Christian Bremkamp: Der Winter hat Deutschland wieder fest im Griff. Nach einem kurzen Tauwetter-Intermezzo setzten am Abend erneut heftige Schneefälle ein. Vielerorts kam es zu Blitzeis. Die Folge: ein Verkehrschaos, wie es Deutschland schon länger nicht mehr erlebt hat. Allein in Hamburg zählte die Polizei 400 Unfälle.
Am Telefon begrüße ich jetzt Anja Hänel. Sie ist Referentin für Verkehrssicherheit beim Verkehrsclub Deutschland. Guten Tag, Frau Hänel.
Anja Hänel: Guten Tag!
Bremkamp: Haben Sie es denn heute pünktlich ins Büro geschafft?
Hänel: Ich bin nur mit einer ganz kleinen Verspätung angekommen. Ich bin mit der S-Bahn gefahren und da ist es ja relativ sicher.
Bremkamp: Sie wohnen und arbeiten in Berlin. Die S-Bahn funktioniert, sagen Sie. Wurde denn im Rest der Stadt ordentlich geräumt?
Hänel: Als ich unterwegs war, hat es gerade heftig geschneit. Das heißt, da musste man natürlich wieder mit verschneiten Straßen rechnen. Aber ansonsten sah es ganz gut aus.
Bremkamp: Nicht überall sah es so gut aus. In einigen Städten suchte man auf den Straßen vergeblich nach Räumfahrzeugen. Wie kann das eigentlich sein?
Hänel: Es ist so, dass der Winter immer wieder auch die Kommunen und auch die Straßenbauämter überraschend trifft. Das wundert uns auch. Aber ich sage mal so: Länder wie Sachsen oder wie Thüringen, die halt an heftige Schneefälle gewöhnt sind, sind meistens ja ganz gut vorbereitet. Das haben wir ja jetzt auch aus der Presse wieder gehört. Andere Länder, wo vielleicht nicht immer ständig solche Schneemassen im Winter anfallen, die haben vielleicht auch ein organisatorisches Problem, dass es deswegen immer zu Verzögerungen kommt.
Bremkamp: Aber ich erinnere mich: ungefähr vor einem Jahr habe ich zum selben Thema ein sehr ähnliches Interview geführt. Wir haben den 14. Dezember. Das kann doch eigentlich nirgendwo in Deutschland jemanden überraschen?
Hänel: Eigentlich nicht. Die Städte und auch natürlich die Straßenbauämter sind ja verpflichtet zu räumen. Das heißt, die müssen diese Räumpflicht auch organisatorisch gut auf die Rolle bringen. Wenn natürlich jetzt mal ein ganz heftiges Unwetter kommt, oder ganz heftig und ganz plötzlich Schneefälle passieren, dann kann das natürlich schon zu Verzögerungen führen. Das ist einfach dann eine Naturkatastrophe, sagen wir mal so.
Bremkamp: Schläft da jemand bei den Verantwortlichen der Kommunen?
Hänel: Ich glaube nicht. Ich glaube aber, dass es sehr unterschiedlich ist, wie die Kommunen organisiert sind. Es ist ja so, dass sie in ihren Straßenreinigungssatzungen eine Verpflichtung haben zu räumen. Dort ist festgelegt, welche Straßen vorrangig zu räumen sind, und das können sie über eigene Bauhöfe machen, oder auch über Subunternehmer, und da kommt es wirklich sehr darauf an, wie das organisiert ist, und vor allen Dingen auch, mit welchen Puffern sie dort rechnen, denn man macht ja Verträge über den ganzen Winter und das Personal muss auch vorgehalten werden und mal hat man nichts zu tun und mal hat man eben sehr viel zu tun.
Bremkamp: Wird da vielleicht auch an der falschen Stelle gespart in der Hoffnung, der nächste Winter wird nicht so schlimm?
Hänel: Ja, da gehe ich mal bei den Kassenlagen der Kommunen schon davon aus, dass sie natürlich jetzt nicht immer mit einer Maximalauslastung rechnen und das beauftragen.
Bremkamp: Sie sagen, die Kommunen sind verpflichtet zu räumen. Wenn mir jetzt auf der Straße was passiert, kann ich da denn irgendetwas geltend machen?
