"Es war Morgendämmerung am 16. August 1944. Der Zug war wieder stehengeblieben. Durch das winzige Loch, das in einem Viehwaggon das Fenster repräsentiert, hatte man die Anschrift am Bahnhof gesehen: "Weimar. Buchenwald"."
Éva Pusztai spricht im Deutschen Nationaltheater Weimar zum 70. Jahrestag der Befreiung. Ihre Mutter, ihre kleine Schwester, ihr Vater waren schon in Auschwitz ermordet worden, als sie in Buchenwald ankam.
"Ich stand am Fenster und ich dachte an meine Eltern. Sie haben meine Wünsche immer erfüllt. Es war mir versprochen, nach Weimar zu kommen. 'Sei nicht so ungeduldig', sagte mir meine Mutter, 'der Krieg geht schnell zu Ende, und Du wirst alles selbst erfahren, deinen Schiller, deinen Goethe, deine Lotte, deinen Liszt in Weimar selbst entdecken.' Meine Eltern haben mich immer sehr verwöhnt. Sie haben meine Wünsche immer erfüllt. Ich war in Weimar, in der Stadt meiner Träume, in einem stinkenden Häftlingskittel, kahlgeschoren, wurzellos. Darf man Wünsche haben? Und wenn sie in Erfüllung gehen? Ich war achtzehneinhalb Jahre alt."
Womit will man ein Zeugnis wie das der heute 94 Jahre alten ungarischen Jüdin Éva Pusztai ersetzen? Womit will man ein Zeugnis des 82-jährigen niederländischen Sinto Zoni Weisz ersetzen?
"Hier stand der Zug nach Auschwitz, die Viehwaggons, und darin meine ganze Familie. In diesem Augenblick sah ich, wie der Zug nach Auschwitz abfuhr. Das war das Letzte, was ich von meinen Lieben sah. Als Kind von sieben Jahren hatte ich alles verloren und fiel in ein unermesslich tiefes Loch."
Éva Pusztai und Zoni Weisz leben noch, sie und andere Zeitzeugen der nationalsozialistischen Verbrechen. Aber sie werden weniger. Manche sind nicht mehr in der Lage, eine Bühne zu betreten, sind zu alt, zu krank. Rollstühle gehören zum Inventar des Gedenkens, Krankenwagen in Bereitschaft, Reanimationstechnik am Bühnenrand. In nicht allzu langer Zeit wird kein Überlebender mehr da sein, keiner mehr vor Schulklassen stehen, um zu berichten. Was bedeutet das? Für die Gesellschaft, für die Gedenkstätten, für das Wachhalten der Erinnerung? So gut wie gar nichts, meint Jens-Christian Wagner, Geschäftsführer der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten, zuständig unter anderem für die KZ-Gedenkstätte Bergen-Belsen.
Lange wollte niemand die hören, die von Verbrechen der Deutschen berichten
"Die Frage nach der Rolle der Zeitzeugen wird sehr häufig gestellt. Und was die Praxis in den Gedenkstätten anbelangt, da wird sich nicht viel ändern; da spielen Zeitzeugen schon seit 20 Jahren nicht die herausgehobene Rolle. 99,9 Prozent aller Gedenkstätten-Besucher begegnen keinem Überlebenden."
Für die Soldaten, die die KZs befreiten, stand zu Beginn der Schock. James Anderson war 19 Jahre alt, als er im April 1945 das KZ Buchenwald betrat. Als Front-Sanitäter hatte er vieles erlebt. Aber nichts hat ihn auf diesen Anblick vorbereitet.
"Es war niederschmetternd, die armen Menschen zu sehen. Sie begrüßten uns, umarmten uns. Als Soldat wird man eigentlich nicht umarmt. Wir alle konnten nicht verstehen, wie Menschen so grausam sein können. Du musstest da sein und das sehen - und selbst dann konntest du es nicht glauben."
Die Befreier der KZs, geschockt vom Gesehenen, befragten noch im Frühjahr 1945 Überlebende. Rikola-Gunnar Lüttgenau von der Gedenkstätte Buchenwald:
"Das heißt, wir haben von den Amerikanern Hunderte von Porträts, Hunderte von Zeitzeugen-Aussagen, die noch im befreiten Lager gesammelt werden; und auf der anderen Seite, dass es aber danach kaum Prozesse gibt - viele noch durch die Amerikaner angeschoben, aber dann vor den deutschen Gerichten so gut wie keine mehr."
