Die Untersuchungsbehörde BEA (Bureau d'Enquêtes et d'Analyses pour la sécurité de l'Aviation civile) erklärte bei der Präsentation des Berichts in der Nähe von Paris, dass der Copilot auf einem Flug mit demselben Airbus von Düsseldorf nach Barcelona wiederholt den Autopilot auf Sinkflug gestellt und es dann wieder hochgezogen habe. Dem Bericht zufolge hatte der Pilot auch in diesem Fall das Cockpit verlassen. Der Copilot habe fünf Mal den Autopiloten auf eine Höhe von hundert Fuß (30,5 Meter) gesetzt, während er am 24. März auf dem Flug von Düsseldorf nach Barcelona allein im Cockpit war. Da es sich dabei nicht um einen steilen Sinkflug handelte, haben Passagiere und Besatzung möglicherweise nichts bemerkt.
Bei dem Bericht der BEA handelt es sich um einen Zwischenbericht, nach eigenen Angaben wolle die Behörde weiter "systemische Mängel, die zu dem Unfall oder ähnlichen Ereignissen geführt haben" untersuchen. Das Hauptaugenmerk sei die Balance zwischen medizinischer Vertraulichkeit und Flugsicherheit sowie Kompromisse, die bei dem Thema Sicherheit nach den Anschlägen vom 11. September gemacht wurden, namentlich die Türverriegelung im Cockpit.
Fluglizenz enthielt Eintrag über medizinische Untersuchungen
Die Fluglizenz des Copiloten habe zudem einen Eintrag enthalten, der auf medizinische Untersuchungen hinwies. Der Fliegerarzt musste demnach vor der regelmäßigen Beurteilung der Flugtauglichkeit die Lizenzbehörde, das Luftfahrtbundesamt, kontaktieren. Laut BEA erneuerte das Flugmedizinische Zentrum der Lufthansa das Tauglichkeitszeugnis im Jahr 2009 wegen seiner Depression zweimal nicht. Noch im selben Jahr habe er aber ein neues Tauglichkeitszeugnis erhalten. Das zeige, dass der Fall des Mannes damals aufmerksamer untersucht worden war, sagte BEA-Direktor Rémi Jouty.
Die Fluggesellschaft Lufthansa, zu deren Konzern Germanwings gehört, wollte sich noch nicht äußern und die neuen Erkenntnisse erst einmal analysieren. Nach Ermittlung der Staatsanwälte hat der Copilot die Germanwings-Maschine auf dem Flug von Barcelona nach Düsseldorf am 24. März absichtlich zum Absturz gebracht. Dabei kamen alle 150 Menschen an Bord ums Leben.
Flugschreiber bestätigen Absicht
Die Flugschreiber des abgestürzten Germanwings-Flugzeugs bestätigen aus Sicht der BEA eine bewusste Handlung des Copiloten. "Man kann daraus schließen, dass er handlungsfähig war und dass alle seine Handlungen den gleichen Sinn hatten, nämlich das Flugzeug auf den Boden stürzen zu lassen", sagte Jouty. Der Copilot habe auch wiederholte Versuche der Bodenkontrolle ignoriert, ihn zu kontaktieren.
(vic/tzi)