Ein Strand am Pazifik im US-amerikanischen Bundesstaat Kalifornien. Spaziergänger schlendern durch die Brandung, manche Besucher sitzen im Sand. Sie schauen den Surfern zu, die artistisch in den Wellen auf ihren Brettern balancieren.
Kaum jemand sieht das, was sich in knapp 15 Metern über freiem Wasser abspielt. Dort, wo die Möwen segeln, schwebt eine Drohne. Sie wird von einer Klippe aus ferngesteuert und macht Videoaufnahmen von den Sportlern.
Hier sind die kleinen beweglichen Flugobjekte noch Freizeitspaß. Doch was, wenn eine Drohne Fotos von streng geheimen Anlagen macht, über einen Flughafen fliegt oder sogar Sprengstoff bei sich trägt?
Idee entsteht bei Vorfall einem mit Angela Merkel
Diese Frage hat sich Jörg Lamprecht der Mitbegründer des Unternehmens "Dedrone" gestellt. Das Büro des Mitvierzigers befindet sich nicht weit entfernt vom Strand und den Surfern, in der Hauptstadt des Sillicon Valley, San Fransisco.
"Die Idee ist eigentlich 2013 entstanden", erzählt Lamprecht, "als Frau Merkel bei einer öffentlichen Veranstaltung in Leipzig war. Da hat ein Spaßvogel eine Drohne geflogen, die einen Meter direkt vor ihr am Rednerpult abgestürzt ist. Damals hat das noch alle belustigt, niemand wusste so richtig, was da eigentlich passiert.
Ich habe das gesehen und mich gefragt, was wäre, wenn da jetzt eine Handgranate drunter wäre. Das war eigentlich die Geburtsstunde von Dedrone, wo wir gesagt haben, wir müssen eine Art von Erkennungssystem entwickeln, damit wir Drohnen erkennen können und warnen können."
Ein Erkennungssystem für Drohnen, oder auch Drohnen-Tracker genannt, eine Alarmanlage für den Luftraum, das stellt Dedrone her. Die Nachfrage nach diesen Drohnen-Trackern hat vor allem mit der rasanten Entwicklung und Nutzung der multifunktionalen Drohnen zu tun, erklärt Lamprecht: "Heute im Jahr 2016 haben wir Drohnen die 100 Kilo tragen können. Die haben heute alle Autopilot, eine ganz hohe Windstabilität und hochauflösende Kameras. Das geht alles sehr schnell. "
Drohnen-Tracker wirkt unscheinbar
Selbststeuernde Drohnen im Alltag. Besonders Zulieferer wie die Deutsche Post oder Amazon denken darüber nach. Um eine Zukunft mit Drohnen zu kontrollieren, brauche es Warnsysteme, sagt Lamprecht.
Das Gerät selbst, der Drohnen-Tracker, sieht ziemlich unscheinbar aus. Ein weißes Plastik-Kreuz, das an die kleinere Version einer Mobilfunkantenne erinnert. Dabei steckt viel mehr darin. Denn damit der Drohnen-Aufspürer nicht einen Vogel oder einen Helikopter mit Drohnen verwechselt, muss spezielle und kleinteilige Technik in das Plastikgehäuse eingesetzt werden, erklärt Firmengründer Lamprecht:
"Wir haben uns vorgestellt, wie man eine Drohne in der Luft erkennen kann. Die sieht ja anders aus und hört sich anders an. Daraufhin haben wir verschiedene Sensoren entwickelt. Ein Videoanalyse, damit wir wie der Mensch sehen können, wo sich die Drohne befindet. Dann haben wir Mikrofone eingebaut, da Drohnen ein ganz typisches Geräusch machen und Frequenzscanner, um die Steuer-Frequenz der Drohnen wahrzunehmen."
Aus zwei Mitarbeitern sind 60 geworden
Ein Tracker kostet mindestens 10.000 Euro, je nach Ausstattung. Insgesamt werden dieses Jahr weltweit über 500 Stück verkauft. Von San Francisco aus soll der US-amerikanische Markt erobert werden. 2014 hat das Unternehmen mit zwei Mitarbeitern begonnen. In Kassel, dem Heimatort Lamprechts, wo sich auch weiterhin die Produktion befindet. Aus den zwei Mitarbeitern sind in den vergangenen zwei Jahren 60 geworden.
Mit der Idee, Drohnen-Tracker speziell für zivile Zwecke zu entwickeln, hat sich Lamprecht eine Nische in der Sicherheitsindustrie geschaffen. Vor allem auf dem Gebiet der urbanen Drohnen-Abwehrtechnik gebe es bisher keine ernst zu nehmende Konkurrenz, ist Lamprecht überzeugt.
Wie der Detektor funktioniert, führt der Vertriebs-Mitarbeiter Lee Jones vor. Er lässt in den Büroräumen mit seinem Smartphohne eine handelsübliche tellergroße Drohne steigen. Der Tracker hinten an der Wand hat die Drohne sofort erfasst und meldet auf Jones Computer Alarm:
"Während ich die Drohne gestartet habe, hat der Tracker alles schon aufgenommen. Dieser rote Punkt, der bei hundert Prozent liegt, zeigt an, dass eine Drohne dem Tracker sehr nahe gekommen ist. Wir haben die Drohnen ja gerade mal zwei Meter vom Tracker gestartet. Null ist die weiteste Entfernung, das wären ungefähr 300 Meter."
Zu Lamprechts Kunden zählen Stadienbetreiber, Gefängnisse und Stars
Aber mit einem automatischen Alarmsignal ist es nicht getan. Der Drohen-Aufspürer kann noch mehr, erklärt Jones. "Klicken wir also diesen Punkt an, wird uns die Seriennummer und das Modell der Drohne angezeigt. Sogar ein Foto macht der Tracker, außerdem kann bestimmt werden wo sich die Fernsteuerung befindet. Wir bekommen quasi einen digitalen Fingerabdruck des Gerätes, und es muss dazu nicht mal fliegen."
Je nach Bedarf können Drohnen-Abwehrmaßnahme in den Tracker eingebaut werden, darunter ein Störsender, der die Drohne am Weiterfliegen hindert.
Zu Lamprechts Kunden gehören Stadien- und Flughafenbetreiber, Besitzer von Industrieanlagen oder Botschaften. Und auch Stars und Sternchen lassen sich von Drohnen-Trackern gerne helfen. Paparazzi setzen nämlich längst fliegende Kameras ein, um ins Privatleben von Promis einzudringen. Lamprechts Drohnen-Aufspürer sind eine Antwort der Promis darauf. Auch das Gefängnis in Halle hat Dedrone ausgestattet, weil es dort mehrere Fälle gegeben hatte, bei denen Drogen via Drohne über die Gefängnismauer, quasi per Expresslieferung, in die Zellen geflogen wurden.
Marktvolumen für Drohnenabwehr riesig
"Wir arbeiten mit vielen wichtigen Kunden zusammen", erklärt Lee Jones, " aber vor kurzer Zeit durften wir sogar die Debatte der Präsidentschaftskandidaten an der Hofstra-Universität in New York ausstatten. Das war sicherlich eine große Sache für uns."
Auf über eine Milliarde US-Dollar schätzt das Forschungsinstitut Markets and Markets die Absatzmöglichkeiten für zivile Drohnenabwehr-Technologien im Jahr 2022. Firmengründer Lamprecht ist überzeugt, dass er seinen Teil davon abbekommt. Investoren stünden Schlange bei ihm, sagt er mit einer guten Portion Zufriedenheit.