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Georg-Büchner-Preis 2019
Lukas Bärfuss: "Ich bin ein Schriftsteller des 20. Jahrhunderts"

Der Georg-Büchner-Preis wurde dieses Jahr an den Schweizer Schriftsteller Lukas Bärfuss verliehen. Bärfuss gilt als politischer Autor - und auch in seiner Dankesrede betonte er die Bedeutung von Vergangenheitsbewältigung und "unbedingtem Erinnern".

Von Ludger Fittkau |
Der Schweizer Schriftsteller Lukas Bärfuss auf der Frankfurter Buchmesse.
Der Schweizer Schriftsteller Lukas Bärfuss erhält 2019 den Georg-Büchner-Preis (picture-alliance/Jens Kalaene/dpa-Zentralbild/ZB)
Seine Werke seien durchdrungen von "nervösem politischen Krisenbewusstsein" und der "Fähigkeit zur Gesellschaftsanalyse" - so begründete die Jury des Georg-Büchner-Preises die Vergabe an den Schweizer Schriftsteller Lukas Bärfuss. Bärfuss erhielt die mit 50.000 Euro dotierte Auszeichnung in Darmstadt für seine Dramen und Romane. Auch in seinen Essays begleite Bärfuss die heutige Welt "mit furchtlos prüfendem, verwundertem und anerkennendem Blick", so die Jury.
Unbedingtes Erinnern
Auch seine Dankesrede bei der Verleihung habe einen friedenspolitischen Kern gehabt, so Landeskorrespondent Ludger Fittkau. Sie sei ein "Plädoyer für das unbedingte Erinnern" gewesen und "gegen jeden Gedanken, das 20. Jahrhundert auf sich beruhen zu lassen". Bärfuss sagte über sich selbst: "Ich bin ein Schriftsteller aus dem Europa des 20. Jahrhunderts, welchen Faden ich auch immer aufnehme, hinter der nächsten oder spätestens der übernächsten Ecke führt er zu einem Massengrab."
Keine Gnade für Danton
Bärfuss habe auch aus Büchners "Dantons Tod" zitiert und so den Bezug zum Namensgeber des Preises hergestellt. "Was ist das, was in uns lügt, hurt, stiehlt und mordet?" das frage Danton in dem Stück, aber diesen Zweifel lasse Bärfuss Danton nicht durchgehen. So tönten die Mörder immer, sagte Bärfuss, und würden mit Sachzwang, Befehlen und Schicksal argumentieren. "Ein gnadenloser Bärfuss mit Bezug auf Büchners Danton", so Fittkau.