In Deutschland wollte lange niemand die hören, die von den Verbrechen der Deutschen berichten. Der Überlebende als Zeuge vor Gericht tauchte erst knapp zwei Jahrzehnte später auf. Volkhard Knigge, der Leiter der Buchenwald-Stiftung, erinnert sich.
"Wenn ich an meine Jugend denke: Da lebten wir in einem Deutschland, das sich mit der Erinnerung dieser Menschen nicht beschäftigen wollte. Diese Menschen waren lästige Zeugen vor Gericht - wenn überhaupt. Wir haben alle noch die Bilder des Auschwitz-Prozesses vor Augen, wie zum Teil Verteidiger der Angeklagten über Überlebende von Auschwitz herfallen und sie geradezu es darauf anlegen, dass sie psychisch zerbrechen."
Der Überlebende nicht als Zeuge der Anklage, sondern als lebendige Quelle einer Oral History war im Westen Deutschlands so recht erst ab den 1970er-, 1980er-Jahren gefragt, 40 Jahre nach Kriegsende, als viele KZ-Überlebende schon tot waren. Damals gründeten sich lokale Initiativen, die die NS-Geschichte ihrer Orte erforschten und dafür Zeitzeugen befragten.
Der Überlebende als authentischer Zeuge
"Und schon dort hören wir: Die Aufarbeitung ist gefährdet, weil die Zeitzeugen schwinden! Viele Verfolgten-Gruppen - etwa deutsche politische Häftlinge der ersten Stunde - stehen schon sehr, sehr lange nicht mehr als Zeitzeugen zur Verfügung. Und als man sie noch hätte fragen können, ist man ihnen häufig genug ausgewichen. Zeitzeugen haben den Alltag der gedenkstättenpädagogischen Arbeit in der Bundesrepublik in Wirklichkeit auch kaum mehr prägen können. Dazu kamen diese Gedenkstätten zu spät."
In der DDR entstanden KZ-Gedenkstätten früher, in den 50er Jahren, mitunter sogar - wie in Buchenwald - geleitet von einem Überlebenden des KZs. Die Zeitzeugen, die vor Schulklassen auftraten, hatten jedoch nur eine Aufgabe: Das Narrativ der SED zu beglaubigen, dass die Kommunisten die wichtigsten und eigentlichen Opfer des Nationalsozialismus waren. Und die Helden des Widerstands.
"Genossinnen und Genossen, Kameraden! Im ersten deutschen Staat der Arbeiter und Bauern wurde das Vermächtnis der uns so teuren Toten, der Schwur von Buchenwald in Ehren erfüllt. Für immer und ewig sind wir in Freundschaft mit der Sowjetunion verbunden."
Der Autor, selbst in den 1980ern in Weimar am Fuße des Ettersberges aufgewachsen, musste regelmäßig mit der Schulklasse nach Buchenwald und erinnert sich, als unfreiwilliger Besucher ebenso wie die Überlebenden lediglich Komparse einer geschichtspolitischen Inszenierung der SED in der monumentalen Mahnmal-Anlage gewesen zu sein.
Der Überlebende als authentischer Zeuge für die Verbrechen der Nationalsozialisten wurde also in Ost und West erst nach drei, vier oder gar fünf Jahrzehnten gesucht, gefunden und ernst genommen. Das Interesse an ihm war bislang eben nicht an seine Gegenwart, seine physische Verfügbarkeit gebunden. Dabei wirken sehr verschiedene Mechanismen, erläutert Axel Drecoll, Leiter der KZ-Gedenkstätte Sachsenhausen.
"Man möge sich vor Augen führen, dass die Konjunkturen der NS-Geschichte mit vielem zusammenhängen. Da mögen Zufälle eine Rolle spielen, da spielen sicherlich Generationswechsel eine große Rolle. Da spielen für die Wissenschaft aber auch außerwissenschaftliche Ereignisse eine ganz große Rolle - denken Sie an die Serie 'Holocaust'! Denken Sie an Filme wie 'Schindlers Liste', die dann wieder entsprechende Diskussionen nach sich gezogen haben! Oder Bereiche der Visualisierung der Geschichte, die nicht im klassischen geschichtswissenschaftlichen Kontext verortet sind, wie etwa die Wehrmachts-Ausstellung."
