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Gentechnik
Turbo-Lachs aus dem Reagenzglas

Es war absehbar, dass nach Tomaten, Mais und anderen Pflanzen auch Tiere gentechnisch verändert auf den Markt kommen. Den Anfang macht jetzt der Lachs – Kanada genehmigte die kommerzielle Verwertung von genetisch veränderten Lachseiern.

Von Claudia Sarre | 04.12.2013
    Ein Turbo-Lachs, bis zu 40 Kilogramm schwer, der zweimal so schnell wächst wie seine genetisch nicht-modifizierten Artgenossen. "Frankenfisch" wird dieses Wesen im Amerikanischen genannt. Eine künstliche Kreatur, wie sie einst von Frankenstein im Labor geschaffen wurde. Schon seit Jahren wird in den USA um die Markt-Zulassung des Genlachses gerungen, nun hat Kanada erstmals die kommerzielle Produktion von genmanipulierten Lachseiern in einem Fischbrutbetrieb auf Prince Edward Island zugelassen.
    Von dort werden die Eier zu einer Lachszucht in Panama transportiert, wo sie zu fetten Turbo-Lachsen heranreifen, die dann irgendwann beim Verbraucher auf dem Teller liegen könnten.
    Der Verzehr dieses Genfisches sei unbedenklich, argumentiert der Hersteller – ein kleines Biotech-Unternehmen namens Aqua Bounty aus Massachusetts. Aquakulturen seien die Zukunft, angesichts der Überfischung der Meere könne man mit dem billigen Genlachs den Hunger der stetig wachsenden Weltbevölkerung stillen, erläutert der US-Biotechnologe Val Giddings.
    Umweltschützer und Verbraucherverbände gehen auf die Barrikaden
    "Die Züchtung dieses Gen-Lachses ist planbar und sicher. Außerdem sorgt sie für ein verbessertes Angebot an gesundem, nährstoffreichem Fisch. Es ist eine Herstellungsmethode, die die Sorgen der Umweltschützer zerstreuen wird – egal ob in Fischbrutstätten oder in Netzgehegen im freien Meer."
    Bislang jedoch gibt es den genmanipulierten Lachs weder in kanadischen noch in US-Supermärkten zu kaufen. Die amerikanische Food and Drug Administration FDA hat Zweifel an seiner Sicherheit für den Verbraucher. Dem Frankenfisch wurden Gene des pazifischen Chinook Lachses eingepflanzt, um sein Wachstum anzukurbeln. Außerdem trägt er Gene des Eel Fish- auf deutsch: Meeres-Dickkopf, die ihn auch in eiskalten Gewässern überleben lassen, damit er ganzjährig gezüchtet werden kann. Größer, schneller, gewinnbringender - Umwelt und Verbraucherverbände in den USA werfen dem Hersteller Profitgier vor und gehen auf die Barrikaden.
    "Ähnlich wie alle genmanipulierten Organismen könnte dieser Fisch sowohl schädlich für die Gesundheit als auch für die Umwelt sein. Es besteht außerdem ein Allergie-Risiko, und Allergien können lebensgefährlich sein."
    Sagt Michael Hansen von der Consumers Union. Umweltschützer befürchten zudem, dass der genetisch veränderte Gen-Lachs aus dem Zuchtbetrieb ausbricht und sich mit Wildlachs-Populationen mischt. Mit der Erlaubnis zur kommerziellen Herstellung von Lachseiern ist der erste Schritt Richtung Gen-Lachs getan. Wann die FDA über die Zulassung dessen entscheidet, ist nicht klar.
    Sollte der Turbo-Lachs eines Tages in den USA auf den Tisch kommen, werden die Verbraucher noch nicht mal wissen, dass sie ein genetisch verändertes Tier essen. Denn eine Kennzeichnungspflicht für GMO Lebensmittel gibt es in den USA nicht.