Hänel: Das kommt darauf an, auf welcher Kategoriestraße. Die Kommunen sind nur für die städtischen Straßen zuständig. Für die Landes- und Bundesstraßen oder die Autobahnen sind die jeweiligen Straßenmeistereien dann zuständig, entweder des Bundes oder der Länder. Bei den kommunalen Straßen ist es so, dass in der Satzung festgelegt wird, welche Straßen Kategorie 1 haben, also vorrangig zu räumen sind, und es werden auch Straßen definiert, die nicht zu beräumen sind.
Bremkamp: Sind Sie als Verkehrsclub denn mit der Räumung der Autobahnen zufrieden?
Hänel: In der Regel funktioniert das ganz gut, aber wie gesagt, wenn wir jetzt so eine Wetterlage haben, ist es natürlich schwierig. Wenn es halt sehr heftige Schneefälle sind, dann braucht das schon so seine Zeit, bis dann das auch wirklich greift, bis die Straßen wieder frei sind.
Bremkamp: Im letzten Jahr haben wir ja gehört, dass einigen Kommunen das Streusalz ausgegangen ist. Aus Berlin habe ich gehört, dass an den Flughäfen das Enteisungsmittel ausgeht. Das ist doch eigentlich eine sehr unzureichende Vorplanung?
Hänel: Das ist eine unzureichende Vorplanung. Da ist man dann von den letzten nicht so heftigen Wintern ausgegangen und da muss man sicherlich auch immer wieder gegen korrigieren und sagen, dass man da nicht an der falschen Stelle spart. Denn: Gerade Streumittel sollten schon nicht ausgehen.
Bremkamp: Gibt es eigentlich eine Ecke in Deutschland, wo Sie als Verkehrsclub sagen, da läuft das vorbildlich?
Hänel: Was ich vorhin schon meinte: Die Kommunen, die in Gebieten sind, wo immer heftige Schneefälle sind, die sind wahrscheinlich einfach organisatorisch besser darauf eingestellt. Aus Sachsen und Thüringen habe ich zumindest gehört, dass sie dort meldeten, sie haben den Winter einigermaßen im Griff. Ansonsten kommt das, glaube ich, sehr auf die Situation vor Ort an, wie es organisiert ist.
Bremkamp: Anja Hänel war das vom Verkehrsclub Deutschland. Herzlichen Dank für das Gespräch.
Hänel: Ja! Herzlichen Dank.
Vorhersagen, Tipps und Gründe für das real existierende Schneechaos
Am Telefon begrüße ich jetzt Anja Hänel. Sie ist Referentin für Verkehrssicherheit beim Verkehrsclub Deutschland. Guten Tag, Frau Hänel.
Anja Hänel: Guten Tag!
Bremkamp: Haben Sie es denn heute pünktlich ins Büro geschafft?
Hänel: Ich bin nur mit einer ganz kleinen Verspätung angekommen. Ich bin mit der S-Bahn gefahren und da ist es ja relativ sicher.
Bremkamp: Sie wohnen und arbeiten in Berlin. Die S-Bahn funktioniert, sagen Sie. Wurde denn im Rest der Stadt ordentlich geräumt?
Hänel: Als ich unterwegs war, hat es gerade heftig geschneit. Das heißt, da musste man natürlich wieder mit verschneiten Straßen rechnen. Aber ansonsten sah es ganz gut aus.
Bremkamp: Nicht überall sah es so gut aus. In einigen Städten suchte man auf den Straßen vergeblich nach Räumfahrzeugen. Wie kann das eigentlich sein?
Hänel: Es ist so, dass der Winter immer wieder auch die Kommunen und auch die Straßenbauämter überraschend trifft. Das wundert uns auch. Aber ich sage mal so: Länder wie Sachsen oder wie Thüringen, die halt an heftige Schneefälle gewöhnt sind, sind meistens ja ganz gut vorbereitet. Das haben wir ja jetzt auch aus der Presse wieder gehört. Andere Länder, wo vielleicht nicht immer ständig solche Schneemassen im Winter anfallen, die haben vielleicht auch ein organisatorisches Problem, dass es deswegen immer zu Verzögerungen kommt.
Bremkamp: Aber ich erinnere mich: ungefähr vor einem Jahr habe ich zum selben Thema ein sehr ähnliches Interview geführt. Wir haben den 14. Dezember. Das kann doch eigentlich nirgendwo in Deutschland jemanden überraschen?
