Geübt wickelt Jack Giacaman die Krippe aus Olivenholz ein. Dann macht er noch ein Päckchen mit den Figuren fertig. Seit mehr als 30 Jahren verkauft Giacaman im Geschäft der Familie nahe der Bethlehemer Geburtskirche die geschnitzte Geschichte von der Geburt Jesu.
"In Bethlehem ist jeden Tag Weihnachten. Die Besucher wollen immer die Krippen kaufen. An Ostern, wenn an die Kreuzigung von Jesus erinnert wird, kaufen die Leute hier in Bethlehem Krippensets."
Diesmal kaufen Rick und Michelle aus Idaho. Die US-Amerikaner sind schon einigen Tagen in der Stadt. Sie werden am Heiligabend in die Mitternachtsmesse gehen. Michelle ist von ihrem Besuch in Bethlehem schon jetzt begeistert.
"Das Zusammenleben der Kulturen hier ist sehr interessant. Politisch gesehen ist es anders, als ich dachte. Die Gefühle der Menschen hier sind stärker, als ich erwartet habe. Mir war nicht klar, wie präsent die Mauer hier ist. Das hat mich überrascht."
Präsenz der Mauer
Die US-Amerikanerin spricht von der meterhohen und mit Wachtürmen versehenen israelischen Sperrmauer, die Bethlehem an mehreren Stellen umgibt. Die Mauer hat es auch in den Laden von Jack Giacaman geschafft. Geschnitzt aus Olivenholz sind Mauerelemente Teil eines ganz besonderen Krippensets, das Jack schon seit mehreren Jahren verkauft.
"Die heilige Familie ist auf der einen Seite und die Weisen aus dem Morgenland sind auf der anderen. So ist hier heute unsere Realität. Anfang des Jahres hatte ich fünfhundert dieser Krippensets und jetzt habe ich nur noch das eine hier. Es ist der meistverkaufte Artikel."
Die Politik gehört in den palästinensischen Gebieten fast immer irgendwie mit dazu. Schon oft liefen die Geschäfte für Jack Giacaman und seine Kollegen schlecht, weil der Nahostkonflikt Touristen abschreckte. In diesem Jahr ist Giacaman mit dem Geschäft zufrieden.
"Oktober und November waren sehr gut. Im Dezember kommen meistens nicht so viele Touristen, obwohl wir diese Zeit empfehlen, weil die Kirchen dann fast leer sind. In der Weihnachtszeit sind weniger Touristen hier, als im Oktober, im November und im Mai."
Einzug des lateinischen Patriarchen als Höhepunkt
Der Höhepunkt des Weihnachtsfestes für die Einwohner von Bethlehem ist der Einzug des lateinischen Patriarchen von Jerusalem, des Oberhaupts der katholischen Kirche im Heiligen Land in die Geburtskirche. Ein Besuch der Kirche unter der sich in einer Höhle der Überlieferung nach die Stelle befindet, an der Jesus zur Welt kam, ist für die meisten Bethlehem-Besucher ein absolutes Muss. Diese junge Französin kommt gerade aus der Geburtsgrotte.
"Ich rechnete mit etwas Großem und dann steht man so direkt davor, ein komisches Gefühl. Man spricht vom Heiligen Land und der Geburtsgeschichte sonst immer so ehrfürchtig und dann sind wir auf einmal hier."
Neben Touristen aus aller Welt sind vor allem viele arabische Christen über die Feiertage in Bethlehem. Am Abend wird der lateinische Patriarch Pierbattista Pizzaballa in der katholischen Katharinenkirche, die zum Komplex der Geburtskirche gehört, die Mitternachtsmesse abhalten, zu der unter Anderem auch Palästinenserpräsident Abbas erwartet wird. Für den Weihnachtskrippenverkäufer und Katholiken Jack Giacaman bleibt aber nicht viel Zeit zum Feiern.
"Leider können wir an diesem Tag nur kurz feiern wegen dem Geschäft. Die ganze Familie muss sich um die Kunden kümmern. Das ist für uns der wichtigste Tag. Da müssen wir durch."