"Grauenvoll, kitschig, vordergründig. Das ist ein voyeuristisches, populistisches Spielzeug, das man sich auf jedem Jahrmarkt oder auf dem Hamburger Dom gut vorstellen kann."
Der Architekt Meinhard von Gerkan lässt kein gutes Haar am Denkmal der Einheit, das nun im Zentrum Berlins entstehen soll: ein 55 Meter breites und 20 Meter tiefes Gebilde, das Kritiker an eine Schaukel erinnert. Denn dort, wo sich besonders viele Bürger in einem bestimmten Moment aufhalten, senkt sich das Monument – und will so zeigen, wie Mehrheiten entstehen.
"Die Symbolik, die in diesem Entwurf liegt, ist so vordergründig und missverständlich – man kann auf der einen Seite sagen: Die Schaukel neigt sich zu der Seite, wo die Mehrheit der Bevölkerung sich versammelt. Das ist nun mal ein Gesetz der Schwerkraft, in der Tat. Aber es ist ja zugleich auch ein Ausdruck, wie beliebig man mit Mehrheiten verfahren kann, dass man allein aufgrund des Spiels oder der Belustigung, die dabei entsteht, Entscheidungen trifft und nicht der Sache wegen. Aus diesem Grund finde ich es absolut kontraproduktiv. Das ist eine Demonstration des Gegenteils dessen, was es sagen will."
Der Staatsminister für Kultur und Medien, Bernd Neumann, sieht das ganz anders: Ihm erscheint die überdimensionale Schale als ein Monument des Glücks, das Idealbild eines bürgerfreundlichen Denkmals:
"Bürger in Bewegung will sagen: Wenn Bürger sich zusammentun, kann man was bewegen. Ich finde, das ist so einleuchtend, und natürlich wird das dazu führen, dass viele Schulklassen und junge Leute und Schülerinnen und Schüler sich einen Spaß machen, auf diesem Denkmal zu sein, aber sie werden wissen, wo sie sind. Denn auf der Oberseite werden wir die Hauptaussage haben: Wir sind ein Volk."
Neumann betont, wie schwierig es in einer Demokratie überhaupt sei, ein historisches Denkmal zu beschließen, das auch politischen Signalcharakter hat. Die Diskussionen um das Holocaust-Mahnmal und um die Reichstagskuppel waren ebenfalls lang und kontrovers. Gerade das Einheitsdenkmal sei aber trotz mancher Querelen besonders gut gelungen.
"Im Grunde gibt es zwei Denkschienen. Die einen sagen: Wir brauchen überhaupt kein Denkmal. Reicht nicht das Brandenburger Tor? Ja, wenn man diese Auffassung hat, muss ich das akzeptieren, aber der Deutsche Bundestag hatte eine andere und ich habe als verantwortlicher Minister den Bundestagsbeschluss umzusetzen. Und dann kommt der zweite Gesichtspunkt: Dieses Denkmal ist das nicht zu volkstümlich? Hat das nicht Kirmescharakter? Ja, und ich muss Ihnen sagen: Gott sei Dank haben wir hier nicht das klassische Denkmal, das dann bestenfalls mit Distanz und Würde von den Leuten von außen angeguckt wird, sondern wir habe ein Denkmal, das einlädt, in das Denkmal zu gehen, bewusst auch Zuschauer und Publikum einbeziehen will."
Architekt Gerkan ist da ganz anderer Meinung: Er sagt, das Denkmal habe weder Respekt vor dem geschichtlichen Ereignis noch Aussagekraft über den Freiheitswillen. Und er beklagt sich über Vorgänge, die zum Beschluss der Auswahlkommission führten; dabei sei es nicht fair und nicht sorgfältig genug zugegangen. Er, Gerkan, habe sich unter Druck gesetzt gefühlt, er sei aus Protest vom Vorsitz der Jury zurückgetreten.
Staatsminister Naumann widerspricht. Er unterstellt den Kritikern von "Bürger in Bewegung", sie seien allzu emotional und überhaupt sei der Auswahlprozess zur vollsten Zufriedenheit verlaufen.
"Wenn das Denkmal steht, wird das eine weitere Attraktion in dieser Stadt sein. Was will man mehr."
Mit so viel Enthusiasmus steht Bernd Neumann allerdings allein da. Die Presse ist bei Bekanntgabe des Gewinners vor drei Wochen mit Häme und ziemlichen Entsetzen über den siegreichen Entwurf hergefallen. Es wäre also doch eher ein Wunder, wenn die Schaukel der Einheit in der Berliner Denkmalszene so einschlagen würde, wie es der Staatsminister für Kultur verkündet.
