"Während die Bomben fallen, unterhalte ich mich mit dem Pfarrer über das religiöse Leben...
Dass von den 2 1/2 Millionen Menschen, die schätzungsweise noch in Berlin leben, irgendjemand arbeitet, halte ich für ausgeschlossen. Entweder sind Lichtsperrstunden oder es ist Alarm oder Voralarm, Telefon geht kaum noch irgendwo, die Verkehrsmittel sind unzuverlässig, kaum in Betrieb. Tags Staubstürme von den Trümmerhaufen, nachts fallen die Fensterscheiben heraus, die Ruinen heulen und stürzen ein, Zeitzünder gehen hoch in großen Massen, und die Wände zittern. Auch die noch stehenden Häuser haben so viele Erschütterungen erlebt, dass sie jeden Moment umfallen können. Eine verlorene Stadt."
Aus einem Brief Gottfried Benns vom 19. März 1945. Er ist einem schmalen Bändchen entnommen, das - mit so vielen anderen Büchern - zum 60. Jahrestag des Kriegsendes erschienen ist. "Vormittags die ersten Amerikaner", heißt es, und es versammelt einige Dutzend Passagen aus privaten Briefen und Tagebuchnotizen, die in der Zeit vom 1. Januar bis zum 9. Mai 1945 geschrieben wurden. Einige stammen von bekannten Persönlichkeiten, mehr aber noch von weniger prominenten oder von unbekannten, einfachen Leuten - einem Panzerschützen etwa oder einem Gefreiten, einer Stabshelferin oder einer Hausfrau oder Büroangestellten. Jeder dieser Auszüge trägt auf seine Weise zu einem Eindruck von Fühlen und Denken während der letzten gut vier Monate des Krieges bei, so gegensätzlich sie auch sein mögen. Bezeichnend dafür ist, was ein Oberfeldwebel am selben Tag einer Freundin schrieb, an dem Benn seinen Brief geschrieben hatte:
"Vor 4 Tagen ging es sehr heiß und hart zu. Dem Iwan haben wir ein wichtiges Höhengelände entrissen. Vorher durften wir die Greueltaten der Bolschewisten in der wieder befreiten Stadt Striegau sehen... Man muss schon ziemlich kühl sein, um bei dem Anblick nicht zu erschauern. Hingemordete, vergewaltigte, geschändete, verstümmelte Menschen. Ganz gleich ob Frau, Mann, Kind und in was für einem Alter... All dies verlangt nach unbändigem Hass und nach Rache. Wir haben es die Bluthunde bei unserem Angriff schon verspüren lassen, was es heißt, sich an wehrlosen Menschen zu vergreifen und sie zu morden."
Keinerlei Reflexion, kein Nachdenken darüber, wer wann und wo mit dem Morden und Schänden und Verstümmeln begonnen hatte. Gerhard Hirschfeld, der renommierte Stuttgarter Historiker, schreibt in seiner klugen und sensiblen Einleitung zu dem Büchlein, die alliierten Flächenbombardierungen und die sowjetischen Ausschreitungen...
"... schienen vielen Deutschen geradezu wie eine Bestätigung der vom NS-Regime verkündeten 'Schicksalsgemeinschaft’, zumal die Propaganda ihnen derartige Greueltaten für den Fall angekündigt hatte, dass der Krieg verloren gehe. Sie konnten oder wollten nicht einsehen, dass die 'Terrorangriffe’ der alliierten Luftstreitkräfte gegen deutsche Städte und das brutale Vorgehen der Roten Armee auch eine Re-Aktion waren, eine Antwort auf die deutsche Kriegführung und die nationalsozialistische Besatzungspolitik in weiten Teilen Europas."
Hirschfeld schreibt von vielen Deutschen, und als Herausgeber lässt er einige von ihnen zu Wort kommen. Aber zitiert werden auch die anderen, die Heartfield und Kästner nämlich, die Kantorowicz und Klemperer, Thomas Mann und Arnold Zweig, Fritz Bauer, Domkaplan in Würzburg, die von den Nazis mit Berufsverbot belegte Journalistin Lili Hahn und deren Kollegin Ursula von Kardorff. Und dergestalt ergibt sich ein gleichsam mehrdimensionales Bild Deutschlands jener Zeit - dazu natürlich auch eines vom Schrecken dieser letzten Wochen im großen europäischen Krieg.
