Verwinkelte Gässchen mit Kopfsteinpflaster führen hinauf zu einem der berühmtesten Bauwerke der jüngeren Kirchengeschichte. Sogar die New York Times hat berichtet, was sich 2013 und 2014 auf dem Berg über der Lahn zutrug. Jetzt machen dort Touristinnen und Touristen Fotos, erst eines von der kostspieligen Residenz des Bischofs von Limburg, dann eines vom Dom.
Der einstige Hausherr Franz-Peter Tebartz-van Elst hängt als Ölporträt in der Ahnengalerie des festungsähnlichen Gemäuers. Leibhaftig weilt er nach seinem Rücktritt im Vatikan. Im Städtchen amtiert seit September 2016 Bischof Georg Bätzing. Volksnah, freundlich und geerdet sei er, sagen viele Gläubige. Die Festung Limburg gilt dank seines Waltens als befriedet. Das Bistum ist raus aus den Schlagzeilen in New York und anderswo, Bischof Georg bietet dem Boulevard keine Badewanne.
Wenn ich es hier schaffe, dann schaffe ich es überall, singt Sinatra. Wer es in Limburg geschafft hat, schafft es auch überregional, dürfte sich eine Mehrheit der deutschen katholischen Bischöfe gedacht haben. Sie erhoffen sich von einem Vorsitzenden der Bischofskonferenz Brüderlichkeit und ein besseres Image. Im März dieses Jahres wählten sie Georg Bätzing zu ihrer Number One. Er übernahm das Amt von Reinhard Marx, der – für viele überraschend - nicht mehr kandidierte. Überraschend deshalb, weil der Reformversuch unter dem verwinkelten Namen "Synodaler Weg" gerade erst begonnen hatte.
Guter Zuhöher - oder mutlos und daher wählbar?
Bätzing sei eine gute Wahl, befand damals im Deutschlandfunk der Präsident des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken, Thomas Sternberg. Das Zentralkomitee vertritt die Katholikinnen und Katholiken ohne Weihe, die sogenannten Laien, auf dem Synodalen Weg.
Thomas Sternberg: "Ich habe ihn kennengelernt in meiner Zusammenarbeit mit ihm für den Ökumenischen Kirchentag in Frankfurt als einen besonnenen, durchaus zurückhaltenden Menschen, der sehr gut zuhören kann, der sehr kommunikativ ist, der klare Standpunkte hat, die aber auf eine sehr vermittelnde Art und Weise vertreten kann."
Eine profilarme Personalentscheidung sei das gewesen, meint dagegen der Journalist Raoul Löbbert. Er schrieb auf ZEIT online unter dem Titel "Nachfolger ohne Folgen" den kritischsten Artikel über den Neuen:
"Dass sich Bätzing aus den internen Grabenkämpfen weitestgehend heraushielt und wenn überhaupt durch demonstrative Mutlosigkeit auffiel, dürfte ihn am Ende für beide Lager wählbar gemacht haben…. Ob Bodenständigkeit und Ruhe jedoch reichen, um die Bischofskonferenz zu befrieden…. darf angesichts des intriganten Potenzials der Mitbrüder bezweifelt werden."
Reformforderungen – seit 50 Jahren dieselben
Zum Interview kommt Georg Bätzing in einen der Konferenzräume der Bischofsresidenz. Er arbeitet in dem steinernen Vermächtnis seines Vorgängers. Die Wohnung aber mit der berühmten Nasszelle hat er nicht bezogen. Der 59-Jährige trägt an diesem heißen Spätsommertag ein weißes Hemd ohne römischen Priesterkragen, die Arme liegen frei. Der weiche westerwälder Zungenschlag macht es dem Mann aus Kirchen an der Sieg nicht leicht, zupackend zu klingen. Was er sagt, wirkt zunächst freundlich-harmlos. Schon 1987, als er zum Priester geweiht wurde, seien die Krisenphänomene sichtbar gewesen.
"Man hat da schon lange über den Priestermangel gesprochen. Die Frage von Amt und Frauen in der Kirche war da. Ich vergleiche das ein bisschen manchmal mit der Frage des Klimas und des Klimawandels. Wenn man Zeiten verpasst, um bestimmte Entscheidungen zu treffen, hat das zum Teil verheerende Auswirkungen. Das macht für mich den Synodalen Weg und seine Fragen so hochrelevant. Also wir müssen diese Chance, die wir jetzt haben und gemeinsam angehen, auch wirklich anpacken."