Der Architekt Meinhard von Gerkan lässt kein gutes Haar am Denkmal der Einheit, das nun im Zentrum Berlins entstehen soll: ein 55 Meter breites und 20 Meter tiefes Gebilde, das Kritiker an eine Schaukel erinnert. Denn dort, wo sich besonders viele Bürger in einem bestimmten Moment aufhalten, senkt sich das Monument – und will so zeigen, wie Mehrheiten entstehen.
"Die Symbolik, die in diesem Entwurf liegt, ist so vordergründig und missverständlich – man kann auf der einen Seite sagen: Die Schaukel neigt sich zu der Seite, wo die Mehrheit der Bevölkerung sich versammelt. Das ist nun mal ein Gesetz der Schwerkraft, in der Tat. Aber es ist ja zugleich auch ein Ausdruck, wie beliebig man mit Mehrheiten verfahren kann, dass man allein aufgrund des Spiels oder der Belustigung, die dabei entsteht, Entscheidungen trifft und nicht der Sache wegen. Aus diesem Grund finde ich es absolut kontraproduktiv. Das ist eine Demonstration des Gegenteils dessen, was es sagen will."
Der Staatsminister für Kultur und Medien, Bernd Neumann, sieht das ganz anders: Ihm erscheint die überdimensionale Schale als ein Monument des Glücks, das Idealbild eines bürgerfreundlichen Denkmals:
"Bürger in Bewegung will sagen: Wenn Bürger sich zusammentun, kann man was bewegen. Ich finde, das ist so einleuchtend, und natürlich wird das dazu führen, dass viele Schulklassen und junge Leute und Schülerinnen und Schüler sich einen Spaß machen, auf diesem Denkmal zu sein, aber sie werden wissen, wo sie sind. Denn auf der Oberseite werden wir die Hauptaussage haben: Wir sind ein Volk."
Neumann betont, wie schwierig es in einer Demokratie überhaupt sei, ein historisches Denkmal zu beschließen, das auch politischen Signalcharakter hat. Die Diskussionen um das Holocaust-Mahnmal und um die Reichstagskuppel waren ebenfalls lang und kontrovers. Gerade das Einheitsdenkmal sei aber trotz mancher Querelen besonders gut gelungen.
"Im Grunde gibt es zwei Denkschienen. Die einen sagen: Wir brauchen überhaupt kein Denkmal. Reicht nicht das Brandenburger Tor? Ja, wenn man diese Auffassung hat, muss ich das akzeptieren, aber der Deutsche Bundestag hatte eine andere und ich habe als verantwortlicher Minister den Bundestagsbeschluss umzusetzen. Und dann kommt der zweite Gesichtspunkt: Dieses Denkmal ist das nicht zu volkstümlich? Hat das nicht Kirmescharakter? Ja, und ich muss Ihnen sagen: Gott sei Dank haben wir hier nicht das klassische Denkmal, das dann bestenfalls mit Distanz und Würde von den Leuten von außen angeguckt wird, sondern wir habe ein Denkmal, das einlädt, in das Denkmal zu gehen, bewusst auch Zuschauer und Publikum einbeziehen will."
Architekt Gerkan ist da ganz anderer Meinung: Er sagt, das Denkmal habe weder Respekt vor dem geschichtlichen Ereignis noch Aussagekraft über den Freiheitswillen. Und er beklagt sich über Vorgänge, die zum Beschluss der Auswahlkommission führten; dabei sei es nicht fair und nicht sorgfältig genug zugegangen. Er, Gerkan, habe sich unter Druck gesetzt gefühlt, er sei aus Protest vom Vorsitz der Jury zurückgetreten.
Staatsminister Naumann widerspricht. Er unterstellt den Kritikern von "Bürger in Bewegung", sie seien allzu emotional und überhaupt sei der Auswahlprozess zur vollsten Zufriedenheit verlaufen.
"Wenn das Denkmal steht, wird das eine weitere Attraktion in dieser Stadt sein. Was will man mehr."
Mit so viel Enthusiasmus steht Bernd Neumann allerdings allein da. Die Presse ist bei Bekanntgabe des Gewinners vor drei Wochen mit Häme und ziemlichen Entsetzen über den siegreichen Entwurf hergefallen. Es wäre also doch eher ein Wunder, wenn die Schaukel der Einheit in der Berliner Denkmalszene so einschlagen würde, wie es der Staatsminister für Kultur verkündet.