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Geschichte aktuell:

Prag vor wenigen Tagen. Später Vormittag. Die tägliche Redaktionskonferenz bei Radio Freies Europa/Radio Liberty läuft seit einer guten Viertelstunde. Programmkritik und Tagesvorschau sind abgehakt. Auch sonst gibt es bis jetzt nichts Besonders. - Mario Corti schaltet das Saalmikrofon ein.

Robert Baag |
    Die Humanistische Universität in Moskau, so Mario Corti, habe die Mitarbeiter des Russischen Dienstes von Radio Freies Europa/Radio Liberty - abgekürzt: RFE/RL - gebeten, multimediales Unterrichts- und Studienmaterial zur russisch-sowjetischen Zeitgeschichte mit auszuarbeiten. Corti, Chef des russischen Dienstes von RFE/RL schaltet zunächst einen laptop an, danach leuchtet ein Overhead-Projektor auf. Er freue sich, sagt Corti, heute den Prototyp einer ersten CD vorzuführen, die demnächst russische Jung-Historiker über den 20. Parteitag der sowjetischen Kommunisten informieren soll. Die CD startet. Gerade war schon die charakteristische Stationskennung von RFE/RL zu hören. Und gleich danach - fast als musikalischer Kontrapunkt - ertönt die "Internationale", auf russisch gesungen. Natürlich auch ein kleiner intelligenter Schachzug in Sachen Eigenwerbung für die potentielle Zielgruppe, die nach mehreren Millionen zählenden Hörer in Rußland und auf dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion.

    Dennoch: Eine etwas unwirkliche Stimmung zieht plötzlich auf, ein eigenartiges déjà-vu wohl für viele hier in diesem einstigen Parlamentsgebäude der ehemaligen real-sozialistischen Tschechoslowakei, der CSSR. Teile der Innenarchitektur, auch der Wandverkleidung erinnern dort bis heute noch an den einheitlichen aber mediokren Einrichtungsgeschmack volksdemokratischer Bürokraten zwischen Magdeburg und Wladiwostok. Und in der Luft hängt immer noch eine winzige Spur jener mehltau-bleiernen Atmosphäre wie sie für die meisten östlichen Institutionen bis 1989/90 oft so charakteristisch war. Unten im Plenarsaal des ehemaligen Parlaments ist die Spaltung der CSSR beschlossen worden - in eine tschechische und in eine slowakische Republik. Das damalige Abstimmungsergebnis auf der elektronischen Anzeigentafel ist bis heute nachzulesen. Eingefrorene, in Digitalziffern konservierte Geschichte. Das heutige RFE/RL-Gebäude in der Stadtmitte unweit des Wenzelsplatzes - vor dem Krieg übrigens Sitz der Prager Börse - hatte der tschechische Staatspräsident Vaclav Havel Anfang der 90er Jahre für eine symbolische Miete von einem Dollar pro Monat angeboten. Zu einem für RFE/RL kritischen Zeitpunkt übrigens. Denn Überlegungen im US-Congress seien damals immer lauter geworden, den Sendebetrieb ganz einzustellen, wie Pressesprecherin Sonia Winter einer polnischen Besuchergruppe während der Führung durch das Gebäude erzählt. Letztlich hätten aber jene Oberhand behalten, die trotz des Zusammenbruchs des sowjetischen Machtbereichs zu Nüchternheit und Skepsis geraten hätten.

    Eine Geste der Dankbarkeit und Anerkennung der tschechischen Staatsführung für die Arbeit von RFE/RL während der früheren Teilung Europas. Ein Angebot, das der damalige US-Präsident Clinton - symbolträchtig - am 4. Juli 1994, dem amerikanischen Unabhängigkeitstag offiziell annahm. München war damit ein abgeschlossenes Kapitel in der RFE/RL-Geschichte - dort aber hatte RFE / morgen / vor genau 50 Jahren, offiziell am 1. Mai 1951, seine regelmäßigen Sendungen in Richtung Ostmittel- und Südost-Europa aufgenommen. Erst 1953 folgte "Radio Liberation (bzw.) Liberty", mit Sendungen ausschließlich für die UdSSR, bis beide Sender zu Beginn der 70er Jahre schließlich fusionierten. Die Zahl jener Zeitgenosssen ist nicht gering, die auch heute - nach einem halben Jahrhundert - gerade westlichen Medien eine entscheidende Rolle beim Zusammenbruch des Sowjetsystems zuweisen. - Nikolaj Portugalow , heute 73 Jahre alt, in den achtziger Jahren einflußreicher Deutschland-Experte beim Zentralkomitee der Kommunistischen Partei der Sowjetunion -KPdSU-, will die Bedeutung von RFE/RL im Zusammenhang mit der Auflösung der Blöcke von 1989/90 im Rückblick zwar durchaus differenziert sehen, hält an einer negativen Gesamt-Einschätzung aber fest:

