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Gepixelte Galaxis

Technik. – Die Digitalisierung der Technik hat einen mächtigen Aufschwung der Hobby-Astronomie bewirkt. Hobbyastronomen können dank erschwinglich gewordener Hightech zu Entdeckern von Sternen, Supernovae oder Galaxien werden, ohne selbst nächtelang im Freien zu sitzen und in den Himmel zu starren. Auf der Kölner Photokina wurden die neuesten Amateurteleskope gezeigt.

Von Mathias Schulenburg |
    300 bislang unbekannte Objekte pro Jahr entdeckten die Hobbyastronomen heute allein mit den Teleskopen seiner Firma, versichert Gido Weselowski, Sales- und Marketingmanager bei Meade Instruments Europe. Der Grund sei die hohe Automatisierung. Weselowski:

    "Ja, aus Rücksicht auf meine Frau musste ich abends das Gerät automatisieren, das heißt, es gibt Standard-Software, ich habe auch ein bisschen dazu geschrieben, das ist ja auch ganz leicht eigentlich, und das Gerät fährt also eine Liste von Objekten an. Macht die Bilder, wertet die Bilder aus und legt die Bilder in einem Verzeichnis ab. Sollte eine Entdeckung dabei sein, ein neuer Stern, der aufgeflammt ist, ein sich bewegendes Objekt, wird automatisch eine Nachricht an das so genannte Minor-Planet-Center, also an die Nasa, geschickt und die registrieren diese Entdeckungsmeldungen und gucken sich das an. Ich nutze dann die Regentage, um die Bilder, die ich wunderbar gemacht habe nächtens, dann nachzubearbeiten und daraus schöne Bilder zu machen, die ich mir dann vielleicht noch einrahme."

    Motorgetrieben und computergesteuert also surren die Instrumente der Amateure heute im heimischen Garten durch die Nacht und ermöglichen selbst am deutschen, häufig lichtvernebelten Nachthimmel die Entdeckung bislang unverzeichneter, von den großen Teleskopen übersehener Objekte. Weselowski:

    "Ich selbst habe zwei Galaxien entdeckt. Die kann man auch im Internet nachlesen, die eine heißt Weselowski 1 und Weselowski 2, die habe ich über diese Technologie entdeckt. Ich habe einen Kunden, einen sehr guten Kunden, der also eine Supernova in einer bekannten Galaxie im Sternbild Großer Wagen entdeckt hat, auch mit unseren Teleskopen."

    Der eigentliche Schlüssel zum Erfolg ist - neben Automatisierung und Bildverarbeitung – die Verfügbarkeit billiger Bildaufnahmechips aus der Kameraproduktion der Hersteller. Von entsprechender Software unterstützt, reichen, so Weselowski, bei den Amateuren schon vergleichsweise kleine Chips,

    "die aber in Verbindung mit einem Teleskop ideale Dienste leisten. Sie können also Gasnebel, Planeten, die Mondoberfläche, in einer nie gekannten Schärfe aufnehmen und nachbearbeiten. Und da liegt auch der Trick, in der Nachbearbeitung der Rohbilder."

    Und dann kommt noch ein besonderer Trick dazu: Kälte. Weselowski:

    "Der Haupteffekt ist eigentlich, dass man die Chips, die man verwendet, kühlt, um also das Rauschen dieser Chips zu reduzieren und somit die Empfindlichkeit dieses Chips zu steigern. Und dann können Sie auch mit einem ganz kleinen CCD-Chip, so wie wir ihn ja auch verwenden, schon ganz tolle Bilder machen."

    Die Kühlung erfolgt mit einem so genannten Peltierelement, das ist eine kleine Kristallanordnung, die, wenn sie von Strom durchflossen wird, auf der einen Seite kalt, auf der anderen Seite heiß wird. Die kalte Seite kühlt den Chip. Das ganze Raffinement ist dabei durchaus erschwinglich. Weselowski:

    "Da bieten wir ja auch Schulteleskope in diesem Bereich an, die fangen bei 348 Euro an und hören auf bei 800 Euro, also wirklich im Rahmen, für eine solche, besondere Technologie."

    Und mit etwas Glück hat man dann irgendwann ein neues Objekt auf dem Bildschirm und kann seinen Namen verewigen.