Archiv

Geplante Kürzungen bei NPR
"Der Präsident mag überhaupt keine sorgfältigen Nachrichten"

US-Präsident Donald Trump hat angekündigt, die Zuschüsse für den nicht-kommerziellen Rundfunk zu streichen. Jeff Rosenberg, Mitbegründer des National Public Radio (NPR), befürchtet, dass das für die Pressevielfalt in den USA erhebliche Konsequenzen hätte.

Jeff Rosenberg im Gespräch mit Stefan Koldehoff |
    Trump bei einer Rede, den rechten Arm weit ausgestreckt.
    US-Präsident Donald Trump will die Zuschüsse für das nicht-kommerzielle Rundfunknetzwerk NPR einstellen. (picture alliance / Consolidated)
    Stefan Koldehoff: Herr Rosenberg, was genau hat die Trump-Regierung mit dem öffentlichen, mit dem nicht-kommerziellen Radio in den Vereinigten Staaten vor?
    Jeff Rosenberg: Nun, was mit dem National Public Radio geplant ist, hat mit dem zu tun, was die Regierung Trump mit allen angeschlossenen Radio- und Fernsehsendern vorhat. Sie möchte dafür überhaupt kein öffentliches Geld mehr ausgeben – was der Staat in den letzten 50 Jahren mit bedeutenden Summen getan hat. Die Regierung Trump will das völlig beenden.
    Koldehoff: Sie haben bei NPR begonnen 1970/71. Sie haben viel erlebt in dieser Zeit. Was ist in diesem Jahr das Besondere, was ist besonders gefährlich?
    Rosenberg: Das Gefährliche liegt in der Art, wie unser System funktioniert – ganz anders als das deutsche: Die öffentlichen Gelder gehen direkt an die Sender, die unabhängig sind und die Sender nutzen es als wesentlichen Teil ihres Budgets. Sie unterhalten eigene Nachrichtenredaktionen, damit sie lokal berichten können. Und wenn man ihnen dieses Geld wegnimmt, werden als erstes die kleineren, schwächeren Sender – vor allem in ländlichen Gegenden, wo es kaum Spenden für sie gibt – gezwungen sein, zu schließen. Und einige von diesen Stationen sind die einzigen, die in ihrer Region überhaupt senden.
    Nicht-kommerzielles Radio später eingeführt als in Deutschland
    Koldehoff: Hat der Präsident besondere Angst vor dem öffentlichen, nicht-kommerziellen Radio in den USA?
    Rosenberg: Nein. Das wäre sehr schmeichelhaft – und ich persönlich würde es sehr mögen, wenn er hätte. Aber er mag überhaupt keine sorgfältigen Nachrichten. Das liegt nicht in seinem Interesse. Man darf aber auch nicht vergessen, dass die Republikaner im Senat immer schon versucht haben, öffentlichen Rundfunk und öffentliches Fernsehen zu beenden. Sie sehen das als etwas, das privat finanziert werden sollte – nicht von der Regierung. Man könnte davon doch viel besser einen neuen Flugzeugträger kaufen. Sie dürfen nicht vergessen, dass bei uns – anders als in Deutschland – der öffentliche Rundfunk erst als zweites kam: Wir hatten 40 Jahre kommerzielles Radio – und der Grund für die Gründung von NPR war, dass die Privaten der Gesellschaft nicht wirklich gut getan haben. Und dann gab es den Konsens – bis heute –, dass wir zwei Arten von Programmen brauchen: Nachrichten, Information, Kultur, die von NPR kommen – und die berühmten Fernsehprogramme wie "Sesamstraße" im öffentlichen Fernsehen. Sie glauben doch keine Minute lang, dass kommerzielle Stationen Dinge machen würden, die so unrentabel sind, oder?
    Porträt von Jeff Rosenberg
    NPR-Journalist Jeff Rosenberg (privat)
    Koldehoff: Auf der anderes Seite: 26 Millionen Hörer wöchentlich, das sind die Zahlen für 2015. Wie sind die Reaktionen? Gibt es Proteste?
    Rosenberg: In der Vergangenheit hat es, wenn öffentliche Gelder für NPR bedroht waren, Proteste gegeben. Und viele davon waren effektiv: keine Demonstrationen, aber Anrufe bei den Abgeordneten und den Gouverneuren, um ihnen zu sagen, dass sie glauben, dass der eine Dollar und die 35 Cent pro Jahr und Bürger für Public Broadcasting es wert sind, vom Staat ausgegeben zu werden. Aber diesmal wird so viel aus dem Haushalt herausgenommen, so viel, das die Menschen wollen und brauchen, wird beschnitten – auch wenn der noch nicht beschlossen ist, dass ich die Gefahr sehe, dass der öffentliche Rundfunk in dieser Aufregung untergehen wird und dass seine Finanzierung diesmal wirklich zerstört werden könnte.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.