    "Die spielten zwar keine entscheidende Rolle. Aber wenn schon in der Sowjetunion dank der verlogenen stalinistischen Propaganda, also beim Tauwetter unter Chruschtschow war's 'ne Kleinigkeit besser geworden, viel besser wohl nicht - und dann auch unter Breschnjew, wo alles unter den Teppich gekehrt worden war, so hörte auch ein normaler Sowjetbürger - schon um sich zu informieren. Meine Einstellung gegenüber den Kollegen: Betrachte ich sie - um es ganz offen zu sagen - als gegnerischer Sender, die eben eine gezielte Propaganda gegen mein Land und gegen unsere Außenpolitik führen. Und dennoch habe ich sie gehört."

    Noch Anfang der 70er Jahre, die Phase der Entspannungspolitik zwischen Ost und West, der sogenannte Helsinki-Prozess hatte längst eingesetzt, waren Sender wie Radio Freies Europa/Radio Liberty für die post-stalinistischenden Führungen in den sogenannten real-sozialistischen Ländern Europas immer noch heftig kritisierte Störfaktoren auf dem Weg zur öffentlich proklamierten "friedlichen Koexistenz". - Was zum Beispiel der gelernte Journalist Karl-Eduard von Schnitzler, kurz vor den Olympischen Spielen 1972 in München, in seiner damals einschlägig bekannten DDR-Fernseh-Reihe "Schwarzer Kanal" über seine Berufskollegen in amerikanischen Diensten verbreitete, war wenig zimperlich:

    "Bezahlte Kreaturen - darum geht's! Der Geheimdienst hält seine Agentensender in München natürlich für nützlich. - Nirgends auf der Welt gibt es auf so wenigen Quadratkilometern so viele Agenten und Spionage-Organisationen, Revanchisten-Vereinigungen - und eben diese ganz "normalen Sender", deren einer sich "Stimme Amerikas nennt - soweit man dieses Gekrächze und Gehetze als Stimme bezeichnen kann. Ein anderer "Freies Europa" - und er meint ein imperialistisches Europa bis zum Ural. Der dritte schließlich gar "Freiheit". Und er zielt auf die Freiheit für Monopole und die Unfreiheit für 350 Millionen Menschen, die sich zwischen Elbe und Stillem Ozean für den Sozialismus entschieden haben. - Aber diese drei amerikanischen Dreck-Kübel mit Genehmigung der Bundesregierung auf dem Territorium der BRD stationiert - sie beweisen, dass der Klassenkampf weitergeht."

    Auch wenn die Geschichte den von der DDR-Bevölkerung jahrelang als "Sudel-Ede" offen verspotteten Schnitzler hinsichtlich kapitalistisch-sozialistischer Wahloptionen inzwischen drastisch und donnernd widerlegt hat - eins lässt sich nachweisen: Die Geheimdienst-Verknüpfung der Sender, vor allem die entscheidende Rolle, die der US-Auslandsgeheimdienst CIA bei der Gründung von Radio Freies Europa gespielt hat.

