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Geschichten über Flucht und Ankommen
"Wir haben alles aufgegeben für die Freiheit"

Die Schriftstellerin Mehrnousch Zaeri-Esfahani kam als Kind aus dem Iran über die Türkei nach Deutschland. In ihrem autobiografischen Roman "33 Bogen und ein Teehaus" erzählt sie die Geschichte ihrer Kindheit, ihrer Flucht und ihres Ankommens. "In dem Buch geht es mir in erster Linie um Freiheit", sagte sie im Deutschlandfunk.

Mehrnousch Zaeri-Esfahani im Gespräch mit Tanya Lieske |
    Farbfoto, auf dem eine Frau und ein Mann in mittleren Jahren zu sehen sind, Porträtfoto, es handelt sich um den Illustrator Mehrdad Zaeri und seine Schwester, die Autorin Mehrnousch Zaeri-Esfahani
    Die Autorin Mehrnousch Zaeri-Esfahani mit ihrem Bruder, dem Illustrator Mehrdad Zaeri. Die Illustrationen in "33 Bogen und ein Teehaus" sind von ihm. (imago/Gustavo Alabiso)
    Tanya Lieske: Es gibt eine Stadt auf der Welt, die hat eine wunderschöne Brücke, diese Brücke ist ihr Wahrzeichen und besteht aus 33 Bögen, die sich wie Arkaden über einen breiten Fluss spannen. Abends ist sie erleuchtet, und der Anblick ist so schön, dass in einer dieser Bögen ein Teehaus untergebracht ist, dort kann man sitzen und den Ausblick über einen breiten Fluss namens Zavendah Rud genießen. In der Landessprache heißt sie diese Brücke die 33 Bogen Brücke, ich verstehe diese Landessprache nicht, versuche es mal: Si-o-Se-Pol – habe ich das richtig gesagt?
    Mehrnousch Zaeri-Esfahani: Sehr schön, danke!
    Lieske: Mein Gast ist Mehrnousch Zaeri-Esfahani. Frau Zaeri-Esfahani, Sie kommen aus der Stadt Isfahan im Iran und sind seit 1985 in Deutschland. Wie kommt es dass Sie den Namen Ihrer Heimatstadt im Nachnamen tragen – Zaeri-Esfahani bedeutet ja ...
    Zaeri-Esfahani: Pilger aus Isfahan! Das wird auch beschrieben in meinem Buch, wie das kam, dass die Vorfahren meines Vaters diesen Nachnamen ausgewählt haben. Da sind die Beamten des Kaisers herum gegangen und haben die Leute gefragt, welchen Nachnamen wollt ihr haben. Und meine Vorfahren sind alle nach Mekka gepilgert und deswegen tragen wir diesen Namen.
    Lieske: Die Beamten des Kaisers, Mekka, der Orient, man merkt schon, in welche schönen Fernen auch Ihre Geschichte entführt. Zunächst noch einmal zur Sprache, das, was ich eben versucht habe zu tun, einen Satz oder ein Wort zu sagen in einer Sprache, die ich gar nicht kenne, das ist eine Erfahrung, die sich mit Unsicherheit verbindet. Man weiß nicht genau, ob man es richtig macht, ob man sich zum Narren macht. Sie haben diese Erfahrung zwei Mal gemacht, Sie haben Ihre Heimat, die Stadt Isfahan, das Land Iran verlassen. Sie sind mit Ihrer Familie geflohen, Sie wurden erst in der Türkei beheimatet und dann 1985 in Deutschland. Erzählen Sie uns, wie verhält sich das mit diesen vielen neuen Sprachen, die dann auf Sie als Kind eingeströmt sind?