Hänel: Eigentlich nicht. Die Städte und auch natürlich die Straßenbauämter sind ja verpflichtet zu räumen. Das heißt, die müssen diese Räumpflicht auch organisatorisch gut auf die Rolle bringen. Wenn natürlich jetzt mal ein ganz heftiges Unwetter kommt, oder ganz heftig und ganz plötzlich Schneefälle passieren, dann kann das natürlich schon zu Verzögerungen führen. Das ist einfach dann eine Naturkatastrophe, sagen wir mal so.
Bremkamp: Schläft da jemand bei den Verantwortlichen der Kommunen?
Hänel: Ich glaube nicht. Ich glaube aber, dass es sehr unterschiedlich ist, wie die Kommunen organisiert sind. Es ist ja so, dass sie in ihren Straßenreinigungssatzungen eine Verpflichtung haben zu räumen. Dort ist festgelegt, welche Straßen vorrangig zu räumen sind, und das können sie über eigene Bauhöfe machen, oder auch über Subunternehmer, und da kommt es wirklich sehr darauf an, wie das organisiert ist, und vor allen Dingen auch, mit welchen Puffern sie dort rechnen, denn man macht ja Verträge über den ganzen Winter und das Personal muss auch vorgehalten werden und mal hat man nichts zu tun und mal hat man eben sehr viel zu tun.
Bremkamp: Wird da vielleicht auch an der falschen Stelle gespart in der Hoffnung, der nächste Winter wird nicht so schlimm?
Hänel: Ja, da gehe ich mal bei den Kassenlagen der Kommunen schon davon aus, dass sie natürlich jetzt nicht immer mit einer Maximalauslastung rechnen und das beauftragen.
Bremkamp: Sie sagen, die Kommunen sind verpflichtet zu räumen. Wenn mir jetzt auf der Straße was passiert, kann ich da denn irgendetwas geltend machen?
Hänel: Das kommt darauf an, auf welcher Kategoriestraße. Die Kommunen sind nur für die städtischen Straßen zuständig. Für die Landes- und Bundesstraßen oder die Autobahnen sind die jeweiligen Straßenmeistereien dann zuständig, entweder des Bundes oder der Länder. Bei den kommunalen Straßen ist es so, dass in der Satzung festgelegt wird, welche Straßen Kategorie 1 haben, also vorrangig zu räumen sind, und es werden auch Straßen definiert, die nicht zu beräumen sind.
Bremkamp: Sind Sie als Verkehrsclub denn mit der Räumung der Autobahnen zufrieden?
Hänel: In der Regel funktioniert das ganz gut, aber wie gesagt, wenn wir jetzt so eine Wetterlage haben, ist es natürlich schwierig. Wenn es halt sehr heftige Schneefälle sind, dann braucht das schon so seine Zeit, bis dann das auch wirklich greift, bis die Straßen wieder frei sind.
Bremkamp: Im letzten Jahr haben wir ja gehört, dass einigen Kommunen das Streusalz ausgegangen ist. Aus Berlin habe ich gehört, dass an den Flughäfen das Enteisungsmittel ausgeht. Das ist doch eigentlich eine sehr unzureichende Vorplanung?
Hänel: Das ist eine unzureichende Vorplanung. Da ist man dann von den letzten nicht so heftigen Wintern ausgegangen und da muss man sicherlich auch immer wieder gegen korrigieren und sagen, dass man da nicht an der falschen Stelle spart. Denn: Gerade Streumittel sollten schon nicht ausgehen.
Bremkamp: Gibt es eigentlich eine Ecke in Deutschland, wo Sie als Verkehrsclub sagen, da läuft das vorbildlich?
Hänel: Was ich vorhin schon meinte: Die Kommunen, die in Gebieten sind, wo immer heftige Schneefälle sind, die sind wahrscheinlich einfach organisatorisch besser darauf eingestellt. Aus Sachsen und Thüringen habe ich zumindest gehört, dass sie dort meldeten, sie haben den Winter einigermaßen im Griff. Ansonsten kommt das, glaube ich, sehr auf die Situation vor Ort an, wie es organisiert ist.
Bremkamp: Anja Hänel war das vom Verkehrsclub Deutschland. Herzlichen Dank für das Gespräch.
Hänel: Ja! Herzlichen Dank.
Vorhersagen, Tipps und Gründe für das real existierende Schneechaos