Ein Gletscher im Sommer: weißlich-grau, verharscht, von Rinnsalen und Bächen durchzogen. Von der weißen Pracht vergangener Zeiten ist nicht viel übrig geblieben. Der Klimawandel nagt am ewigen Eis. So kam die Idee auf, Gletscher mit Textilplanen zu schützen: „Diese weißen Tücher, sie isolieren den Schnee und das Eis, und deshalb reduzieren sie die Gletscherschmelze. Und das hat man vor etwa 16, 17 Jahren begonnen in Skigebieten. Und die Ausdehnung von diesen Projekten hat immer mehr zugenommen, das heißt, es ist kommerziell geworden. Also wir liegen jetzt bei etwa 0,2 Quadratkilometer Gletscher, die mit solchen weißen Tüchern, Geotextilien nennt man die auch, abgedeckt sind.“
So schützt im Sommer zum Beispiel eine Abdeckung am Gamsstock bei Andermatt die Eisrampe, über die die Skifahrer im Winter von der Bergstation abfahren. Denn an die reicht der Gletscher nicht mehr heran – und die Felsen fallen senkrecht ab. Ohne diesen Schneekeil käme man nicht mehr auf die Piste, erklärt der Glaziologe Matthias Huss von der ETH Zürich: „Die Skigebiete bringen diese Tücher aus, um ihre Skipisten aufrechtzuerhalten und eben neuralgische Stellen zu schützen.“
So schützt im Sommer zum Beispiel eine Abdeckung am Gamsstock bei Andermatt die Eisrampe, über die die Skifahrer im Winter von der Bergstation abfahren. Denn an die reicht der Gletscher nicht mehr heran – und die Felsen fallen senkrecht ab. Ohne diesen Schneekeil käme man nicht mehr auf die Piste, erklärt der Glaziologe Matthias Huss von der ETH Zürich: „Die Skigebiete bringen diese Tücher aus, um ihre Skipisten aufrechtzuerhalten und eben neuralgische Stellen zu schützen.“
Funktioniert, ist aber auch teuer
Da sind die Tücher effizient, zeigen die Berechnungen des Teams. Sie reduzieren die Gletscherschmelze tatsächlich: „Man reduziert die Schmelze um etwa 50 bis 70 % im allerbesten Fall. Also das heißt, man kann hier wirklich den Gletscherrückgang an dieser Stelle reduzieren, teilweise sogar kann man den Gletscher wieder leicht aufbauen. Aber es ist sehr aufwendig. Die Skigebiete machen das so, dass sie diese Tücher immer im Frühjahr, wenn die Skisaison vorbei ist, auf das Eis legen und dann im Herbst wieder zusammenrollen.“
Denn verschmutzen diese weißen Spezialvliese, sind sie weniger effizient, und sie halten ohnehin nur zwischen drei und sieben Jahren. Die Kosten für den Kauf und das aufwändige Ausrollen und Zusammenlegen sind so hoch, dass die Betreiber sie nur an für den Pistenbetrieb neuralgischen Punkten einsetzen: „Wir haben berechnet, wie viel es kostet, um einen Kubikmeter Eis zu retten. Und wir sind da auf Zahlen gekommen zwischen 0,5 bis 8 Schweizer Franken pro Kubikmeter.“
Derzeit werden 0.02% der schweizerischen Gletscherflächen mit Geotextilien geschützt. Warum aber nicht die ganzen Gletscher abdecken und schützen? Mit Modellrechnungen haben die Forscher zunächst die Kosten für ein solches Unterfangen berechnet: In der billigste Konstellation wäre es eine Milliarde Franken pro Jahr. Der Nutzen wäre begrenzt.
Denn verschmutzen diese weißen Spezialvliese, sind sie weniger effizient, und sie halten ohnehin nur zwischen drei und sieben Jahren. Die Kosten für den Kauf und das aufwändige Ausrollen und Zusammenlegen sind so hoch, dass die Betreiber sie nur an für den Pistenbetrieb neuralgischen Punkten einsetzen: „Wir haben berechnet, wie viel es kostet, um einen Kubikmeter Eis zu retten. Und wir sind da auf Zahlen gekommen zwischen 0,5 bis 8 Schweizer Franken pro Kubikmeter.“
Derzeit werden 0.02% der schweizerischen Gletscherflächen mit Geotextilien geschützt. Warum aber nicht die ganzen Gletscher abdecken und schützen? Mit Modellrechnungen haben die Forscher zunächst die Kosten für ein solches Unterfangen berechnet: In der billigste Konstellation wäre es eine Milliarde Franken pro Jahr. Der Nutzen wäre begrenzt.
Gefahr: Mikroplastik
„Wenn wir alle Schweizer Gletscher abdecken würden, könnten wir den Verlust, den sie im Moment erfahren, nur um etwa die Hälfte ausgleichen. Das heißt, selbst wenn wir alle abdecken, könnten wir nicht die Gletscher stabilisieren. Sie würden immer noch weiter zurückgehen, einfach etwas langsamer.“
Dazu kämen die Umweltfolgen, denn die Tücher bestehen aus Synthetik – und verwittern: Es entsteht Mikroplastik, das in den hydrologischen Kreislauf gerät und Auswirkungen auf Wasserqualität und Umwelt hat. Würde man die Abdeckungen im großen Stil verwenden, wären die Auswirkungen enorm, urteilt Matthias Huss. Auch eine andere Idee schneidet in den Analysen schlecht ab: die, einen Gletscher durch Kunstschnee zu stabilisieren. Beim Morteratschgletscher in der Bernina-Gruppe im Kanton Graubünden gibt es Pläne dafür.