    "Ein separates Budget von 10 Millionen Dollar blieb dem Rundfunksender Radio Free Europe vorbehalten, der (...)unter der Schirmherrschaft des (von CIA-Chef Allen Dulles initiierten) "Komitees Freies Europa" gegründet wurde...,

    ... schreibt Frances Stonor Saunders in ihrer jüngst erschienen Monographie "Wer die Zeche zahlt... - Der CIA und die Kultur im Kalten Krieg". - In seinem 1988 auf deutsch erschienen Buch "Der amerikanische Bumerang - NS-Kriegsverbrecher im Sold der USA" macht Christopher Simpson auf einen ausgesprochenen dunklen Punkt in den ersten Jahren von Radio Free Europe aufmerksam:

    "Die Verbindungen der Nazi-Kollaborateure zur politischen Kriegführung wurden in jenen Abteilungen von RFE/RL besonders deutlich, die mit den (osteuropäischen) 'Exilregierungen' befasst waren, denn dies waren die wichtigsten administrativen Kanäle, durch die das Geld der CIA zu einer Anzahl von osteuropäischen (sogenannten) Emigranten-'Regierungen' floss."

    Christopher Simpsons Kritik an der Personalpolitik des CIA zu jener Zeit fällt harsch aus:

    "Diese ehemaligen nazifreundlichen nationalen Komitees hatten nach dem Fall von Berlin (1945) ihre faschistische Rhethorik und ihre Eisernen Kreuze beinahe ausnahmslos über Bord geworfen. Sie stellten sich jetzt als Demokraten, Freiheitskämpfer und sogar Nazigegener dar. Aber offenbar war bei den westlichen Geheimdiensten kein Mensch daran interessiert, was jene Emigranten während des Krieges getan hatten, die die Vereinigten Staaten so gerne im Kalten Krieg unterstützen wollten."

    Allerdings legen RFE/RL-Mitarbeiter auch heute noch entschieden Wert darauf, nicht alle ihre Vorgänger-Kollegen über solch einen Kamm zu scheren. Denn bei weitem nicht jeder, der in deutsche Kriegs-Gefangenschaft geraten oder aus der Roten Armee zu den Deutschen übergelaufen sei, habe sich Kriegsverbrechen schuldig gemacht oder die Zivilbevölkerung drangsaliert. Der 58-jährige Emigrant Ferid Agi etwa, der heute das RFE/RL-Programm für die turksprachigen Bachkiren und Tataren in Rußland leitet, erinnert sich an Erzählungen aus seiner Kindheit:

    "Es waren natürlich Leute, die in der <turkestanischen> Legion waren und auch im deutschen Funk gearbeitet haben. Aber man kann nicht so verallgemeinernd sagen, dass sie waren Kollaborateure. Hitler am Anfang hat versprochen, dass diese Leute, wenn die Sowjetunion besiegt ist, sie werden ihre Freiheit und ihre Unabhängigkeit kriegen. Und die Leute haben geglaubt, obwohl natürlich das war nur eine propagandische Akt."</turkestanischen>

    Seit den 50er Jahren ist auch darüber lange spekuliert worden, welche Rolle Radio Freies Europa vor und während des Ungarn-Aufstands im Spät-Herbst 1956 gegen die sowjetischen Invasionstruppen gespielt hat, ob und in welcher Form anti-kommunistische Emigranten womöglich Hand in Hand mit dem CIA in unverantwortlicher Weise die Stimmung in Ungarn beeinflusst, vielleicht sogar aufgeputscht haben.

    "Achtung, Achtung - Radio Freies Euopa wird gebeten, mitzuteilen, ob vom Westen Hilfe zu erwarten ist. Teilt uns bitte sofort mit, ob Hilfe aus dem Westen kommt. - Achtung, Achtung! Hier spricht der freie ungarische Sender CSOKONAJ! Wir bitten um sofortige Benachrichtigung, dass Hilfe aus dem Westen unterwegs ist...

    "Sender Cskonoj", "Sender Kossuth", "Radio Rakoczy" - zahllose Klein- und Kleinstsender, die oft auf Militärfrequenzen sendeten und nicht selten gestört wurden - sie wußten damals nicht oder wollten es vielleicht nicht wahr haben, dass der Westen, der zu dieser Zeit genug mit der Bewältigung der sogenannten Suez-Krise zu tun hatte, die Ungarn ihrem Schicksal überlassen würde. Realistisch, aber eben auch zynisch formuliert: Wegen Ungarn eine gefährliche Krise mit der UdSSR zu hochzuschaukeln, dies war den USA letztlich dann doch kein Risiko wert. Christopher Simpsons Einschätzung:

    "Unter der Leitung von Frank Wisner (, dem Leiter der Geheimoperationen der CIA,) hatten in der ersten Hälfte der fünfziger Jahre Radio Freies Europa und Radio Liberation ihrer osteuropäischen Zuhörerschaft das (sogenannte) 'Befreiungsthema' eingehämmert. Was das alles hinsichtlich konkreter Hilfe bedeutete, wurde in den Sendungen nie genau erläutert, aber der Ton ließ keinen Zweifel daran, dass die Amerikaner etwas tun würden."