Erich Kästner übrigens: Aus seinem Tagebuch "Notabene 45" erfahren wir - unter dem Datum 18. Juni 1945 - auch vom Besuch zweier Deutscher in amerikanischer Uniform. Sie befragten ihn über sein Leben und Tun während der Nazi-Zeit und verabschiedeten sich wieder. Zwölf Tage darauf trug man ihm die Mitarbeit an einer Zeitung an. Er sagte zu. Und wurde zum Leiter des Feuilletons des renommiertesten Blattes im Deutschland der unmittelbaren Nachkriegszeit, der "Neuen Zeitung". Sie war ein typisches Produkt der amerikanischen Auffassung einer Re-education, einer Umerziehung der Deutschen zu demokratisch denkenden und fühlenden Menschen. Die Nachrichten waren weitgehend frei von Wertungen, die Kommentare indessen klug abwägende und nie aufdringlich formulierte Meinungen. Die Redaktion bürgte für Seriosität und Sensibilität gegenüber den Lesern; sie bestand aus Amerikanern, naturalisierten Emigranten und - wie Erich Kästner -deutschen Schriftstellern und stand unter Leitung von Hans Habe. Die Außenpolitik verantwortete Stefan Heym, die Innenpolitik Robert Lembke, die Wissenschaftsredaktion leitete Hildegard Brücher, später eine prominente Politikerin der Bundesrepublik.
Die "Neue Zeitung" erschien vom 18. Oktober 1945 bis zum 30. Januar 1955; als Produkt der amerikanischen Besatzungsmacht und schließlich doch auch in den Dienst des Kalten Kriegs genötigt, musste sie letztlich den in deutschen Verlagen erschienenen Qualitätsblättern weichen. Aber dort, wo sie noch komplett zugänglich ist, ist sie eine ebenso informative wie packend zu lesende Chronik jener Zeit, und allemal ist es ihr Feuilleton.
Eine Leseprobe:
"Die Negation, in der heute die jungen Deutschen leben, ist nicht das Zeichen eines endgültigen Triumphs des Nihilismus, sondern sein Gegenteil. Die negierende Haltung aller ,Belehrung' gegenüber beweist, dass man das Erlebnis der Freiheit sucht, dass man den radikalen Neuaufbau will. Der neue Geist der deutschen Jugend drückt sich auch in dem unermesslichen Hunger aus, die geistige Entwicklung der letzten Jahre nachzuholen. Auf keinen Fall wird sich das junge Deutschland von dem jungen Europa abschneiden lassen."
Der Autor dieser Zeilen heißt Alfred Andersch, damals gerade 32 Jahre. Nein, um ihn oder Alfred Döblin, Luise Rinser oder Elisabeth Langgässer, Wolfgang Borchert oder Alfred Kerr, Max Bense oder Hermann Kesten in der "Neuen Zeitung" nachzulesen, brauchen wir nicht eines der weniger Archive aufzusuchen, in denen sie noch zugänglich ist. Eine voluminöse, rund 700 Seiten umfassende und eben erschienene Auswahl von Essays, Reportagen, Kommentaren und Erzählungen macht sie uns zugänglich - sie und Dutzende anderer, nicht minder lesenswerter Autoren. "Diese merkwürdige Zeit - Leben nach der Stunde Null" ist der Titel der Sammlung, oder besser gesagt: Dieses Lesebuchs. Ganz nahe dieser Stunde Null war noch, was der Schweizer Max Frisch Ostern 1946 für die Deutschen schrieb, in scheinbarer Verwunderung:
"Eines begreifen wir nie: Die deutsche Vergötzung des Todes. Ich erinnere mich jener großen Aufschriften: Wir sind geboren, um für Deutschland zu sterben. Das kann man keinem Volk verbieten: wenn nicht auch seine Nachbarn sterben müssten. Wir lieben die Völker, die solche Vergötzung des Todes nicht brauchen, weil sie das Talent zum Leben haben, so stark, dass sie den Tod geradezu fürchten."