Im Guido-Knopp-geprägten Geschichtsfernsehen seit den 1980er-Jahren standen Zeitzeugen dann im Mittelpunkt. Jens-Christian Wagner beklagt jedoch den Umgang mit ihnen.
"Das hat eine gewisse Beglaubigungs-Funktion; das hat eine sehr starke Emotionalisierungs-Funktion, was ich nicht immer mit Freude sehe. Manchmal ist auch ein gewisser Kitsch dabei. Nicht umsonst gibt es Kolleginnen und Kollegen, die solche Filme, die Guido Knopp gemacht hat, doch mit einem gewissen Argwohn sehen, wo nämlich aus dem Off etwas behauptet wird, und dann wird ein Zeitzeuge eingeblendet, der genau dasselbe nochmal mit seinen eigenen Worten sagt. Das heißt, es gibt überhaupt keinen neuen Erkenntnisgewinn; aber man glaubt offensichtlich diesem Beglaubigungsfaktor des Überlebenden haben zu müssen. Und die Form von emotionaler Überwältigung, die noch dazu kommt."
Neue Zugänge zur Geschichte
Der Gegenentwurf zur Schnipsel- und Soundbite-Technik des populären Geschichtsfernsehens sind Gespräche mit Zeitzeugen. Lange, ruhige Gespräche, vor Schulklassen, vor älteren Interessierten, in Klassenräumen, in Erzählcafés, in Gedenkstätten, mit Fragen und Antworten. Seit Jahrzehnten ziehen Holocaust-Überlebende durch Deutschland, durch Europa, um ihre Geschichte zu erzählen. Ein Format, das sich noch immer nicht überlebt hat, weil sich ganz konkrete Menschen gegenübersitzen. Für viele Überlebende, die über Jahrzehnte geschwiegen haben, haben diese Gespräche auch etwas Befreiendes. Auch für den niederländischen Sinto Zoni Weisz.
"Ja, selbstverständlich, jedes Mal ist das sehr emotional. Weil ich darüber rede, wie ich das letzte Mal meine Familie gesehen habe. Das ist jedes Mal sehr schwer. Aber ich muss die Geschichte erzählen, so dass die Gesellschaft weiß, was passiert ist. Deswegen bin ich fast fanatisch! Und das hilft ein bisschen. Wir müssen das erzählen. Und vielleicht hilft das."
Weisz ist sich bewusst, dass er und seine Generation nicht mehr ewig auftreten werden. Mit Hoffnung und Schrecken zugleich schaut er auf die Nachfolge-Generationen.
"Ja selbstverständlich! Die zweite und dritte Generation übernimmt das! Am 19. Mai im KZ Westerbork in den Niederlanden gedenken wir des Transports nach Auschwitz, dem sogenannten "Zigeuner-Transport". Und meine Enkeltochter kam zu mir und hat gesagt: 'Ich will auch gerne etwas sagen darüber.' Das ist, was wir das transgenerationelle Trauma nennen. Ich hätte nicht gedacht, dass zwei Generationen später das immer noch so lebendig ist."
Weisz hat auf Einladung einer Gruppe von Abiturienten an einem Erfurter Gymnasium gesprochen, vor über hundert Zuhörern in einer brechend vollen Aula. Linus Mach ist einer der Abiturienten.
"Die Ausgangsidee war wirklich, dass Holocaust und das Erinnern daran in unserer Generation nicht mehr so aktiv betrieben wird. Und ich glaube, dass so wie heute, als Zoni Weisz da war, als Überlebender, der das miterlebt hat, erzählt hat, das Beste ist, und dass man daraus unglaublich viel lernen kann. Natürlich spricht man über den Holocaust und die Opfer, aber man hat eben auch noch andere Fächer in der Schule. Und wenn dann die 45 Minuten Geschichte vorbei sind, dann sagt man sich halt: 'OK, es sind sechs Millionen Juden und viele andere Völker ermordet worden.' - Und dann hat man Mathe!"