    Immerhin sind verschiedenen Schätzungen zufolge bei den Kämpfen mit den sowjetischen Invasoren rund 15.000 Ungarn sowie bis zu 3.000 Sowjetsoldaten ums Leben gekommen. Weitere 5.000 Ungarn - so heißt es an anderer Stelle - wanderten ohne Prozess ins Gefängnis. - Der frühere sowjetische ZK-Außenpolitiker Portugalow ist bis heute Verfechter der These, wonach letztlich Radio Freies Europa schuld sei am Untergang des ungarischen Widerstands:

    "Eindeutig ja! Die haben - angeführt von dem großen Dulles - die Ungarn verkauft und verraten. Sie haben zunächst einmal mit propagandistischen Mitteln den Eindruck hervorzurufen versucht, dass der Westen die Ungarn nicht lassen wird. Im übrigen - wenn man nur bloß so hinschmeißt: 'Es war ein Volksaufstand. Volksaufstand war es schon. Aber nicht nur. Die faschistischen, horthy-stischen und sonstigen Elemente, das kann ich Ihnen ganz bestimmt sagen, waren auch mit dabei. Ihre Rolle in dem ganzen Aufstand ist nicht gering einzuschätzen. Selbstverständlich der Kern der Sache, die Hauptursache, war natürlich der Stalinismus.

    Eine Sicht der Dinge, die der heute amtierende RFE/RL-Programm-Direktor, Jeff Trimble, so nicht stehen lassen will. Der 43jährige Journalist, der vorher für mehrere Jahre als Korrespondent für "US News and World Report" in Moskau akkreditiert war, formuliert im Gegenzug die heute geltende Linie seines Hauses:

    "In Sendungen von RFE damals wurden einige Artikel aus Emigranten-Publikationen verlesen, die man als konstruierte Aufrufe zum Aufstand hätte mißverstehen können. Es war kein Original-Material von Radio Freies Europa selbst. Davon abgesehen: Der Vorgang hinterließ einen tiefen Eindruck, eine tiefe Narbe. - Und von daher arbeiten wir heute nach einer berufsethischen Vorschrift, die strikter gehalten ist, als es beispielsweise jene Prinzipien waren, nach denen ich mich als Journalist in der US-Privatwirtschaft zu richten hatte. - Wir achten sorgfältig darauf, mindestens zwei Nachrichtenquellen für eine Meldung zu haben, bevor wir sie ausstrahlen. Sendungen, die zur Gewalt, zu ethnischer oder religiöser Intoleranz aufrufen, sind strikt untersagt. Dies führt manchmal sogar zu einer Art Selbstzensur.

    Prinzipien und Maximen, an die sich auch Nenad Pejic gebunden fühlt, ein ehemaliger Fernseh-Journalist aus Sarajevo, der seit 1994 bei RFE/RL die Verantwortung für den "Südslawischen Dienst" hat - das Wort "Jugoslawien" wird bewusst nicht verwendet. Professionelles Verhalten im Alltags-Job sei die beste Vorbeugung gegen nationale Aufwallungen. An einem Beispiel während des Kosovo-Krieges macht er klar, wie er das verstanden wissen will:

    "Die serbische Propaganda verwendete natürlich den Begriff 'Aggression'. Wir beschlossen, 'NATO-Luftschläge" zu sagen und baten auch unsere Mitarbeiter und Korrespondenten von 'Luftschlägen' zu sprechen. - Aber ich sagte ihnen auch: Wenn ein Politiker oder sonstwer von 'Aggression' redet, dann verwendet dieses Wort. Verbessert das Zitat nicht. Das ist deren Problem.

