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Gert Loschütz' "Ein schönes Paar" & Lisa Kreißlers "Das vergessene Fest"
Die Rekonstruktion der Liebe

In Gert Loschütz' "Ein schönes Paar" versucht der Erzähler, die geheimnisvolle Liebe seiner Eltern zu rekonstruieren. In Lisa Kreißlers "Das vergessene Fest" versuchen die Protagonisten, ihrer Vorstellung der Liebe neues Leben einzuhauchen - im Dlf-Kritikergespräch werden beide Romane genau unter die Lupe genommen.

Meike Feßmann und Lothar Müller im Gespräch mit Hubert Winkels |
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    "Muskulöse Prosa": Gert Loschütz' "Ein schönes Paar" und Lisa Kreißlers "Das vergessene Fest" (Buchcover: Schöffling Verlag und Hanser Berlin)
    Gert Loschütz erzählt in seinem Roman "Ein schönes Paar" eine intime Liebesgeschichte in dichter Verwicklung mit den Umständen der deutschen Teilung. - Beim Ausräumen seines Elternhauses stößt der Fotograf Philipp auf einen Gegenstand, der in der Geschichte seiner Eltern eine entscheidende Rolle gespielt hat. Die beiden, Herta und Georg, waren ein schönes Paar. Philipp erinnert sich an ihr junges Liebesglück, ihre Hoffnungen und Gefährdungen, an die überstürzte Flucht seines Vaters aus der DDR in den Westen. Das hätte, da ihm die Mutter und der Junge ein paar Tage später folgten, der Beginn eines erfüllten Lebens sein können - tatsächlich aber trug die Flucht den Keim des Unglücks in sich.
    Ein lebenskluger, gut gebauter und ergreifender Roman über Liebe und Vergänglichkeit vor dem Hintergrund der deutschen Teilung, mit vielen Auslassungen, die den Leser fordern - so das Urteil der Kritiker.
    Sprünge in der Logik
    Dieses Urteil ließe sich auch auf "Das vergessene Fest" applizieren. Bei dem Roman von Lisa Kreißler Freunde handelt es sich um eine Geschichte von Wünschen und Wirklichkeit: Nina, Arif und Ronda sind Freunde seit der Uni. Damals glaubten sie an die Liebe, daran, dass ihre Leben sich entfalten würden wie eine Erzählung. 15 Jahre später ist Arif geschieden, Ronda allein mit ihrem Sohn, und Nina lässt ihren Bräutigam vor allen geladenen Hochzeitsgästen alleine zurück.
    Gemeinsam verlassen die Freunde das Fest und türmen in den Wald, wo sie Menschen wie aus einer anderen Wirklichkeit begegnen, die sie einbinden in ein fremdes Ritual. Die phantastischen Sprünge und die wechselnden Bild-Logiken werden herausgearbeitet, aber die Kritiker monieren, bei grundsätzlicher Anerkennung, das Kursorische, etwas Hastige des Erzählens.
    Gert Loschütz: Ein schönes Paar
    Schöffling & Co., 240 Seiten, 22,00 €
    Lisa Kreißler: Das vergessene Fest
    Hanser, 192 Seiten, 20 Euro