Schon von außen sieht die Schule nicht wie eine Schule aus - direkt am Fluss, der Wupper gelegen, die Schwebebahn fährt am Schulhof vorbei – Paula und Sebastian gehen hier morgens gerne hin:
"So viel Grün, soviel Schön, so viele Pflanzen, das ist schon was Besonderes, es ist 'ne offene Schule, viel Glas, auch der Teich im Vordergrund mit dem Schulhof, wir sind zwar mitten in der Stadt, aber wenn man hier so guckt, könnte man auch denken, wir sind mitten im Wald gelegen."
Geht man in den 90er-Jahre-Bau, läuft man auf Parkettböden in einen lichtdurchfluteten Eingangsbereich. Die 120 Lehrer kümmern sich um 1.400 Schüler – Martina Schlag unterrichtet Französisch und Deutsch:
"Wenn ich morgens in die Schule komme, dann merke ich, ich gehe hier arbeiten, aber ich gehe hier total gerne hin, seit 17 Jahren."
Offenheit auch im Unterricht
In der Bibliothek gibt es Kissen, auf die sich die Schüler setzen können, man soll sich wohlfühlen. Das Drumherum ist auf jeden Fall ein Erfolgsrezept der Schule. Egal wen ich spreche, Schüler, Lehrer, auch Eltern sind grundsätzlich zufrieden. Kesi van Hert hat zwei Töchter, die in die sechste und achte Klasse gehen:
"Wenn man Probleme als Eltern hat, man kriegt immer direkt einen Termin, es ist eine tolle Schule, ich schicke meine Kinder gerne hier hin, weil ich weiß, die können draußen spielen, in die Bibliothek, die können in viele Räume, Kicker spielen, in die Turnhalle, da wird was angeboten, die sind hier wirklich gut aufgehoben."
Die Offenheit des Gebäudes spiegelt sich auch im Unterricht wieder, sagt Lehrer Torsten Niehues:
"Die Tür ist im Unterricht oft offen, was ich vorher gar nicht kannte, das Leute nach draußen gehen können, die Bib ist immer offen, das sind Möglichkeiten, dass man noch mal einen anderen Lernort hat, das es normal ist, dass man sich untereinander hilft, die Leistungsstarken die Schwächeren unterstützen."
Schüler übernehmen Verantwortung
Der freie Unterricht kommt bei den Schülern gut an: In Gruppen auf dem Schulhof lernen, die Gedichtsanalyse bei Sonnenschein vor dem Teich erarbeiten – das funktioniert aber nur mit verantwortungsbewussten Schülern. Der heute 17jährige Sebastian Böttger musste schon früh Verantwortung übernehmen:
"In der sechsten Klasse wird der Teich gereinigt, in der achten muss man den Müll wegräumen, wenn man die Verantwortung verteilt auf die kleinen Gruppen, dann funktioniert das auch."
Seit Jahren hat kein Schüler mehr die Schule ohne Abschluss verlassen. Weil sich die Lehrer wirklich kümmern. Jeweils zwei Klassenlehrer begleiten die Schüler über die gesamte Schulzeit. Und zwar nicht von oben herab, sondern auf Augenhöhe, sagt Deutschlehrerin Martina Schlag:
"Das heißt ja nicht, dass man gleich ist. Sondern man ist schon derjenige, der führt. Das akzeptieren die Schüler hier, dass sie wissen, da ist jemand, der respektiert mich, der hört genau hin, der schaut mich an, wenn er mit mir spricht, der handelt auch in meinem Sinne, aber der ist nicht mein Spielball, sondern der ist derjenige, der die Regel vorgibt und die im Sinne unseres guten Miteinanders versucht einzuhalten."
Leitung der Schule im Team
In den letzten Jahren wurde ein konsequentes Beratungssystem aufgebaut. Nicht nur für die Schüler. Auch für die Lehrer.
"Wir haben für jede Abteilung Beratungslehrer und Abteilungsleiter. Wenn es Schwierigkeiten gibt, in der Klasse bei Gesprächen mit Eltern, haben wir immer eine Anlaufstelle. Hilfst Du mir, wie soll ich das Gespräch führen, kannst du als Moderator dabei sein. Ich bin 17 Jahre hier und ich war noch nie alleine."
Das Konzept der offenen Tür und dem offenen Ohr gilt vor allem für die Schulleitung. Die lebt das vor. Schulleiterin Bettina Kubanek Meis regiert nicht alleine, sondern im Team:
"Ich hab Gott sei Dank noch weitere Leute an diesem Tisch sitzen, die Schule verantwortlich mitleiten, das sind die Abteilungsleiter und die didaktische Leitung, und ohne die könnte ich die Schule nicht so leiten, wie sie geleitet wird."
Gespräche kosten Zeit, bringen aber bessere Ergebnisse
Und daran wird das eigentliche Erfolgsrezept deutlich: Die Schulleitung will Teamarbeit: Die vielen Gespräche kosten Zeit, bringen aber bessere Ergebnisse, sagt die Schulleiterin. Im Gespräch mit mir lobt sie immer wieder ihre Mitarbeiter. Wertschätzung sagt sie, sei ein abgegriffenes Wort, aber ich glaube, es ist das, was das Leben in dieser Gesamtschule ausmacht.
"Ich muss die Köpfe so frei machen, dass sie selber Spaß haben daran, sich die Lerninhalte anzueignen. Schule wie ich sie anfangs erlebt habe, war geprägt von Unterricht und Fachinhalte und man hatte wenige Möglichkeiten, mit Kindern, mit der eigenen Klasse ins Gespräch zu bekommen und ein Kind mal ganzheitlich zu sehen."
"Ich muss die Köpfe so frei machen, dass sie selber Spaß haben daran, sich die Lerninhalte anzueignen. Schule wie ich sie anfangs erlebt habe, war geprägt von Unterricht und Fachinhalte und man hatte wenige Möglichkeiten, mit Kindern, mit der eigenen Klasse ins Gespräch zu bekommen und ein Kind mal ganzheitlich zu sehen."