Also doch Beglaubigung der Geschichte durch persönlichen Kontakt, doch Emotionalisierung? Schüler sind keine Historiker. Sie finden andere Zugänge zur Geschichte. Oder eben nicht. Eine Sichtweise, die sich von der Norbert Freis unterscheidet. Frei lehrt an der Universität Jena und ist Spezialist für die Geschichte des Nationalsozialismus.
"Wir haben nicht mehr die konkreten Überlebenden, die durch ihr Engagement viele junge Menschen beeindruckt haben. Aber wir haben natürlich all ihre Dokumente, all ihre Hinterlassenschaften, wir haben die Videos, wir haben ihre Bücher, wir haben jede Menge Material, das eben auch sinnvoll eingesetzt werden kann. Insofern ist mir eigentlich vor dieser Zeit nach der Zeitgenossenschaft nicht wirklich bange."
Ende der Zeitgenossenschaft auch als Chance
Erinnerung sei subjektiv, sei immer eine Konstruktion aus selbst Erlebtem, Gehörtem. Erinnerung hieße auch, das Erlebte aushaltbar zu machen. Für einen Historiker, der es dokumentarisch-genau wissen will, sei es aber schwierig, einem KZ-Überlebenden zu widersprechen.
"Es ist in diesem Sinne tatsächlich eine Zäsur, weil natürlich das, was Reinhart Koselleck mal das 'Vetorecht der Quellen' genannt hat, im Bereich der Zeitgeschichte immer auch bedeutet hat: Es gibt so etwas wie das Vetorecht der Zeitgenossen. Und diese Zeitgenossen der NS-Zeit sind nun nicht mehr da."
Jens-Christian Wagner ergänzt: "Und da muss man meines Erachtens sagen: Geschichte geht nicht in Erinnerung auf, und Geschichte ist wesentlich komplexer als Erinnerung. Und auch für die Berichte von Zeitzeugen gelten die Regeln der Quellenkritik. Das müssen wir, glaube ich, sehr viel ernster nehmen, als das bisweilen getan wird, auch in den Gedenkstätten getan wird."
"Das kann ein Manko sein im Sinne, dass diese Zeitzeugen nicht mehr vorhanden sind, aber es kann auch eine Chance sein, dass gewissermaßen eine neue kommunikative Freiheit auch der Geschichtswissenschaft besteht, Dinge, die eben doch angesichts des Vetos, angesichts der Einrede der Zeitgenossen schwieriger waren zu kommunizieren, durchzusetzen, dass die jetzt leichter werden. Also, mit anderen Worten: Mit dem Ende der Zeitgenossenschaft verbinden sich auch neue Chancen, die die Geschichtswissenschaft und auch die Geschichtspädagogik nutzen kann."
Eben die Veto-Macht der Zeitzeugen wird aber gerade von jenen geschätzt, die täglich mit der NS-Geschichte umgehen: Von den Mitarbeitern der KZ-Gedenkstätten. In der Frage etwa, wer an rituellen Gedenkveranstaltungen teilnehmen darf und wer nicht, werden oft die Überlebenden angeführt, denen man die Anwesenheit von Holocaust-Relativierern - etwa der AfD - nicht zumuten könne. Aber auch Linksextremisten wie der MLPD wurde wegen antisemitischer Äußerungen (*) eine Veranstaltung in Buchenwald versagt. Axel Drecoll von der KZ-Gedenkstätte Sachsenhausen meint:
"Natürlich hat das Wort der Überlebenden ganz besonderes Gewicht, und es gibt natürlich das Veto derer, die das überlebt haben; aber ich denke, wir müssen, wenn wir überzeugt davon sind, das unsere Positionen richtig sind, die auch ohne dieses Veto - nicht gegen dieses Veto, aber ohne dieses Veto - durchsetzen."
Jens-Christian Wagner, der unter anderem die KZ-Gedenkstätte Bergen-Belsen verantwortet, erwartet, dass es zukünftig schwerer werden wird.
