Leere Schalter an vielen deutschen Flughäfen heute. Dort nämlich, wo normalerweise Eurowings- oder Germanwings-Flüge abgefertigt werden. Viele der rund 40.000 vom Streik betroffenen Passagiere waren noch in der Nacht informiert worden, dass ihr Flug heute ausfallen wird. Nur etwa 1.000 Flugreisende seien noch zu den Flughäfen gekommen, bilanzierte Eurowings. Viele Passagiere seien auf andere Fluglinien oder auf die Bahn umgestiegen, hieß es. Insgesamt wurden knapp 400 von insgesamt 551 geplanten Eurowings-Flügen heute gestrichen - vor allem in Düsseldorf, Köln/Bonn, Stuttgart, Hamburg und Berlin. Eurowings-Sprecher Matthias Eberle forderte heute im WDR-Fernsehen noch einmal die Flugbegleiter-Gewerkschadt Ufo auf, den Streik abzubrechen, um an den Verhandlungstisch zurückzukehren:
"Wir haben eine Schlichtung aller offenen Tarifvertragsthemen angeboten, wir können Teilzeitprobleme, wenn sie denn bestehen, jederzeit lösen. Das alles ist kein Grund für Streik."
Management ist fassungslos
Teilzeitprobleme - die hatte die Gewerkschaft als Grund dafür angegeben, dass heute überraschend nicht nur Eurowings- sondern auch Germanwings-Flüge bestreikt wurden. Das Eurowings-Management hatte auf diese Aktion ziemlich fassungslos reagiert. Das Thema "Teilzeit" als Konfliktpunkt bei Germanwings habe bisher in den Tarifverhandlungen bei den Lufthansa-Billigtöchtern kaum eine Rolle gespielt, hieß es aus der Unternehmensleitung. Beobachter gehen davon aus, dass die Gewerkschaft Ufo mit dem Doppelstreik bei Eurowings und Germanwings eine größere Durchschlagskraft erzielen wollte. Gewerkschaftssprecher Nicolay Baublis kritisiert den Druck, den die Unternehmensleitung heute auf einzelne Mitarbeiter ausgeübt habe:
"Die Mitarbeiter werden zuhause angerufen und regelrecht bedroht, zur Arbeit zu kommen. Wenn man natürlich so weitermacht, dann müssen sich unsere Gäste noch auf deutlich mehr Streiks einstellen."
Weitere Streiks sollen folgen
Die Flugbegleitergewerkschaft Ufo kündigt nun zwei weitere Streiktage in der kommenden Woche an – die genauen Tage stehen noch nicht fest. Im Kern geht es in diesem Konflikt um die Billig-Flug-Strategie der Lufthansa. Mit den Marken "Eurowings" und "Germanwings" hatte die deutsche Traditions-Fluglinie vor drei Jahren begonnen, auf den Markt der sogenannten "Low-Cost-Carrier" vorzudringen. Dieser Markt wird bisher von den Billigfluglinien "Ryan Air" und "Easy Jet" beherrscht. Lufthansa stagniert mit seinem Anteil am internationalen Fluggeschäft seit Jahren. Man erhofft sich im Billigflug-Segment künftig ein kräftiges Wachstum. Eine Strategie, die die Gewerkschaft Ufo grundsätzlich weiterhin mittrage, so Nicolay Baublis:
"Wir haben seit der Ankündigung, die Eurowings als Zweitmarke aufzubauen, das ist schon fast drei Jahre her, diesen ganzen Prozess sehr aktiv, sehr positiv begleitet. Haben akzeptiert, dass es einen Prozess geben soll, der sehr aggressiv und auch mit sehr aggressiven Arbeits- und Tarifbedingungen gegen die Ryan Air und Easy Jet – insgesamt gegen die Bedrohungen des Luftverkehrsstandorts Deutschland aufgestellt werden soll."
Keine Ausfälle zu Weihnachten
Doch für die Abstriche bei den Arbeitsbedingungen und Tarifen für die Lufthansa- Mitarbeiter im Low-Cost-Sektor habe man sich Entwicklungsgarantien für den Standort Deutschland versprochen, die der Konzern letztlich nicht gegeben habe, so die Gewerkschaft. Das hat den Ausschlag für den aktuellen Streik gegeben, der nun in den nächsten Wochen immer wieder aufflammen kann. Lediglich für die Weihnachtsfeiertage hat Ufo schon jetzt eine Streikpause zugesagt.