Archiv

Geplanter Auftritt in Köln
Solidaritätskonzert statt "Eagles of Death Metal"

Die "Eagles of Death Metal" sind die Band, die bei dem Angriff auf die Konzerthalle Bataclan in Paris ein Konzert gegeben hatte. Anschließend sagte die Gruppe ihre Tour ab. Verständlich, findet das der Betreiber der Kölner Konzerthalle Essigfabrik. Doch er will ein Zeichen setzen: mit einem Solidaritätskonzert für die Opfer.

Von Julia Batist |
    Der Frontmann Jesse "The Devil" Hughes der amerikanischen Band Eagles Of Death Metal, aufgenommen während eines Konzerts beim Eurockeennes Festival im französischen Belfort, im Juli 2015
    Der Frontmann Jesse "The Devil" Hughes der amerikanischen Band Eagles Of Death Metal, aufgenommen während eines Konzerts beim Eurockeennes Festival im französischen Belfort, im Juli 2015 (picture alliance / dpa / Hugo Marie)
    "Wir gehen jetzt raus und machen trotzdem was. Lassen uns eben keine Angst einjagen. Auch wenn irgendwer sagt, Death Metal ist verwerflich oder sonst was."
    "Weil ich Leute kenne, die wiederum andere kannten, die bei dem Anschlag betroffen waren. Denen ging's echt dreckig teilweise."
    Heute kommen die Leute nicht nur wegen der Musik. Spontan hat Veranstalter Sergio Sotric ein kleines Festival organisiert. Der Eintritt ist frei, alle Bands verzichten auf ihre Gage, die Mitarbeiter auf ihre Bezahlung. Sie sind hier, um dem Terror die Stirn zu bieten. Wenn auch ein ungutes Gefühl mitschwingt.
    "Ich bin selber einfach Franzose. Und ich hab's auch jetzt mitbekommen. Viele Freunde in Paris – man lebt ständig in dieser Angst. Aber man kann jetzt auch nicht ständig zu Hause bleiben. Das geht nicht."
    "Natürlich kamen erste Bedenken auf. Aber als wir hier angekommen sind, haben wir ja die Security gesehen, die durchsuchen jeden. Die meisten sperren sich ja jetzt im Moment weg. Bleiben zu Hause. Wir nicht."
    Genau das ist auch die Botschaft des Veranstalters Sergio Sotric:
    "Wir möchten unsere Lebensweise nicht auf den Kopf stellen trotz aller Sicherheitsvorkehrungen. Wir möchten weiterhin ins Restaurant gehen, zum Konzert, ins Kino. Wir möchten uns auf unseren Marktplätzen angstfrei aufhalten können. Das gehört glaube ich auch dazu, dass wir unsere freiheitlichen Werte verteidigen müssen."
    Lebensweisen nicht auf den Kopf stellen lassen
    Aber man ist alarmiert: Die Polizei ist in zivil unterwegs, nicht zu unterscheiden von den Gästen. Dass die Eagles of Death Metal ihre Tour abgesagt haben, versteht Sotric, hofft jedoch, dass sie bald wieder spielen. An die Amerikaner hat er gute Erinnerungen.
    "Die Band ist schon zwei Mal hier aufgetreten. Wir haben einen persönlichen Bezug zu denen. Hier haben zwei Veranstaltungen stattgefunden, die wunderbar waren. So friedlich abgelaufen sind."
    An Stelle der Eagles of Death Metal stehen heute sechs Bands aus Köln und dem Umland auf der Bühne. In letzter Minute hat Veranstalter Sotric sie überzeugt. Tobias Schmidt ist Gitarrist bei Layment aus Herne. Er ist immer noch schockiert von den Anschlägen in Paris.
    "Ich weiß nicht ob es gegen Rock, gegen Heavy Metal, gegen westliche Musik ging. Aber all das würde auf uns zutreffen."
    "Weil jetzt ja wirklich unsere eigene Lebensrealität hier einmal betroffen war, wenn auch in einem anderen Land aber einem sehr nahen Land, da haben wir uns entschieden. Auch weil wir in dem Moment als das Massaker passiert ist selber auf der Bühne gestanden haben. - Um dieses Zeichen zu setzen. Wir haben keine Angst. Wir wollen uns nicht einschränken lassen."
    Das Konzert ist aufgegangen
    Dann erreicht ihn die Nachricht: Das Fußball-Länderspiel zwischen Deutschland und den Niederlanden wurde abgesagt. Tobias Schmidt ist ehrlich:
    "Das ist ein weiterer Punkt, der uns natürlich noch ein bisschen mehr links und rechts aus dem Augenwinkel gucken lässt und ein ungutes Gefühl in der Magengrube hinterlässt."
    "Wir wollen keine Angst haben aber es fühlt sich anders an. Aber wir lassen uns nicht unterkriegen, wir wollen unsere Konzerte weiter spielen, wir wollen unsere Freiheit weiter genießen."
    Sergio Sotric zumindest hat keine Angst. Am Rande des Konzerts hat er Spenden für die Familien der Opfer und die Verletzten in Paris gesammelt, ein Spendenkonto eingerichtet. Die Konzerthalle strahlt - für heute ist sein Konzept aufgegangen.
    "Ich hätte ein mulmiges Gefühl, wenn heute die Halle zu geblieben wäre, völlig verdunkelt und wir damit so'n Zeichen der Angst nach außen hin transportiert haben."
    Aber so, wie wir das seit so vielen Jahren machen mit unserem Publikum, da fühl ich mich pudelwohl."