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Geruchssinn
"Man kann wegschauen, aber nicht wegriechen"

Ein ausgeprägter Geruchssinn könne zu einer großen Belastung werden, sagte der Molekularbiologe Andreas Keller im DLF. Der Mensch verfüge über keine gute Kontrolle darüber, was er rieche. So habe jemand mit gutem Geruchssinn etwa darunter zu leiden, wenn jemand mit schlechter Nase viel Parfüm auftrage.

Andreas Keller im Gespräch mit Maja Ellmenreich |
    Ein Mann riecht an Narzissen und einem Maiglöckchen.
    Ein ausgeprägter Geruchssinn kann auch zu einer Belastung werden. (picture alliance / dpa / Caroline Seidel)
    Keller lieferte im DLF auch die Erklärung, warum beim Ausprobieren neuer Düfte im Parfümgeschäft nach einiger Zeit eine Übersättigung eintritt und man nichts mehr riecht: Aufgabe des Riechens sei es, Veränderungen wahrzunehmen. Deswegen passe sich die Nase an den aktuellen Geruch an, sodass man ihn nicht mehr wahrnehme. Davon profitiere der Mensch wiederum, wenn er sich in Räumen mit schlechtem Geruch aufhalte: Nach einer Weile gewöhne man sich daran - die Natur habe Mitleid, so der Molekularbiologe der Rockefeller University.
    Die ursprüngliche evolutionäre Funktion des Riechens sei die Unterscheidung zwischen frischer und verfaulter Nahrung oder zwischen guten und schlechten Menschen. Daher seien Gerüche stets mit Werturteilen verknüpft. Heute wird der Geruchssinn laut Keller nicht mehr trainiert, weil sich die Essbarkeit von Lebensmitteln am Verfallsdatum erkennen lasse. Dennoch sei der Geruchssinn auch heute noch wichtig: Wer ihn verliere, verliere auch seinen Appetit.
    "Was man oft nicht weiß, ist, dass viel von dem, was wir für Geschmack halten, eigentlich Geruch ist", sagte Keller weiter. Wenn man Essen zerkaue, werde Luft nach oben in die Nase gedrückt und man rieche das Essen im Mund. Ohne den Geruch gingen viele Nuancen des Geschmacks verloren.
    Das vollständige Gespräch können Sie im Rahmen unseres Audio-on-demand-Angebotes mindestens sechs Monate nachhören.