"Das Schutzschild, das gewissermaßen über den Gedenkstätten schwebt in Form der moralischen Autorität der Überlebenden, diese Autorität schwindet, die ist dann weg! Vor einigen Jahren hatten wir in Weimar einen Skandal, als der damalige stellvertretende Staatsminister für Kultur und Medien, Herr Schäfer, zur Eröffnung des Kunstfestes - es muss so Mitte der 2000er gewesen sein - und zu Beginn dieses Gedächtniskonzertes Buchenwald hielt Herr Schäfer eine Rede, in der er ausschließlich auf deutsche Opfer von Luftkrieg und Vertreibung einging und nicht ein Wort zu Buchenwald und den dort begangenen Verbrechen verlor. Es gab einen ziemlichen Skandal. Und nach der Rede wurde Herr Schäfer von der Presse zur Rede gestellt und sagte: Na ja, wenn ich gewusst hätte, dass Überlebende des KZ Buchenwald im Publikum sitzen, dann hätte ich so etwas natürlich nicht gesagt." Aber was heißt denn das im Umkehrschluss? "In dem Augenblick, wo die nicht mehr da sind, dann können wir die Katze aus dem Sack lassen und öffentlich darüber denken, was wir eigentlich denken!?"
"Vetomacht der Überlebenden"?
Volkhard Knigge von der Buchenwald-Stiftung hat den Skandal 2006 in Weimar miterlebt. Er ist vorsichtig optimistisch für die Zeit nach den Zeitzeugen, von denen er viele seine Freunde nennt. Vor allem aber betont er die aktive Rolle derer, die das Gedenken weitertragen.
"Die Vetomacht der Überlebenden ist, wenn man es ganz nüchtern betrachtet, nur so stark, wie eine Gesellschaft bereit ist, Augen und Ohren offenzuhalten und diese Vetomacht überhaupt als etwas sehr Wichtiges und im eigenen Interesse Geschehendes anzusehen. Insofern liegt die Bewahrung der Vetomacht jetzt an uns: Wir halten das stark."
Den Überlebenden ist es enorm wichtig, dass ihre Erinnerungen, ihre Zeugnisse bewahrt werden. Kein Monat vergeht, in dem in den KZ-Gedenkstätten nicht persönliche Erinnerungsstücke eingeliefert werden, die nun für ihre ehemaligen Besitzer stehen sollen. Die Überlebenden oder schon ihre Nachfahren schicken Briefe, Fotos, im Lager Selbstgebasteltes. In der Hoffnung, dass ihre Nachfahren zumindest bedingt lernfähig sind. Èva Pusztai, die ungarische Jüdin, sagte zur Eröffnung der aktuellen Dauerausstellung in Buchenwald:
"Und gestern bin ich zur Dauerausstellung hinaufgegangen und da habe ich meine Worte gefunden, als Zitat. Etwas Wunderbares! Dass ich die Geschichte meiner Familie und mein Familienbild dort gesehen habe, dass, solange die Dauerausstellung stehen wird, die ganze Welt wissen wird, wie wir in Debrecen gelebt haben! Dass ich eine kleine Schwester gehabt habe, die Gilike hieß. Die Dauerausstellung gehört mir!"
Und doch wird mit dem Schwinden der Zeitzeugen etwas Unwiederbringliches verloren gehen.
"Wir wissen etwas, was niemand, der nicht dort war, wissen kann. Weil wir dort waren, weil wir die von brennenden Leichen stinkende Luft eingeatmet, die Peitschenhiebe und die Herabsetzung, das Toben der SS, die nackten Appelle, den Wassermangel, die Ruhr, die Angst und den Hass dort erlebt haben."
Produktion: Deutschlandfunk August 2019
* Redaktioneller Hinweis: Tatsächlich gibt es seitens der Gedenkstätte Buchenwald Vorbehalte in diese Richtung, welche die MLPD zurückweist. In einem Gerichtsverfahren um die Genehmigung ging es aber nicht um Antisemitismus-Vorwürfe, sondern um mangelnde parteipolitische Zurückhaltung der ursprünglich geplanten Veranstaltung zum Gedenken Ernst Thälmanns. Diese blieb untersagt. Gerichtlich setzte die MLPD jedoch eine Kranzniederlegung in der Gedenkstätte durch.