So kam es zum Ulmer Einsatzgruppenprozess von 1958. Anschließend wurde eine zentrale Stelle der Justizverwaltung zur Ermittlung nationalsozialistischer Verbrechen in Ludwigsburg eingerichtet. Am 8. Mai 1960 war die Verfolgung aller Totschlagsdelikte verjährt, danach musste in jedem Einzelfall Mord nachgewiesen werden. In diesem Kontext begann das Frankfurter Verfahren als Lernprozess. "Gerichtstag halten über uns selbst", das war Fritz Bauers Anliegen, der den "großen Auschwitz-Prozess" von 1963 bis 1965 nach Frankfurt am Main holte.
In unserer Gesprächsserie sollen die gesellschaftspolitische Rezeption und die rechtshistorischen Folgen der sogenannten "Strafsache gegen Mulka u.a." ausgeleuchtet werden. Ebenso steht die Frage nach der Bedeutung des Auschwitz-Prozesses für die Demokratisierung der Bundesrepublik im Mittelpunkt.
- In seinem ersten Gespräch unterhält sich Jochanan Shelliem mit der Schriftstellerin Ulla Hahn über die Auswirkungen des Prozesses auf die literarische Welt - angesichts der Aufgabe von Dichtung, zur Sprache zu bringen, was den Menschen zunächst die Sprache verschlagen hatte.
(Teil 2 am 12.01.2014)