Es gab schon viele letzte Chancen. Allerletzte Chancen. Jetzt klingt es nach allerallerletzter Chance. Seit 50 Jahren füllen dieselben Forderungen die katholischen Reformkataloge: Gleichberechtigung der Geschlechter, Mitbestimmung von Laien, Lockerung der Sexualmoral, Freigabe des Zölibats.
Einerseits wird medial darüber breit diskutiert, andererseits gelten die Themen innerkirchlich als, - ja, das Wort gibt es noch - heiße Eisen, die besser nicht anfasst, wer eine kirchliche Karriere plant.
Wichtige Stimme der Erfurter Theologin Julia Knop
Die Austrittszahlen sind auf einem Allzeithoch, die Glaubwürdigkeit auf einem Tiefpunkt angesichts von massenhafter sexualisierter Gewalt und deren Vertuschung. Die sogenannte MHG-Studie beschrieb 2018 das Ausmaß des Missbrauchs und listete systemische Faktoren auf, die Taten und Vertuschung begünstigten. Das wissenschaftliche Werk, das alle Diözesen gemeinsam in Auftrag gegeben hatten, überzeugte nicht den gesamten hohen Klerus davon, institutionell etwas zu verändern.
Einige hätten die Tradition der Tabuisierung sicher gern weiter fortgeschrieben, erklärte die Erfurter Theologin Julia Knop im Frühjahr 2019 den versammelten Bischöfen. Und sie riet ihnen, sich von dieser Tradition zu verabschieden.
Mittlerweile ist Julia Knop eine der wichtigsten Stimmen des Synodalen Weges: "Wir haben etliche Themen in der katholischen Kirche, die seit vielen Jahrzehnten ausgebremst, nicht weiterbearbeitet sind. Die wurden immer wieder benannt, aber es ging nicht weiter. Vor allem über die Veröffentlichung der MHG-Studie ist die Dringlichkeit dieser Themen – Schlagworte: Machtverteilung, Partizipation von Laien, Verhältnis Kleriker-Laien, der ganze Bereich der Sexualmoral, Geschlechtergerechtigkeit – auf dem Tisch. Da dürfen wir auch einfach keine Zeit mehr verstreichen lassen."
Innerhalb der Bischofskonferenz haben sich Lager gebildet, darunter eines, das die Institution göttlich gut findet, aber die Menschen zu glaubensschwach. Reinhard Marx bekam die Macht dieser Amtsbrüder zu spüren: Sie durchkreuzten zum Beispiel den eigentlich beschlossenen Plan, protestantische Ehepartnerinnen und -partner zur Kommunion einzuladen.
Bätzing als Brückenbauer
Auch Marx‘ Nachfolger Georg Bätzing bekennt sich zur Ökumene. Im nächsten Jahr wird er Gastgeber des Ökumenischen Kirchentags in Frankfurt sein. Die Stadt am Main gehört zu seinem Bistum.
Oft wirkt der Graben zwischen katholischer und evangelischer Kirche kleiner als der zwischen den innerkatholischen Lagern. Bätzing unterstützte den Synodalen Weg von Anfang an. Kritiker werfen ihm daher vor, nicht vermitteln zu können, sondern Partei zu sein.
Die Theologin Julia Knop widerspricht: "Bloß, weil jemand diesen Weg forciert, ist er nicht in dem Sinne parteiisch, dass er nicht mehr moderieren könnte. Ich finde, dass die Art und Weise, wie er das tut, also wie er moderierend da ist, durchaus mal inhaltliche Akzente setzt, aber vor allem Akzente setzt in der Tonalität, wie man Diskurs übt, wie man aber auch bei aller Freude an der Debatte, vielleicht auch bei allem Leid an der Debatte, lösungsorientiert bleibt, dass er da wirklich seine Rolle als Brückenbauer sehr gut ausfüllt."