    "Die Türkei bedeutete für mich in erster Linie Freiheit"
    Zaeri-Esfahani: Ja, die Türkei bedeutete für mich in erster Linie Freiheit. Ich habe sehr unter der Diktatur im Iran gelitten und fand es sehr erdrückend, dass wir Kinder schon mit sechs unsere Eltern denunzieren mussten in der Schule. Deswegen war diese Flucht in die Türkei für mich erst einmal die pure Freiheit und ich habe die türkische Sprache wirklich im Nullkommanichts gelernt. Ich habe dann das Türkische komplett vergessen, weil wir dann wieder ausgereist sind, in Deutschland ankamen und ich hatte eine ganz tolle Lehrerin, sie hat dann zu mir gesagt, Mehrnousch, du solltest nicht immer Türkisch sprechen, weil sonst lernst du kein Deutsch. Und ich fand, sie hatte recht, und dann habe ich sofort aufgehört, Türkisch zu sprechen und tat es nie wieder.
    Lieske: Sind Sie in der deutschen Sprache vollkommen beheimatet?
    Zaeri-Esfahani: Ja. Das ist die Sprache, in der ich mich sehr sicher fühle. Sogar viel sicherer als im Persischen in meiner Muttersprache.
    Lieske: Es ist eine Sprache, in der Sie auch sehr schön schreiben können. Wir sprechen heute über zwei neue Bücher aus Ihrer Feder. Das eine Buch ist die Geschichte Ihrer Kindheit, Ihrer Flucht aus dem Iran und Ihres Ankommens in Deutschland. Das andere ist ein Märchen "Das Mondmädchen". Warum trägt das eher autobiografische Buch den Namen dieser Brücke, die ja im 16. Jahrhundert erbaut wurde?
    Zaeri-Esfahani: Wir haben natürlich einen griffigen Titel gesucht. Mir war aber auch wichtig, dass man den Titel nicht sofort versteht, sondern dass man beim Lesen einen Aha Effekt hat und sagt, ah! Deswegen heißt das Buch 33 Bogen und ein Teehaus! Ich selbst liebe es, wenn mir das passiert beim Lesen. Und natürlich, das war der schönste Ort für mich in Isfahan. Das ist eine der schönsten Erinnerungen an meine Kindheit.
    "Das Schönste war das Leben in einer Großfamilie"
    Lieske: Eine Kindheit, deren Magie durchaus auch spürbar wird. Sie sind sechs Jahre alt und sie leben mit ihrer Familie und zwei Brüdern in Isfahan, der Vater ist Arzt, es gibt eine reiche Verwandtschaft, sie lieben Tiere und scheinen viele Freiheiten zu genießen – was war das besondere an dieser Kindheit?
    Zaeri-Esfahani: Das Schönste war das Leben in einer Großfamilie. Und diese Tage im Garten, also ich bin nicht in einen Kindergarten gegangen. Meine Mutter hat mich zuhause gelassen, weil es in der Revolutionszeit war. Sie hatte Angst um mich. Und ich habe drei Jahre im Garten verbracht.
    Lieske: Der Einbruch der Revolution, auch das fügt sich ja zunächst noch gut ein in das magische Weltbild des Kindes. Da passiert was, die Erwachsenen verhalten sich anders, man steigt abends auf die Dächer. Der Schah ist gestürzt, man erwartet fast wie einen Messias die Rückkehr eines Predigers aus dem Exil in Paris. Als der dann kommt ist alles anders, nichts ist mehr gut. Sie haben diese Geschichte mitsamt einer traumatischen frühkindlichen Verletzung für Kinder aufgeschrieben. Warum war es Ihnen wichtig, das alles Kindern zu erzählen?
    Zaeri-Esfahani: Das, was ich vermutet hatte, was man mir auch bestätigt hat in sehr vielen Schulen, ist ja, dass Kinder alle Erfahrungen in dieser Art machen und gemacht haben. Das heißt Abschied, Trennung, Schmerz, Verlust. Und ich finde es sehr schön, dass die Kinder dann wissen, worum es geht und auch später erfahren, wie die Heldin das Ganze überstanden hat.