Andererseits - wie vorausschauend doch manches ist, was ehedem geschrieben wurde. Theodor Plivier am 4. Januar 1949:
"Deutschland kann nicht ohne Frankreich leben, und beide können nicht in Antagonismus leben; aber in gegenseitiger Achtung ihrer Interessen und in gemeinsamer Anstrengung werden sie eine Quelle der Sicherheit und des Glücks nicht nur für ihre eigenen Völker, sondern für alle Völker unseres Kontinents sein. Eine deutsch-französische Allianz wäre der Beginn eines neuen Europas, und ein geeintes, seiner selbst gewisses, in sich selbst ruhendes Europa, ohne Zollgrenzen, ohne Passgrenzen, mit ... seinen wiedererweckten Traditionen der freien Wissenschaften und Künste, mit respektierten Freiheiten seiner Bürger wird stark genug sein, aus dem Eigenen leben zu können..."
Wie vorausschauend und wie modern:
"Nicht für den Osten und nicht für den Westen hat Europa sich zu entscheiden, für sich selbst hat es sich zu entscheiden."
Ein paar Leseproben also nur aus einer Vielzahl von Beiträgen, alle gleichermaßen fesselnd zu lesen. Höchst dankenswert ist das Unternehmen des Herausgebers Wilfried F. Schoeller, in einem Anhang jeden der Autoren mit dessen wichtigsten Lebensdaten und Arbeiten vorzustellen und darüber hinaus die Geschichte der "Neuen Zeitung" nachzuzeichnen. Ein Register der Beiträge und eines der im Text genannten Personen vervollständigen eine empfehlenswerte Edition.
Dietrich Moeller über "Vormittags die ersten Amerikaner. Stimmen und Bilder vom Kriegsende 1945". Herausgegeben von Gerhard Hirschfeld und Irina Renz im Stuttgarter Klett Cotta Verlag, 207 Seiten für 19 Euro und 90 Cent sowie "Diese merkwürdige Zeit. Leben nach der Stunde Null", herausgegeben von Wilfried F. Schoeller in der Edition Büchergilde Frankfurt am Main, 703 Seiten zum Preis von 39 Euro und 90 Cent.
Dass von den 2 1/2 Millionen Menschen, die schätzungsweise noch in Berlin leben, irgendjemand arbeitet, halte ich für ausgeschlossen. Entweder sind Lichtsperrstunden oder es ist Alarm oder Voralarm, Telefon geht kaum noch irgendwo, die Verkehrsmittel sind unzuverlässig, kaum in Betrieb. Tags Staubstürme von den Trümmerhaufen, nachts fallen die Fensterscheiben heraus, die Ruinen heulen und stürzen ein, Zeitzünder gehen hoch in großen Massen, und die Wände zittern. Auch die noch stehenden Häuser haben so viele Erschütterungen erlebt, dass sie jeden Moment umfallen können. Eine verlorene Stadt."
Aus einem Brief Gottfried Benns vom 19. März 1945. Er ist einem schmalen Bändchen entnommen, das - mit so vielen anderen Büchern - zum 60. Jahrestag des Kriegsendes erschienen ist. "Vormittags die ersten Amerikaner", heißt es, und es versammelt einige Dutzend Passagen aus privaten Briefen und Tagebuchnotizen, die in der Zeit vom 1. Januar bis zum 9. Mai 1945 geschrieben wurden. Einige stammen von bekannten Persönlichkeiten, mehr aber noch von weniger prominenten oder von unbekannten, einfachen Leuten - einem Panzerschützen etwa oder einem Gefreiten, einer Stabshelferin oder einer Hausfrau oder Büroangestellten. Jeder dieser Auszüge trägt auf seine Weise zu einem Eindruck von Fühlen und Denken während der letzten gut vier Monate des Krieges bei, so gegensätzlich sie auch sein mögen. Bezeichnend dafür ist, was ein Oberfeldwebel am selben Tag einer Freundin schrieb, an dem Benn seinen Brief geschrieben hatte:
"Vor 4 Tagen ging es sehr heiß und hart zu. Dem Iwan haben wir ein wichtiges Höhengelände entrissen. Vorher durften wir die Greueltaten der Bolschewisten in der wieder befreiten Stadt Striegau sehen... Man muss schon ziemlich kühl sein, um bei dem Anblick nicht zu erschauern. Hingemordete, vergewaltigte, geschändete, verstümmelte Menschen. Ganz gleich ob Frau, Mann, Kind und in was für einem Alter... All dies verlangt nach unbändigem Hass und nach Rache. Wir haben es die Bluthunde bei unserem Angriff schon verspüren lassen, was es heißt, sich an wehrlosen Menschen zu vergreifen und sie zu morden."