Ein Pontifex, ein Brückenbauer - das, was Julia Knop lobt, sieht Raoul Löbbert, Chefkorrespondent der ZEIT-Beilage "Christ und Welt" immer noch kritisch: "Wenn man sich die letzten Monate anschaut, dann muss man sagen, dass Georg Bätzing wenig präsent war in der Öffentlichkeit. In der Corona-Pandemie hat man lange Zeit von ihm nichts gehört. Auch als die Instruktion der Kleruskongregation erschien, die Rolle der Laien betreffend, war von ihm sehr, sehr lange nichts zu hören. Das hat auch damit zu tun, dass Bätzing ein anderes Verständnis als Vorsitzender zu haben scheint. Er versteht sich als eine Art Brückenbauer, Friedensstifter und so eine Art vorsitzender Vermittlungsausschuss, der mit allen Seiten im Gespräch bleiben will. Das führt dazu, dass er auch erst einmal eher zurückhaltend ist, um und erst einmal keine Position beziehen möchte, um die Leute miteinander ins Gespräch zu bringen. Die Frage ist bloß: Kann das erfolgreich sein?"
Das Hadern der Bischöfe in der "Frauenfrage"
Kurz vor der in der kommenden Woche beginnenden Versammlung aller 69 Bischöfe in Fulda scheint Georg Bätzing das Image des wandelnden Vermittlungsausschusses loswerden zu wollen. Die "Thematik Frau" habe höchste Priorität, das hat er gleich nach der Wahl erklärt. Amtsbrüder nennen die Thematik mit problemschwerem Blick "Frauenfrage". Wie lautet sie eigentlich, die Frage?
"Wie können wir Frauen so in der Kirche beteiligen an Entscheidungen und Entschlüssen, die gefasst werden müssen, an Diskussionen und an Prozessen, dass sie sich nicht exkludiert fühlen."
Julia Knop merkt an: "Ich möchte die Frauenfrage nicht zum Problem erklären. Ich glaube auch nicht, dass die Frau eine Frage ist".
Dann formuliert sie die Frage doch: "Welche Bedeutung haben Grundrechte in der katholischen Kirche?"
Georg Bätzing vermeidet das Wort Diskriminierung, lieber spricht er von Ungerechtigkeitsempfinden und gefühlter Benachteiligung. Einige Bischöfe buchen Frauen unter Strukturveränderung ab, Bätzing sieht in der Ungerechtigkeitempfindensminderung eine Glaubensfrage:
"Wenn wir die Frauen verlieren als diejenigen, die die Glaubensweitergabe in den Familien immer getragen haben, die kirchliches Leben tragen, die diakonisches Handeln tragen, weil sie sich darin engagieren, dann ist die Kirche in ihrem Bestand gefährdet. Das ist so."
Bätzing sieht die Frauenfrage als "nicht abgeschlossen"
Florin: "Lautet also die Frauenfrage: Was sollen Frauen dürfen, damit die Kirche gerettet werden kann?"
Bätzing: "Nein, es geht nicht um die Kirche, um den Bestand der Kirche, sondern es geht darum, Frauen und Männern in der Kirche Heimat und einen Platz zu geben und zu bewahren. In einer Zeit, wo gesellschaftlich einfach das Thema gleicher Rechte, gleiche Pflichten, Gleichberechtigung, Gleichstellung stark angekommen ist, kann das in der Kirche als Frage bemängelt wird und auch zu Recht bemängelt werden kann. Wir haben zu wenige Frauen, die an den Entscheidungsprozessen und an den Schlüsselstellen in der Kirche beteiligt sind."
Papst Johannes Paul II. entschied 1994, die Kirche sei nicht befugt, Priesterinnen zu weihen. Frauen und Männer sind laut katholischer Lehre zu unterschiedlichen Aufgaben berufen. Gleichwertig, aber nicht gleichartig.
(Keine) Diakonin, Pfarrerin, Priesterin
Zwar stehen in der evangelischen, anglikanischen und alt-katholischen Kirche Frauen geistliche Ämter offen. Aber auch dort bedurfte es jahrzehntelanger Diskussionen, bis Frauen ordiniert wurden.
Zwar stehen in der evangelischen, anglikanischen und alt-katholischen Kirche Frauen geistliche Ämter offen. Aber auch dort bedurfte es jahrzehntelanger Diskussionen, bis Frauen ordiniert wurden.
Als Priester und Bischof fühle er sich an diese Vorgabe gebunden, sagt Bätzing: "In Diskussionen versuche ich, diesem Gehorsam zu entsprechen, indem ich die Argumente darlege, so wie sie genannt sind. Ich sage aber auch dazu, und das sage ich auch in Richtung Rom und in Rom, dass ich dabei wahrnehme, dass diese Argumente vielfältig nicht mehr aufgenommen werden. Und was ist eine Argumentation, die nicht verstanden oder nicht angenommen werden kann? Insofern sage ich: Für mich ist die Frage nicht abgeschlossen."
