Soja Lecithin und andere Zutaten produziert, sich aus Argentinien zurückzieht. Sie exportiert nach Europa und beabsichtigt, sich im brasilianischen Bundesland Paraná niederzulassen, denn die Firma weiß, dass sie in Argentinien ihren Käufern nicht garantieren kann, dass ihre Produkte komplett gentechnikfrei sind. Dagegen weiß sie, dass sie in Paraná Produkte erster Qualität bekommt und somit ihre Kunden zufrieden stellen kann. "
Noch offen ist, wie der deutsche Markt auf das Angebot gentechnikfreier Ware aus Brasilien reagieren wird. Die Sprecherin des deutschen Ölmühlen-Verbandes, Petra Sprick, berichtet, es habe sich im Bereich Speiseöle ein kleiner Markt für unverändertes Sojaöl herausgebildet. Dafür würde zertifizierte konventionelle Soja aus Brasilien eingekauft. Die Zertifizierung macht die Soja etwas teurer. Und das habe zu einer neuen Tendenz im Lebensmittelbereich geführt, so Sprick vom deutschen Ölmühlenverband: Viele Lebensmittelkonzerne hätten inzwischen Sojaöl durch Öle anderer, gentechnisch unveränderter Pflanzen wie Raps, Sonnenblume oder Palmen ersetzt.
Auch deutsche Landwirte ersetzten Soja lieber durch andere eiweißhaltige Futtermittel, wenn sie ihre Tiere zuverlässig gentechnikfrei mästen wollen, sagt der deutsche Fachverband der Futtermittelindustrie. Beim Sojaschrot für die Viehzucht dominiere eindeutig die gentechnisch veränderte Ware - aus den USA, Argentinien und auch Brasilien. Konventionelle Soja werde in der Viehzucht seltener nachgefragt, denn der Preis dafür liege pro Tonne um 15 bis 20 US-Dollar höher.
Alexander Hissting von Greenpeace Deutschland, Landwirt und Agraringenieur, glaubt jedenfalls nicht, dass die Zulassung von gentechnisch veränderter Soja in Brasilien das Angebot stark verändern würde:
"Letztendlich entscheidend für den Anbau von gentechnisch veränderter oder unveränderter Soja ist die Nachfrage, und insbesondere auch die Nachfrage aus Europa. Und bisher konnte sich Brasilien von den Konkurrenten Argentinien und USA, die ebenfalls große sojaproduzierende Nationen sind, abheben durch eine Gentechnikfreiheit in der Produktion. Und ich glaube nicht, dass man dieses völlig verlieren möchte. "
"Die Verabschiedung des neuen Gesetzes zur biologischen Sicherheit macht für uns alles komplizierter. Die Genehmigungsverfahren für die kommerzielle Nutzung von gentechnisch veränderten Organismen wurden erleichtert und einer kleinen Gruppe von Wissenschaftlern und Vertretern der Ministerien übergeben. Sie haben jetzt die alleinige Macht, Genehmigungen zu befürworten. Unsere Kampagne kritisiert, dass die Mehrheit der Forscher, die in der "Nationalen Kommission für Biosicherheit" sitzen, selbst an gentechnisch veränderten Pflanzen arbeitet. Brasilien ist das letzte große Land, das die Kapazitäten hat, ausreichend konventionelle Soja für den europäischen und asiatischen Markt zu liefern, Märkte, die unveränderte Soja nachfragen. Daher gefährdet die blinde Entscheidung für Gen-Soja in Brasilien diesen Markt. "
Vergangenes Jahr waren nach Regierungsangaben etwa acht Prozent der brasilianischen Soja gentechnisch verändert. Diese Zahl gilt als verhältnismäßig zuverlässig, weil die Landwirte ihren Gen-Sojaanbau anmelden mussten und es umfangreiche Kontrollen gab. Für 2005 erwartet die Zertifizierungsorganisation Genetic-ID zehn bis fünfzehn Prozent gentechnisch veränderter Soja in Brasilien. Viel spricht dafür, dass der größte Teil der brasilianischen Soja weiterhin konventionell erzeugt wird. Denn gleich mehrere brasilianische Bundesstaaten haben erklärt, gezielt auf den gentech-freien Anbau zu setzen. Sogar das größte sojaanbauende Bundesland, der Amazonasstaat Mato Grosso, will bei der konventionellen Bohne bleiben. Das proklamierte der größte Sojabauer Brasiliens, Blairo Maggi, der gleichzeitig auch Gouverneur von Mato Grosso ist.
Juristisch gesehen dürfen die Bundesstaaten den Gen-Soja-Anbau nicht verbieten, sie können aber diejenigen Landwirte fördern, die gentechnikfrei produzieren. Diese Politik der Abgrenzung beeinflusst mittlerweile auch Investitionsentscheidungen, berichtet Gabriel Fernandes vom Bündnis für ein gentechnikfreies Brasilien:
"Wir haben erfahren, dass eine argentinische Firma, die aus Soja Lecithin und andere Zutaten produziert, sich aus Argentinien zurückzieht. Sie exportiert nach Europa und beabsichtigt, sich im brasilianischen Bundesland Paraná niederzulassen, denn die Firma weiß, dass sie in Argentinien ihren Käufern nicht garantieren kann, dass ihre Produkte komplett gentechnikfrei sind. Dagegen weiß sie, dass sie in Paraná Produkte erster Qualität bekommt und somit ihre Kunden zufrieden stellen kann. "
Noch offen ist, wie der deutsche Markt auf das Angebot gentechnikfreier Ware aus Brasilien reagieren wird. Die Sprecherin des deutschen Ölmühlen-Verbandes, Petra Sprick, berichtet, es habe sich im Bereich Speiseöle ein kleiner Markt für unverändertes Sojaöl herausgebildet. Dafür würde zertifizierte konventionelle Soja aus Brasilien eingekauft. Die Zertifizierung macht die Soja etwas teurer. Und das habe zu einer neuen Tendenz im Lebensmittelbereich geführt, so Sprick vom deutschen Ölmühlenverband: Viele Lebensmittelkonzerne hätten inzwischen Sojaöl durch Öle anderer, gentechnisch unveränderter Pflanzen wie Raps, Sonnenblume oder Palmen ersetzt.
Auch deutsche Landwirte ersetzten Soja lieber durch andere eiweißhaltige Futtermittel, wenn sie ihre Tiere zuverlässig gentechnikfrei mästen wollen, sagt der deutsche Fachverband der Futtermittelindustrie. Beim Sojaschrot für die Viehzucht dominiere eindeutig die gentechnisch veränderte Ware - aus den USA, Argentinien und auch Brasilien. Konventionelle Soja werde in der Viehzucht seltener nachgefragt, denn der Preis dafür liege pro Tonne um 15 bis 20 US-Dollar höher.
Alexander Hissting von Greenpeace Deutschland, Landwirt und Agraringenieur, glaubt jedenfalls nicht, dass die Zulassung von gentechnisch veränderter Soja in Brasilien das Angebot stark verändern würde:
"Letztendlich entscheidend für den Anbau von gentechnisch veränderter oder unveränderter Soja ist die Nachfrage, und insbesondere auch die Nachfrage aus Europa. Und bisher konnte sich Brasilien von den Konkurrenten Argentinien und USA, die ebenfalls große sojaproduzierende Nationen sind, abheben durch eine Gentechnikfreiheit in der Produktion. Und ich glaube nicht, dass man dieses völlig verlieren möchte. "