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Gerhard Wisnewski: "Verheimlicht, Vertuscht, Vergessen"
Almanach für Verschwörungsgläubige

Jahr für Jahr veröffentlicht Gerhard Wisnewski seine Abrechnung mit der Leistung der klassischen Informationsmedien aus den vergangenen zwölf Monaten. Auch dieser Tage ist die neue Ausgabe von "Verheimlicht, vertuscht, vergessen" wieder auf der Bestsellerliste. Eine Einschätzung.

Von Marco Bertolaso |
Mitte April: Die Kathedrale Notre-Dame in Paris brennt.
Warum brannte Notre-Dame? Nicht nur dazu hat Gerhard Wisnewski Vermutungen jenseits der klassischen Medienberichterstattung. (picture alliance / dpa / AP Photo / Thierry Malle)
Deutschlandfunk Kultur hat mich gebeten, das Buch zu lesen. Die Besprechung können Sie hier hören (Audio-Link). Oder Sie lesen die folgenden Notizen, die ich mir für das Gespräch gemacht habe.
Jahrbücher sind eine alte und weltweit anzutreffende literarische Form. Eigentlich eine schöne Sache. Gerhard Wisnewski bedient sich ihrer und bringt seit mehr als einem Jahrzehnt das heraus, was man einen "Almanach für Verschwörungsgläubige" nennen könnte. Für ihn gibt es kaum eine wichtige Geschichte aus Politik, Wirtschaft oder Gesellschaft, die von den klassischen Medien auch nur halbwegs richtig erzählt wird. Ein paar Beispiele für das, was Wisnewski über 2019 schreibt.
Warum brannte Notre-Dame, was steckte hinter den Flammen im Amazonas?
Nur Naive glauben, dass der Brand der Kathedrale Notre-Dame in Paris ein Unglück war. Vielmehr könnten Islamisten oder Satanisten dahinter stecken. Oder doch eher der französische Staat, der "heiß abgerissen" hat, um sich die für die öffentliche Hand unbezahlbare Sanierung eines maroden Weltkulturerbes von Spendern finanzieren zu lassen.
Noch einmal Flammen: Die verheerenden Brände im Amazonas, auch das nur eine links-ökologische Inszenierung? Zeigen die eindrücklichen Satellitenbilder nicht doch nur die alljährliche Zuckerrohrernte, bei der immer Felder abgefackelt werden? Oder haben am Ende NGOs selbst gezündelt, um Brasiliens Präsidenten Bolsonaro in Bedrängnis zu bringen?
Frauenförderung - eine Verschwörung?
"Mehr Frauen in Verantwortung" - auch dieses gesellschaftliche Großthema deutet Wisnewski auf eigene Weise. Für ihn sind Frauen emotionale Wesen und nicht so rational wie Männer. Linke, Grüne, Globalisierungs- und Migrationsanhänger wollten mehr Macht für Frauen, weil Entscheiderinnen für sie leichter emotional ansteuerbar und manipulierbar seien, etwa durch Bilder von toten Flüchtlingskindern.
Mutmaßungen zu Walter Lübcke und Halle
Nachrichtenmenschen sind immer Skeptiker. Sie glauben nicht einfach so, was Behörden, Regierungen, Nichtregierungsorganisationen und Akteure jedweder Art verlautbaren. Und doch war ich wütend nach der Lektüre. Ich darf das an zwei weiteren Beispielen fest machen. In Deutschland haben uns 2019 der Mord am Regierungspräsidenten Walter Lübcke und der Angriff auf die Synagoge in Halle beschäftigt.
Wisnewski deutet an, dass Lübcke aus Motiven getötet worden sein könnte, die mit seinem privaten und geschäftlichen Umfeld zu tun hätten, etwa mit Schrottimmobilien und Windkraftanlagen. Halle nennt er "eine Framing-Orgie an Yom-Kippur", eine Inszenierung unter anderem gegen deutsch-nationales Gedankengut und gegen Zweifel am Holocaust.
Gründe für den Erfolg
Wisnewski stellt solche Unterstellungen in den Raum. Er macht das immer haarscharf so, dass er von Meinungsfreiheit und Zitatrecht geschützt ist. Für die Leser soll dann klar sein: Dem Mann kann keiner was, also hat er die Wahrheit gesagt. Wisnewski bringt für eine Generation, die nicht so häufig online ist, die Höhepunkte der im Netz kursierenden Verschwörungstheorien zu Papier. Einige zahlen wohl für diesen Service.
Sein Jahrbuch fällt vermutlich heute noch mehr auf fruchtbaren Boden als bei der Erstausgabe vor über zehn Jahren. Wisnewski gibt seinen Lesern auf Seite 271 die Zentralbotschaft mit:
"1. Alles was als 'Verschwörungstheorie' gebrandmarkt wird, enthält etwas Wahres. 2. Jeder, der als 'rechts' abgestempelt wird, hat etwas Wahres gesagt. 3. Alles und jedes, das/der auf dem Globus stigmatisiert und als 'rechts' gebrandmarkt wird, nützt seinem Volk und damit allen Völkern".

In diesem Denken leben derzeit viele Menschen. Gerhard Wisnewski ist einer ihrer Chronisten und Propheten.