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German Billig-Supermarkt
Wie ALDI den australischen Markt erobert

In unserer Serie haben wir in den vergangenen Tagen auf Chancen und Risiken der deutschen Wirtschaft in der Welt geschaut. Im achten und letzten Teil blicken wir heute nach Australien. Da mischt der deutsche Discounter ALDI seit einigen Jahren den Markt auf.

Von Andreas Stummer |
    Passanten gehen an einer Filiale von Aldi vorbei.
    2001 wurde der erste ALDI in Australien eröffnet, heute gibt es 350 Filialen. Tendenz steigend. (dpa - picture alliance / Marius Becker)
    Marrickville im Westen von Sydney. Die ALDI-Filiale im Einkaufszentrum ist proppenvoll. Wie jeden Tag. "Coles" und "Woolworths", die beiden Supermarktriesen Australiens, bestimmen die Preise – und ALDI unterbietet sie.
    Davon sollen die Verbraucher profitieren – und natürlich ALDI selbst.
    "Der Service ist gut, es ist sauber und es ist preisgünstig – alles bestens", sagen zwei Frauen mit überladenen Einkaufswagen. "Ich bin jedes Mal schockiert wie billig ALDI ist. Alles, von Grundnahrungsmitteln bis zu Nachspeisen. Viel billiger als anderswo. Ich komme immer wieder."
    350 Filialen in Australien
    2001 wurde der erste ALDI in Australien eröffnet, heute gibt es 350 Filialen. Tendenz steigend. Nächstes Jahr will der deutsche Geheimniskrämer, der Journalisten kaum Informationen gibt, für eine halbe Milliarde Euro weitere 130 Supermärkte in West- und Südaustralien aufmachen. Ein Erfolg, der nicht von ungefähr kommt: ALDI hat den australischen Markt genau studiert, eröffnete gezielt in einkommensschwächeren Gegenden und ließ die Australier mit ihren geliebten Kreditkarten bezahlen. Längst unter den Top Ten der erfolgreichsten Einzelhändler im Land kommt Deutschlands Billiganbieter den dominierenden Supermarktketten Australiens teuer zu stehen.
    "Mittlerweile hat ja Aldi mehr Marktanteil in Australien als in Deutschland. Das beweist wie sehr die Australier das Angebot zu schätzen wissen und wir hören immer wieder Gerüchte, dass auch der Mitbewerber Lidl sich mittlerweile umschaut in Australien und hier vielleicht auch die Chance suchen möchte."
    Deutsche Zulieferer willkommen
    Kristian Wolf, der Geschäftsführer der deutsch-australischen Handelskammer in Sydney, ist oft die erste Anlaufstelle für deutsche Unternehmen, die – wie ALDI - in Australien einen Fuß in die Tür bekommen wollen. Er räumt meistens erst einmal mit den Vorurteilen auf: Australien ist viel mehr als Strände, Ayers Rock oder das Opernhaus – Australien ist auch die zwölftgrößte Volkswirtschaft der Welt. Und selbst wenn der Autobau, die Stahl- und andere verarbeitenden Industrien praktisch verschwunden sind: Für deutsche Zulieferer und in anderen Bereichen hat Australien durchgehend geöffnet.
    "Dienstleistung, erneuerbare Energien, Energieeffizienz, alles, was mit Forschung und Entwicklung zu tun hat auch das Thema "alternde Gesellschaft" nicht ganz unwichtig. Alles, was mit Medizintechnik und Medizin im weitesten Sinne zu tun hat – da ist Australien immer noch ein sehr interessantes Land."
    Urbanisiertes Land
    In der Kaufkraft-Weltrangliste steht Australien an Nummer fünf, man kann sich deutsche Qualitätsprodukte also auch leisten. Hinzu kommt: Australien ist eines der urbanisiertesten Länder der Welt. Fast 90% der Bevölkerung leben in Städten.
    "Dadurch ergeben sich natürlich auch im Bereich Städtebau, Städteplanung große Chancen weil Städte wie Sydney, Melbourne oder Brisbane sich relativ rasant entwickeln."
    700 deutsche Unternehmen sind bereits in Australien – von etablierten Konzernen auf der Suche nach einem weiteren Absatzmarkt bis hin zu Jung-Unternehmern, die mit Sack und Pack - und eigener Firma des Lifestyles wegen ausgewandert sind. Eines aber rät Kristian Wolf von der deutschen Handelskammer in Sydney jedem, der über 24 Flugstunden weit weg am anderen Ende der Welt ins Geschäft kommen will: Erst gründlich seine Hausaufgaben machen. Denn billig ist Australien nicht.
    "Die Entfernung ist ein Hindernis für deutsche Unternehmen, das heißt: Der Markteinstieg kann teuer sein. Die Kosten jemanden hier anzustellen, die Kosten Produkte hier zu vertreiben sind etwas teuerer. Aber grundsätzlich sind hier auch die Möglichkeiten Geld zu verdienen relativ gut, das heißt die Margen sind immer noch etwas höher als der weltweite Durchschnitt."