Das Bier fließt, die Geschäfte laufen, auch wenn es schon mal besser war. Mit Marken wie Heineken, Amstel, Desperados oder Newcastle Brown Ale ist der Umsatz des holländischen Heineken-Konzerns in den vergangenen fünf Jahren deutlich gestiegen, der Nettogewinn aber, gemessen am Aktienkapital, von 19,7 auf 13,7 Prozent gesunken. Immerhin – das ist noch auskömmliches Niveau. Deshalb hat der weltweit drittgrößte Braukonzern ein Übernahmeangebot des zweitgrößten Anbieters, der britischen SAB-Miller plc, abgelehnt. Ja, Heineken sei von SAB angesprochen worden, und ja, Heineken wolle nach Rücksprache mit seinen Aktionären unabhängig bleiben, teilten die Holländer heute früh mit. Reiner Klinz, Kenner des Biermarktes bei der Prüfungsgesellschaft KPMG, ahnt, woher der Übernahmedruck in der Branche kommt, nicht aus aktueller Notlage:
"Es ist einfach die Gier nach Größe. Es ist, Macht zu haben. Es ist sicherlich auch ein Abbild des Drucks von der Börse. Es gibt gewisse Renditeerwartungen. Die können vielleicht so nicht mehr erreicht werden. Dann überlegt man sich eben: Gibt es vielleicht nicht auch den ganz großen Wurf, ich übernehme meinen direkten Konkurrenten. Folge wäre, Kosten einzusparen im Einkauf. Man hat größere Einkaufsvolumina, die werden mittlerweile weltweit verhandelt und kann dadurch Kosten senken, natürlich auch Kosten in der Verwaltung, in der IT und so weiter."
So klingt es, wenn eine Bierflasche mit Bügelverschluss geöffnet wird. Oft steht hinter dem hier getrunkenen Bier ein ausländischer Eigentümer. SAB Miller tritt in Deutschland vor allem mit der Marke Pilsner Urquell auf. Zu Anheuser-Busch gehören in Deutschland Marken wie Becks, Hasseröder, Löwenbräu oder Diebels. Aber wirklich landen können die drei Großen auf dem deutschen Markt nicht, jedenfalls nicht so wie anderswo. Hier kommen die drei größten Anbieter nicht über einen Marktanteil von 30 Prozent hinaus, weiß Marktbeobachter Klinz:
"Die Marktkonsolidierung ist in anderen Ländern der Welt, in den meisten anderen Ländern der Welt sehr stark fortgeschritten. In Deutschland eben nicht. Die größten Drei haben etwa 30 Prozent, die größten Zehn haben etwa 60 Prozent. Und die größten 200 haben 99 Prozent. Und dann gibt es eben nochmal 1.000 Brauereien, die sich das letzte Prozent teilen."
Auf 107 Liter Pro-Kopf-Verbrauch jährlich kamen die Deutschen voriges Jahr. Vor neun Jahren waren es noch 115 Liter. Es scheint, als führe der Fusionsdruck auf dem Weltmarkt hier zum ganzen Gegenteil, zu lokaler Vielfalt.