"Ein Feminist bin ich sicher nicht"
Er könnte sich sogar die Gleichberechtigung in allen Ämtern vorstellen: "Das kann das in der Konsequenz bedeuten. Ich glaube aber, das ahnt auch jeder, der sich für diese Entscheidung stark macht, dass das ein langer Weg ist, den wir aber beginnen."
Er sagt "kann bedeuten" nicht: "Ich will diese Konsequenz". Schon vorsichtige Formulierung reizt Rom. Im Vatikan sind die veränderungswilligen deutschen Bischöfe ohnehin in Ungnade fallen, erst recht, seit sie einer Anweisung der Kleruskongregation zum Umgang mit Laien öffentlich widersprochen haben.
"And find, I’m King of The Hill, top of the heap", singt Sinatra.
Georg Bätzing könnte inmitten der Grabenkämpfe zum katholischen King of the Hill werden, wenn er jetzt im Interview Priesterinnen, Bischöfinnen und eine Päpstin in Aussicht stellte. Aber er plädiert zunächst einmal nur für Diakoninnen, also den untersten Weihegrad. Das allerdings macht er entschieden.
Bätzing: "Das Diakonat für Frauen halte ich für sehr legitim."
Florin: "Sehen Sie sich in dieser sogenannten Frauenfrage als Moderator oder als Kämpfer, als Feminist?"
Bätzing: "Ein Feminist bin ich sicher nicht. Aber es ist mir ein hohes Anliegen, weil ich einfach mit vielen Frauen im Gespräch bin, die unter einem Ungerechtigkeitsempfinden leiden. Wenn man sagt, der Sensus fidelium – der Glaubenssinn - ist in der Kirche wichtig, und er spielt auch eine Rolle in der Lehrentwicklung neben Schrift und Tradition und Lehramt. Dann nehme ich einfach wahr: Dieser Sensus ist nicht nur bei Frauen, sondern auch bei vielen Männern da, dass das als etwas Ungerechtes empfunden wird, dass es einen Ausschluss gibt auf dieser Ebene des Sakramentalen von Frauen. Insofern würde ich sagen, da bin ich nicht nur Moderator, sondern das mache ich mir auch zu eigen."
Offen kontroverse Diskussionen auf der Bischofskonferenz
Das reicht, um in Rom zu provozieren und auch innerhalb der Deutschen Bischofskonferenz. Eine Minderheit von Bischöfen und auch ein Teil der Laien befürchtet: Der Synodale Weg führt in die Irre.
Vor einer Neuerfindung der Kirche warnt der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer; der Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki beschwört die Gefahr einer deutschen Nationalkirche. Der Kölner Weihbischof Dominik Schwaderlapp hat das Synodal-Forum zur Sexualmoral verlassen. Die katholische Lehre führe zu Freiheit, Liebe und Glück. Diese Lehre sieht er nun gefährdet.
Wer von außen auf die angeblich einmütige Bischofskonferenz schaut, gewinnt den Eindruck, hier sind mindestens zwei Kirchen in einer.
Julia Knop: "Zum einen ist es ein großes Problem, dass wir lange gar nicht gestritten haben, sondern dass jeder so in seiner Blase, in seinem Resonanzraum seinem Echoraum geblieben ist und da sehr viel Bestätigung gefunden hat."
Jetzt wird offen kontrovers diskutiert, allerdings nicht immer mit fairen Mitteln. Die Theologieprofessorin Julia Knop benennt den Preis, den sie und andere auf dem Weg zahlen: "Was es auch gibt und das erlebe ich schon auch in den letzten Monaten sehr massiv, ist wirklich viel verbale Gewalt, böse Attacken, personalisierte Attacken gegen einzelne, die dann zu Protagonisten des Synodalen Weges hochstilisiert werden."
Schlechtes Vorbild für Streitkultur
Weil aggressive, sich katholisch nennende Medien von manchen Bischöfen mindestens geduldet oder sogar gefördert werden, gibt die katholische Kirche ein schlechtes Vorbild für Streitkultur ab. Der Vorsitzende der Bischofskonferenz hat das rechtsautoritär-katholische Lager, das den Synodalen Weg als Verrat bekämpft, noch nicht befriedet.
