Es war ein trauriges Bild, das die Zuschauer des NDR-Nordmagazins am Montag zu sehen bekamen. Denn ein Kamerateam filmte vormittags, wie der in den Germania-Farben Grün und Weiß gespritzte Airbus an den Rollfeldrand gezogen wurde. Eigentlich sollte er um 11 Uhr nach Antalya fliegen. Doch er blieb am Boden, genau wie Familie Sprenger aus Vorpommern.
"Ja, haben wir erst mal geheult, ne."
Reiseveranstalter arbeiten Ersatzflugpläne aus
Dieses Rentnerehepaar wollte im März mit Germania von Rostock-Laage nach Mallorca fliegen. Nun steht es in dem fast menschenleeren Terminal am Schalter jenes Reisebüros, in dem es den Flug gebucht hatte.
"Ich wollte jetzt nur mal nachfragen, was jetzt wird."
"Also: Die Reiseveranstalter arbeiten derzeit an einem Ersatzflugplan. Denn diese Insolvenz der Germania ist doch für alle sehr überraschend gekommen. Sobald wir mehr wissen, informieren wir Sie."
"Bekommen wir Bescheid?"
"Sie bekommen Bescheid. Die Reiseveranstalter kommen direkt auf Sie zu. Es muss nur erst mal ´ne Lösung existieren."
Germania war wichtigste Fluggesellschaft in Rostock-Laage
Um Lösungen zu finden, schiebt auch Flughafenchefin Dörte Hausmann seit Tagen Überstunden. Voriges Jahr erreichte Rostock-Laage erstmalig das Jahresziel von 300.000 Passagieren - mit wesentlicher Hilfe der Fluggesellschaft Germania. Die hatte sich Ende 2014 in Rostock-Laage eingeklinkt und zuletzt 14 Urlaubsziele bedient. Mit 135.000 transportierten Passieren pro Jahr hielten die Grün-Weißen den Löwenanteil unter den Carriern, berichtet die Geschäftsführerin:
"Es ist für uns natürlich wirtschaftlich eine massive Einbuße, die wir haben, wenn die Germania nicht mehr fliegt. Auf der anderen Seite werden wir die ersetzen können. Vielleicht nicht alle Destinationen in diesem Jahr. Wir sind dabei Alternativen zu finden. Aber natürlich kann ich derzeit noch nicht sagen, welche Strecken von welchen Carriern in Zukunft geflogen werden."
Kurzarbeit am Flughafen
Was hingegen seit heute klar ist: 120 der ca. 200 Mitarbeiter werden bis Anfang Mai nur noch verkürzt arbeiten und entsprechend weniger verdienen. Darauf einigten sich Betriebsrat und Geschäftsführung. Man wolle damit möglichst alle Arbeitsplätze über die jetzige Durststrecke bringen, sagt Dörte Hausmann.
"Das Problem ist ja, dass wir im Moment vielleicht weniger Personal benötigen, aber zur Kreuzfahrtsaison eigentlich nicht mit dem eigenen Personal auskommen, also insofern müssen wir Lösungen finden, das entsprechend auszubalancieren."
Tatsächlich wird der Airport Rostock-Laage seit einigen Jahren zum immer stärker gefragten Drehkreuz, sobald im 45 km entfernten Hafen Rostock-Warnemünde die Kreuzschifffahrtsaison beginnt. Dort werden in diesem Jahr ab Mitte April 199 Schiffsanläufe an 117 Tagen erwartet, und wieder werden viele der Passagiere per Flugzeug über Laage an- oder abreisen. Dort erwartet sie eine perfekt geölte Dienstleistungskette, die keine Warteschlangen kennt und die Touristen innerhalb einer Dreiviertelstunde vom Rollfeld zur Kaikante oder umgekehrt befördert.
nur eine "Durststrecke"
Dass die Germania-Pleite dieses Standbein im Geschäftsmodell des kleinen Flughafens gleich mit wegreißt, glaubt Landesverkehrsminister Christian Pegel nicht. Doch auch er sieht für dieses Jahr "eine Durstrecke" für Rostock-Laage. Es gehörte schon immer zum Selbstverständnis der Schweriner Landespolitik, diesen kleinen Flughafen zu erhalten. Unter Ausnutzung sämtlicher EU-rechtlichen Möglichkeiten schießt das Land Mecklenburg-Vorpommern jährlich viel Geld in die Flughafengesellschaft. Einen höheren Zuschuss schließt der SPD-Minister allerdings aus.
"Es gibt einen festen Zuschuss des Landes. Der ist übrigens mal in der schwierigsten Phase Anfang 2014 --- Damals hat man bewusst gesagt, wir geben mehr rein. Nämlich eine Million Euro. Die stabilisiert, und vor allem mit einer langfristigen Perspektive. Und bisher haben wir keine Diskussion, dass wir sagen: `Oh, auf einmal reicht das Geld nicht. ` Allerdings muss es am Ende darum gehen, dass man wieder Fluggeschäft reinholt. Das ist ja das Entscheidende, damit wir eben auf Dauer mit der einen Million Euro auch auf Dauer tatsächlich Mehrwert für die Region, für das Land und für den Flughafen generieren."
Weiter "gute Entwicklungschancen"
Im Gegensatz zu den inzwischen eingestellten norddeutschen Regionalflughäfen Lübeck und Kiel habe Rostock-Laage nicht nur überlebt, sondern sehr gute Entwicklungschancen, ist sich Flughafenchefin Dörte Hausmann sicher. Hier könne man den Fluggesellschaften anbieten, ohne Slots - also jederzeit - starten und landen zu können. Und das im 24-Stunden-Betrieb. Der Germania nützt das freilich nichts mehr. Ihr Rostocker Airbus 319 steht vorerst ausgemustert am Rollfeldrand. Was damit passiert?
"Die Maschine ist erst mal geparkt auf unserem Rollfeld. Sie ist im Eigentum der Germania. Da können wir als Rostock Airport nicht darüber entscheiden. Aber ich denke mal, die wird perspektivisch abgeholt werden und dann wahrscheinlich auch verkauft werden."