„Dieses Projekt am Morteratschgletscher haben wir auch analysiert und haben versucht herauszufinden: Kann man mit dieser Beschneiung den Gletscher retten? Und dazu müssen ganz verschiedene Dinge berücksichtigt werden, nämlich auch, woher kommt das Wasser für die Beschneiung und zu welchen Zeiten im Jahr kann solche Beschneiung überhaupt betrieben werden?“
Dazu kämen die Umweltfolgen, denn die Tücher bestehen aus Synthetik – und verwittern: Es entsteht Mikroplastik, das in den hydrologischen Kreislauf gerät und Auswirkungen auf Wasserqualität und Umwelt hat. Würde man die Abdeckungen im großen Stil verwenden, wären die Auswirkungen enorm, urteilt Matthias Huss. Auch eine andere Idee schneidet in den Analysen schlecht ab: die, einen Gletscher durch Kunstschnee zu stabilisieren. Beim Morteratschgletscher in der Bernina-Gruppe im Kanton Graubünden gibt es Pläne dafür.
„Dieses Projekt am Morteratschgletscher haben wir auch analysiert und haben versucht herauszufinden: Kann man mit dieser Beschneiung den Gletscher retten? Und dazu müssen ganz verschiedene Dinge berücksichtigt werden, nämlich auch, woher kommt das Wasser für die Beschneiung und zu welchen Zeiten im Jahr kann solche Beschneiung überhaupt betrieben werden?“
Kunstschnee als Alternative?
Würde am Morteratschgletscher ein Quadratkilometer – also zehn Prozent seiner Fläche – in der Zone beschneit, die für das Eiswachstum kritisch sind, bräuchte man 30.000 Tonnen Kunstschnee pro Tag. Das Projekt wäre teuer, aber theoretisch machbar – wenn da nicht die Umweltfolgen wären. Um diesen einen Quadratkilometer zu beschneien, bräuchte man Hunderte von Schneedüsen, die an Tragseilen über dem sich bewegenden Gletscher aufgehängt werden.
Die Kunstschneeerzeugung liefe zwar über eine energieneutrale Technik: nicht mit Strom, sondern allein mit Wasserdruck und speziellen Sprühköpfen. Doch dazu wäre ein Stausee oberhalb des Gletschers nötig, in rund 3000 Meter Höhe: „Man baut in diesem Gletscher drin einen künstlichen Stausee. Man braucht einen Zugang dazu mit Tunnels usw. Also eine gewaltige Ingenieursleistung, die da benötigt wird.“
Die Alternative wäre, das Schmelzwasser des Gletschers aufzufangen und für die Beschneiungsanlage nach oben zu pumpen. Doch das funktioniere nicht, weil dafür enorme Mengen an Strom nötig wären, sagt Matthias Huss. Das wäre fatal für die Ökobilanz, und die ohnehin schon sehr hohen Kosten der Beschneiung, die beim Vierfachen der „Tuchmethode“ liegen, würden dann endgültig explodieren, erklärt der Glaziologe: „Und dann stellt sich die Frage, ja, kann man damit wirklich was bewirken? Unsere Studien zeigen, dass der künstliche Schnee schon was bringt. Also der Gletscher geht etwas weniger zurück. Aber es rettet nicht den Gletscher. Der Gletscher geht zurück und schlussendlich haben wir einfach einen Toteisblock, der noch dort liegt, wo beschneit wird.“
Etwas an dieser Idee habe „absolut Potential“, erklärt Matthias Huss: die energieneutrale Technologie zur Kunstschneeerzeugung könnte für Skigebiete interessant sein. Doch ganze Gletscher ließen sich so nicht retten. Das Geld, findet der Experte, sollte besser in den Klimaschutz gesteckt werden.
Die Kunstschneeerzeugung liefe zwar über eine energieneutrale Technik: nicht mit Strom, sondern allein mit Wasserdruck und speziellen Sprühköpfen. Doch dazu wäre ein Stausee oberhalb des Gletschers nötig, in rund 3000 Meter Höhe: „Man baut in diesem Gletscher drin einen künstlichen Stausee. Man braucht einen Zugang dazu mit Tunnels usw. Also eine gewaltige Ingenieursleistung, die da benötigt wird.“
Die Alternative wäre, das Schmelzwasser des Gletschers aufzufangen und für die Beschneiungsanlage nach oben zu pumpen. Doch das funktioniere nicht, weil dafür enorme Mengen an Strom nötig wären, sagt Matthias Huss. Das wäre fatal für die Ökobilanz, und die ohnehin schon sehr hohen Kosten der Beschneiung, die beim Vierfachen der „Tuchmethode“ liegen, würden dann endgültig explodieren, erklärt der Glaziologe: „Und dann stellt sich die Frage, ja, kann man damit wirklich was bewirken? Unsere Studien zeigen, dass der künstliche Schnee schon was bringt. Also der Gletscher geht etwas weniger zurück. Aber es rettet nicht den Gletscher. Der Gletscher geht zurück und schlussendlich haben wir einfach einen Toteisblock, der noch dort liegt, wo beschneit wird.“
Etwas an dieser Idee habe „absolut Potential“, erklärt Matthias Huss: die energieneutrale Technologie zur Kunstschneeerzeugung könnte für Skigebiete interessant sein. Doch ganze Gletscher ließen sich so nicht retten. Das Geld, findet der Experte, sollte besser in den Klimaschutz gesteckt werden.