Während die Versöhnung innerhalb der Kirchenmauern noch aussteht, lockt sie außerhalb. Georg Bätzing regte kürzlich einen interreligiösen Corona-Gedenktag an. Es ist ein Versuch, den Blick nicht auf das Spaltende - den Streit um die Schutzmaßnahmen etwa – zu lenken, sondern auf die verbindende Erfahrung: So etwas ist für alle neu.
Für den Vorschlag gab es viel Lob. Bei der Umsetzung ist es wie mit der Frauenweihe: viel könnte, nichts Konkretes.
Ein Machtwort kann er weder innerkirchlich sprechen, noch in der Gesellschaft. Die Chancen, als Moralinstanz geachtet zu werden, schätzt er realistisch ein: "Ich habe die katholische Kirche nie als moralische Instanz empfunden. Unser Glaube unterscheidet uns. Unsere Moral? Das möchte man wünschen. Aber die unterscheidet uns nicht."
"Wieso stehst du nicht auf und sagst das?"
Worauf er anspielt, ist das, womit der Synodale Weg seinen Anfang nahm: auf die MHG-Studie zum Missbrauch. Nach der Präsentation dieser Studie im September 2018 wurde Bätzings Vorgänger Marx gefragt, ob es ein oder zwei unter den versammelten Bischöfen gebe, die sagen, sie könnten vor lauter Schuld die Verantwortung des Amtes nicht mehr wahrnehmen.
Die Antwort: "Nein."
Bis heute trat keiner zurück, niemand gestand von sich aus, etwas vertuscht zu haben. Bätzing war Generalvikar in Trier, er räumte Fehler ein – aber mehr möchte er nicht sagen, auch nicht über die Amtsbrüder.
"Ich kann nicht für andere antworten. Das müsste jemand aus eigenem Antrieb tun. Sie haben diese Frage schon häufiger gestellt, ich kann sie nicht beantworten. Ich müsste Wissen haben über andere Bischöfe, belegbares Wissen, um zu sagen: Wieso stehst du nicht auf und sagst das?"
Entweder scheitern alle oder es kommt eine neue Kirchenkultur
Es ist wahrscheinlich, dass die Taten, die am Anfang des Synodalen Weges standen, niemals aufgeklärt werden. Es ist wahrscheinlich, dass die Reformideen wieder nicht verwirklicht werden.
Sollte das so kommen, sieht der Journalist Raoul Löbbert viele Verlierer: "Die Wahrscheinlichkeit, dass der Synodale Weg scheitert, ist relativ groß. Es kann durchaus sein, dass der Bischof aus Regensburg beispielsweise, aus dem Synodalen Weg ausschert, das hat er mehrfach schon angekündigt. Oder auch der Kölner Kardinal Woelki. Das wäre für das liberale Lager schon in gewisser Weise eine Katastrophe, weil man immer auf dieses gemeinsame Vorgehen gesetzt hat. Diese demonstrative Einigkeit, die letztendlich nach außen immer nur Kosmetik war und niemals den realen Verhältnissen innerhalb der Bischofskonferenz entsprach, die wäre damit quasi vorbei. Das ist etwas, was sicherlich mehr den Liberalen schaden würde als den Konservativen. Die Konservativen wollen im Grunde genommen, dass sich gar nichts ändert, und das hätten sie damit erreicht."
Wer es in Limburg geschafft hat, schafft es nicht unbedingt auf der größeren Bischofsbühne, da bleibt der Journalist bei seinem Urteil vom März.
It’s up to Bätzing – zu behaupten, es käme allein auf den Vorsitzenden an, das hieße für Julia Knop, Amt und Person zu überschätzen. Georg Bätzing ist eben kein Oberbischof, kein deutscher Papst, kein King of Limburg.
Die Theologin schließt Scheitern nicht aus, aber: "Das würde ich nicht als persönliches Scheitern eines Vorsitzenden beschreiben. Wenn wir das ernst meinen ‚Synodaler Weg, Gemeinsamer Weg‘, dann scheitern wir entweder alle zusammen, oder wir kommen wirklich in eine neue Kultur von Kirche mit der wir leben können, leben wollen und in der auch wieder die Hoffnung, von der Kirche sprechen will, und die Solidarität, für die sie antritt, glaubhaft und lebbar werden."