Der Flughafen Köln/Bonn an Weiberfastnacht um 11:11 Uhr. Während rund 15 Kilometer entfernt auf dem Alter Markt in der Kölner Innenstadt der Straßenkarneval eröffnet wird, herrscht hier, in der Check-in-Halle von Germanwings, gähnende Leere.
Der Pilotenstreik bei Germanwings, er zeigt seine Wirkung – rund 40 Prozent der Maschinen bleiben deutschlandweit am Boden. In Nordrhein-Westfalen musste die Lufthansa-Tochter mehr als 80 Flüge streichen, darunter 40 Starts und Landungen in Köln sowie 44 in Düsseldorf, den beiden Karnevalshochburgen: "Also, an den Flughäfen ist es ruhig, unser Ersatzflugplan greift. Alle Betroffene, deren Flug ausgefallen ist, konnten wir vorher informieren, per SMS oder per Mail. Offenbar sind die Gäste schon streikgewohnt und haben sofort auf die Homepage geguckt, zurecht, denn dort ist veröffentlicht, welcher Flug stattfindet, welcher Flug nicht stattfindet und welcher eventuell verspätet ist", sagt Heinz Joachim Schöttes, stellvertretender Unternehmenssprecher von Germanwings. Einzig bei Buchungen über Reisebüros hat die Fluggesellschaft Schwierigkeiten, die Menschen zu benachrichtigen.
Ersatzpiloten, Umbuchungen, Bahngutscheine
Dennoch: Der Streikeffekt ist gerade in NRW spürbar: „Das ist schon so, dass zum Karnevalswochenende wir höhere Flugbuchungen haben. Die Flüge sind schon voller, das merkt man schon."
Bundesweit will die Fluggesellschaft im Laufe des Tages trotz des Streiks rund 80 Prozent ihrer Fluggäste ans Ziel bringen. Dafür setzt Germanwings eigene Piloten aus dem Management ein, mietet Flugzeuge und Crews von anderen Gesellschaften und kann das innerhalb des Konzern-Netzwerks auf Lufthansa, SwissAir und Austrian Airlines umbuchen. Innerdeutsch verteilt die Gesellschaft Gutscheine der Deutschen Bahn.
Mit denen können die drei Frauen in Tarnfleckuniform vor dem Flughafengebäude nichts anfangen. Sie kommen aus der Schweiz, Kanton Zug, und sind extra für Karneval angereist. Gerade eben haben sie noch länger am Service-Schalter diskutiert, jetzt rauchen sie eine Zigarette und warten auf das Taxi in die Stadt: "Wir hatten in Zürich schon dreißig bis fünfundvierzig Minuten Verspätung und heute wollten wir eigentlich auf die Fassnacht, was wir auch machen, wollten morgen eigentlich schon wieder zurück, aber jetzt gehen wir erst am Samstag zurück, was wir sehr genießen werden."
Keine Übernahme der Hotelkosten
Die Frau lächelt, während eine ihrer Freundinnen mit den Kopf schüttelt. Für sie geht es – trotz Streik – bereits morgen zurück, aber nun gegen sechs Uhr in der Früh, dem Notflugplan sei Dank. Es ist der einzige Flug nach Zürich morgen, denn auch für den zweiten Streiktag hat Germanwings bereits rund 80 Flüge streichen müssen. Aber: Sie muss wieder arbeiten – die Feierei will sie heute trotzdem genießen. Und auch ihre Freundinnen sehen den Tag mehr aufgrund des Streiks mit gemischten Gefühlen. Denn: Auch die Kosten steigen. Für Hotelkosten kommt Germanwings nicht auf: "Die wollen sich nicht beteiligen. Haben wir schon gefragt. Leider, das geht auf unsere Kosten." - „Und das kostet Geld, einen Tag länger Karneval."
Germanwingssprecher Schöttes: "Streikbedingt ist es so, dass wir da leider auch Betroffene sind. Es ist natürlich hochärgerlich, es ist Karneval, viele Gäste wollten kommen, viele wollten auch wegfliegen, nicht jeder will im Rheinland Karneval feiern. Da ist es natürlich hochärgerlich für alle Beteiligten, wenn diese Flüge nicht stattfinden können."
Morgen wird noch gestreikt: Am Wochenende und Rosenmontag sollen die Flüge dann wieder geregelt ablaufen.