    Auch wenn die UdSSR schon seit knapp einem Jahrzehnt zerfallen ist, so wäre es mit Blick auf die heute unabhängigen Ex-Sowjetrepubliken gelinde gesagt verfrüht, geradezu leichtfertig, von einer konsolidierten Pressefreiheit in den Staaten der ehemaligen Sowjetunion zu reden. Auch GUS-Republiken, die hierzulande weitgehend unbekannt sind, aber von selbstherrlichen Potentaten regiert werden wie das am Kaspischen Meer gelegene mittelasiatische Turkmenistan unter Saparmurad Nijazov, betrachtet die RFE/RL-Leitung weiterhin als Adressaten. Redakteurin Naz Nazar, damals schon in München mit dabei, nennt die Gründe dafür:

    "Hauptsächlich, um die Menschen in Turkmenistan zu informieren, über die Tatsachen, was dort geschieht, frei von Urteilen, objektiv und auch eine Brücke zwischen Türkmenistan und der Außenwelt herzustellen, und die Außenwelt auch mit Türkmenistan zu verbinden. Viele Menschenrechts-, Bildungsorganisationen wenden sich an uns in der Welt, um Informationen zu bekommen, um einfach Gedanken auszutauschen, Erfahrungen auszutauschen. Das ist wie ein Zentrum für das alles, was türkmenisch ist. Auch unsere Hörer sehen uns als das Herz von Türkmenen sozusagen, das Zentrum. Weil: Hier ist alles, was Türkmenen interessiert und unsere Aufgabe besteht auch darin: Demokratie, Marktwirtschaft und die Menschenrechte, diese Werte dort zu vermitteln."

    Bewusst wird damit eine Tradition fortgesetzt, die Radio Freies Europa bis heute dankbare Hörer beschert hat. - Übrigens, so wird bei RFE/RL stets versichert, hat der CIA mit dem Sender seit Beginn der 70er Jahre offiziell keinerlei Beziehungen mehr. Offiziell. Selbst inoffizielle Verbindungen werden abgestritten. Entgegengesetzte Vermutungen und Argwohn werden wohl aber auch künftig wohl nie ganz verstummen. Friedemann Woelfel, gebürtiger Würzburger und langjähriger RFE/RL-Veteran in der Zentralen Nachrichtenredaktion schon seit den Münchner Tagen, ist sich heute aber völlig im klaren darüber, dass die Geldgeber - also in erster Linie der US-Congress - auch nach dem Umzug an die Moldau weiterhin Effizienz verlangen.

    "Es hat sich ja von München her geändert. Auch der Auftrag hat sich geändert. Wir reagieren jetzt flexibler auf Krisenherde. Wir haben zum Beispiel, als die Kosovo-Geschichte war, wir haben die albanische Sprache dazugenommen, wir haben den südslawischen Service, wir haben Iran, Irak dazu bekommen. Und es wird eigentlich immer ein bisschen ausgerichtet auf das augenblickliche Bedürfnis dafür. Es sind zum Beispiel weggefallen die Polen, die Ungarn. Sprachen, die wir früher hatten."

    In 26 Sprachen sendet RFE/RL heute. Schon scheint es ernsthafte Überlegungen zu geben, Tschetschenisch als neue, als weitere Sendesprache einzuführen. Aus Moskau ist wegen dieses Vorhaben übrigens sofort Verstimmung signalisiert worden. Zur Zeit also kein Mangel an Arbeit für die insgesamt knapp 500 Mitarbeiter in der von uniformiertem Wachdienst schwer gesicherten Prager Sendezentrale. Der laufende Etat in Höhe von rund 68 Millionen Dollar ist gesichert. Dennoch: Nicht zuletzt vor dem Hintergrund der eigenen Geschichte wird der heute offiziell privat verfasste US-Sender sich auch in Zukunft an strengen Maßstäben messen lassen müssen. Über staatlichen Einfluß auf die Medien etwa in Rußland objektiv zu berichten und kritisch zu kommentieren ist das Eine. Ob man sich gegen Begehrlichkeiten der eigenen, der US-Politik immer genauso konsequent wird durchsetzen wollen - dies bleibt gerade auch für die RFE-Journalisten der tägliche Lackmustest einer glaubwürdigen Information.