Keinerlei Reflexion, kein Nachdenken darüber, wer wann und wo mit dem Morden und Schänden und Verstümmeln begonnen hatte. Gerhard Hirschfeld, der renommierte Stuttgarter Historiker, schreibt in seiner klugen und sensiblen Einleitung zu dem Büchlein, die alliierten Flächenbombardierungen und die sowjetischen Ausschreitungen...
"... schienen vielen Deutschen geradezu wie eine Bestätigung der vom NS-Regime verkündeten 'Schicksalsgemeinschaft’, zumal die Propaganda ihnen derartige Greueltaten für den Fall angekündigt hatte, dass der Krieg verloren gehe. Sie konnten oder wollten nicht einsehen, dass die 'Terrorangriffe’ der alliierten Luftstreitkräfte gegen deutsche Städte und das brutale Vorgehen der Roten Armee auch eine Re-Aktion waren, eine Antwort auf die deutsche Kriegführung und die nationalsozialistische Besatzungspolitik in weiten Teilen Europas."
Hirschfeld schreibt von vielen Deutschen, und als Herausgeber lässt er einige von ihnen zu Wort kommen. Aber zitiert werden auch die anderen, die Heartfield und Kästner nämlich, die Kantorowicz und Klemperer, Thomas Mann und Arnold Zweig, Fritz Bauer, Domkaplan in Würzburg, die von den Nazis mit Berufsverbot belegte Journalistin Lili Hahn und deren Kollegin Ursula von Kardorff. Und dergestalt ergibt sich ein gleichsam mehrdimensionales Bild Deutschlands jener Zeit - dazu natürlich auch eines vom Schrecken dieser letzten Wochen im großen europäischen Krieg.
Erich Kästner übrigens: Aus seinem Tagebuch "Notabene 45" erfahren wir - unter dem Datum 18. Juni 1945 - auch vom Besuch zweier Deutscher in amerikanischer Uniform. Sie befragten ihn über sein Leben und Tun während der Nazi-Zeit und verabschiedeten sich wieder. Zwölf Tage darauf trug man ihm die Mitarbeit an einer Zeitung an. Er sagte zu. Und wurde zum Leiter des Feuilletons des renommiertesten Blattes im Deutschland der unmittelbaren Nachkriegszeit, der "Neuen Zeitung". Sie war ein typisches Produkt der amerikanischen Auffassung einer Re-education, einer Umerziehung der Deutschen zu demokratisch denkenden und fühlenden Menschen. Die Nachrichten waren weitgehend frei von Wertungen, die Kommentare indessen klug abwägende und nie aufdringlich formulierte Meinungen. Die Redaktion bürgte für Seriosität und Sensibilität gegenüber den Lesern; sie bestand aus Amerikanern, naturalisierten Emigranten und - wie Erich Kästner -deutschen Schriftstellern und stand unter Leitung von Hans Habe. Die Außenpolitik verantwortete Stefan Heym, die Innenpolitik Robert Lembke, die Wissenschaftsredaktion leitete Hildegard Brücher, später eine prominente Politikerin der Bundesrepublik.
Die "Neue Zeitung" erschien vom 18. Oktober 1945 bis zum 30. Januar 1955; als Produkt der amerikanischen Besatzungsmacht und schließlich doch auch in den Dienst des Kalten Kriegs genötigt, musste sie letztlich den in deutschen Verlagen erschienenen Qualitätsblättern weichen. Aber dort, wo sie noch komplett zugänglich ist, ist sie eine ebenso informative wie packend zu lesende Chronik jener Zeit, und allemal ist es ihr Feuilleton.
