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Geruchssinn
Kinderreiche Lemureneltern riechen ähnlich

Biologie. - Duftnoten sind in der tierischen Kommunikation ein oft gebrauchtes Mittel. Was genau diese Düfte mitteilen und wie sich diese chemische Kommunikation bei Einzeltieren ändern kann, das haben Biologen am Duke Lemur Center in Durham in North Carolina untersucht. Ihre Ergebnisse stellen sie im Fachblatt "Animal Behaviour" vor.

Von Michael Stang |
    Klammeraffe Coco steht am Freitag (27.05.2011) im Tierpark Sababurg bei Hofgeismar (Landkreis Kassel) auf der Holzkonstruktion der neuen Kletterwelt. Da die Affen wasserscheu sind, können Besucher die Tiere beobachten, ohne durch einen Zaun zu schauen.
    Affen kommunizieren auch über den Geruchssinn. (picture alliance / dpa / Uwe Zucchi)
    Das Duke Lemur Center in Durham, North Carolina, ist mit seinen 34 Hektar Fläche das größte Forschungszentrum für Halbaffen weltweit. Eine der dort arbeitenden Wissenschaftlerinnen ist Lydia Greene von der Duke Universität, zu der das Lemurenzentrum gehört. Sie untersucht das komplexe Sozialverhalten der Primaten, die ausschließlich in Madagaskar und auf einigen umliegenden Inseln heimisch sind.
    "Wir wollten verstehen, wie genau Lemuren miteinander kommunizieren und zwar von einem olfaktorischen Standpunkt aus betrachtet. Die Frage war also: Was genau teilen sie sich gegenseitig mit Hilfe von Duftstoffen mit?"
    Halbaffen hinterlassen über eine Vielzahl von Drüsen Duftnoten an Baumstämmen und Ästen. Die Wissenschaftler interessierte nun besonders, ob und wie sich die Duftstoffe durch soziale Einflüsse im Lauf der Zeit verändern und komplexe Signale weiter geben können. Bekannt war bislang, dass vor allem Informationen über das Geschlecht und den Fruchtbarkeitsstatus ausgetauscht werden.
    "Viele Lemuren haben Duftdrüsen im Bereich der Genitalien. Und bei den Sifakas, mit denen ich gearbeitet habe, produzieren sowohl die Männchen als auch die Weibchen bestimmte Duftstoffe. Davon haben wir Proben genommen, bei den Männchen zudem noch von den Duftdrüsen am Hals und am Rücken."
    Duftcocktails: Markieren und kombinieren
    Lydia Greene hat zwei Jahre lang mehrere Gruppen von Coquerel-Sifakas beobachtet und untersucht. Diese Lemuren werden bis zu 50 Zentimeter groß, hinzu kommt ein ebenso langer Schwanz; erwachsene Tiere bringen gut vier Kilogramm auf die Waage. Ihr dichtes Fell ist an Kopf, Rücken und Schwanz weiß; Arme, Brust und Beine sind braun gefärbt. Die Duftnoten der Tiere analysierte die Anthropologin mithilfe von Gaschromatographie gekoppelt mit Massenspektrometrie. Mit dieser Methode lassen sich die rund 250 verschiedenen Duftkomponenten exakt in Vorkommen und Menge bestimmen. Die Lemuren nutzen diese Duftcocktails, um in einer bestimmten Abfolge zu kommunizieren.
    "In der Regel markieren Weibchen einen Baum mit einem Sekret aus den Duftdrüsen und kombinieren diese Duftmarke noch mit Urin. Danach geht das Männchen an dieselbe Stelle, inspiziert das alles intensiv, es riecht und leckt daran, und dann markiert es darüber, ebenfalls mit Sekret und Urin. Und zum Schluss beißt es noch in das Holz, um auch noch eine optische Markierung zu hinterlassen."
    Lydia Greene untersuchte die Duftstoffe vor, während und nach der Paarungszeit, so kamen mehrere 100 Geruchsproben zusammen. Bei der Analyse stieß die US-Forscherin auf eine Besonderheit.
    "Wir haben Hinweise darauf gefunden, dass Pärchen mithilfe der Duftmarken Aussagen über ihre Beziehung machen. Erfolgreiche Elternpaare markieren häufiger gemeinsam und synchronisieren allmählich ihre Düfte im Gegensatz zu Paaren, die keinen gemeinsamen Nachwuchs haben."
    Duftsignale komplexer als bisher angenommen
    Paare, die erfolgreich Nachwuchs gezeugt hatten, glichen sich demnach in dem untersuchten Zeitraum mehr und mehr geruchsmäßig an. Dieses Synchronisieren geschieht, weil erfolgreiche Lemureneltern viel Zeit in Markierungen investieren. Dabei kommt es zum Austausch von geruchsproduzierenden Mikroben, die Folge ist ein "chemisches Duett" von Männchen und Weibchen. Damit sind Duftsignale bei dieser Lemurenart weitaus komplexer als bislang angenommen, weil sie sich über die Zeit hinweg und abhängig vom Sozialleben verändern können. Als nächstes will Lydia Greene erforschen, ob diese Angleichung nur von männlicher Seite her geschieht, wenn diese die weiblichen Drüsensekrete übermarkieren, oder ob auch die Weibchen bestimmte Duftkomponenten der Männchen mit in ihr Repertoire aufnehmen.