Eine Leseprobe:
"Die Negation, in der heute die jungen Deutschen leben, ist nicht das Zeichen eines endgültigen Triumphs des Nihilismus, sondern sein Gegenteil. Die negierende Haltung aller ,Belehrung' gegenüber beweist, dass man das Erlebnis der Freiheit sucht, dass man den radikalen Neuaufbau will. Der neue Geist der deutschen Jugend drückt sich auch in dem unermesslichen Hunger aus, die geistige Entwicklung der letzten Jahre nachzuholen. Auf keinen Fall wird sich das junge Deutschland von dem jungen Europa abschneiden lassen."
Der Autor dieser Zeilen heißt Alfred Andersch, damals gerade 32 Jahre. Nein, um ihn oder Alfred Döblin, Luise Rinser oder Elisabeth Langgässer, Wolfgang Borchert oder Alfred Kerr, Max Bense oder Hermann Kesten in der "Neuen Zeitung" nachzulesen, brauchen wir nicht eines der weniger Archive aufzusuchen, in denen sie noch zugänglich ist. Eine voluminöse, rund 700 Seiten umfassende und eben erschienene Auswahl von Essays, Reportagen, Kommentaren und Erzählungen macht sie uns zugänglich - sie und Dutzende anderer, nicht minder lesenswerter Autoren. "Diese merkwürdige Zeit - Leben nach der Stunde Null" ist der Titel der Sammlung, oder besser gesagt: Dieses Lesebuchs. Ganz nahe dieser Stunde Null war noch, was der Schweizer Max Frisch Ostern 1946 für die Deutschen schrieb, in scheinbarer Verwunderung:
"Eines begreifen wir nie: Die deutsche Vergötzung des Todes. Ich erinnere mich jener großen Aufschriften: Wir sind geboren, um für Deutschland zu sterben. Das kann man keinem Volk verbieten: wenn nicht auch seine Nachbarn sterben müssten. Wir lieben die Völker, die solche Vergötzung des Todes nicht brauchen, weil sie das Talent zum Leben haben, so stark, dass sie den Tod geradezu fürchten."
Andererseits - wie vorausschauend doch manches ist, was ehedem geschrieben wurde. Theodor Plivier am 4. Januar 1949:
"Deutschland kann nicht ohne Frankreich leben, und beide können nicht in Antagonismus leben; aber in gegenseitiger Achtung ihrer Interessen und in gemeinsamer Anstrengung werden sie eine Quelle der Sicherheit und des Glücks nicht nur für ihre eigenen Völker, sondern für alle Völker unseres Kontinents sein. Eine deutsch-französische Allianz wäre der Beginn eines neuen Europas, und ein geeintes, seiner selbst gewisses, in sich selbst ruhendes Europa, ohne Zollgrenzen, ohne Passgrenzen, mit ... seinen wiedererweckten Traditionen der freien Wissenschaften und Künste, mit respektierten Freiheiten seiner Bürger wird stark genug sein, aus dem Eigenen leben zu können..."
Wie vorausschauend und wie modern:
"Nicht für den Osten und nicht für den Westen hat Europa sich zu entscheiden, für sich selbst hat es sich zu entscheiden."
Ein paar Leseproben also nur aus einer Vielzahl von Beiträgen, alle gleichermaßen fesselnd zu lesen. Höchst dankenswert ist das Unternehmen des Herausgebers Wilfried F. Schoeller, in einem Anhang jeden der Autoren mit dessen wichtigsten Lebensdaten und Arbeiten vorzustellen und darüber hinaus die Geschichte der "Neuen Zeitung" nachzuzeichnen. Ein Register der Beiträge und eines der im Text genannten Personen vervollständigen eine empfehlenswerte Edition.
Dietrich Moeller über "Vormittags die ersten Amerikaner. Stimmen und Bilder vom Kriegsende 1945". Herausgegeben von Gerhard Hirschfeld und Irina Renz im Stuttgarter Klett Cotta Verlag, 207 Seiten für 19 Euro und 90 Cent sowie "Diese merkwürdige Zeit. Leben nach der Stunde Null", herausgegeben von Wilfried F. Schoeller in der Edition Büchergilde Frankfurt am Main, 703 Seiten zum Preis von 39 Euro und 90 Cent.