    "Ich habe insgesamt dieses Buch 15 Mal geschrieben"
    Lieske: Ein stärkendes Element für Kinder, die Ihnen zuhören. Gleichzeitig ist es ja nun auch so, dass wir uns hier in Deutschland in einer ganz neuen Situation befinden. Noch vor zwei Jahren hätte niemand gedacht, dass so viele Menschen aus der Fremde hierher kommen würden um Schutz zu suchen. Daher ist Ihr Buch auch ein Buch der Stunde. Es wird natürlich dauern, bis all diese Menschen sich ausdrücken können in einer so schönen Sprache wie Sie. Haben Sie vielleicht auch das Gefühl, dass Sie vielen Sprachlosen damit eine Stimme geben?
    Zaeri-Esfahani: Ja, das war überhaupt nicht meine Intention. Am Anfang als ich dieses Buch schrieb, hatte ich einen politischen Auftrag. Ich war Sozialarbeiterin, ich war Kämpferin für die Flüchtlinge usw. Die erste Version dieses Buches wurde überhaupt nicht gut. Ich habe insgesamt dieses Buch 15 Mal geschrieben und ich habe gelernt, dass ich aufhören muss, einen Auftrag auszuführen. Und erst dann wurde der Text so echt und ehrlich. Und viele sagen jetzt zu mir, ja, das ist das richtige Buch zur richtigen Zeit. Und ich sage, auch wenn es nicht die richtige Zeit gewesen wäre, wäre es trotzdem das richtige Buch gewesen, für mich.
    Lieske: Ein Einblick in Ihre Schreibwerkstatt, manchmal braucht das gute Buch Zeit. Und es ist natürlich noch etwas dabei,was vielleicht ein Geschenk ist, das Sie durch Ihre Zweisprachigkeit erhalten haben. Ich finde, dass Ihre Sprache durchaus einen poetischen Nachhall hat. Sie unterstützt das Ganze noch: Flüsse spielen eine große Rolle. Jedem Kapitel stellen Sie die Geschichte, die Biografie eines Flusses voran, Sie beginnen mit dem Pripjat, das ist ein Fluss in Weißrussland, der nicht unmittelbar was mit Ihrem Fluchtweg zu tun hat. Dann kommt Zayandeh Rud, das Marmarameer in der Türkei, die Spree, die Havel, der Rhein, der Neckar und am Ende noch einmal der Pripjat. Welche Symbolik haben diese Flüsse?
    Zaeri-Esfahani: Bei meinen Recherchen bin ich immer wieder auf Flüsse gestoßen. Und jetzt weiß ich auch warum, in dem Buch geht es mir in erster Linie um Freiheit. Wir haben alles aufgegeben für die Freiheit und Flüsse sind ja das Symbol der Freiheit und auch das Symbol des Lebens.
    Lieske: Sie beschreiben eine wirklich existenzielle Situation, wie sie viele Menschen in diesen Tagen machen. Es ist die Situation, dass eine Familie bedroht ist, dass Koffer gepackt werden, dass Fotoalben weggeworfen werden, dass Dinge vernichtet werden, dass ein Haus verkauft wird samt aller Gegenstände, dass man nachts sich auf den Weg macht ins Ungewisse. All das ist Vergangenheit, – würden Sie sagen, dass Ihnen das auch eine gewisse Stärke gegeben hat in Ihrem Leben?
    "Manchmal bekomme ich Tränen in die Augen vor Freude, dass ich so leben darf"
    Zaeri-Esfahani: Ja, die Flucht hat auf jeden Fall uns vier Geschwister sehr nah aneinander geschweißt, das ist das Eine, was uns gestärkt hat, und das Andere ist diese große Dankbarkeit, manchmal bekomme ich sogar Tränen in die Augen vor Freude, dass ich so leben darf.
    Lieske: Die Flucht war notwendig geworden wegen des neuen Regimes. Sie beschreiben nach all den anfänglichen Hoffnungen auch der gebildeten Oberschicht die Brutalisierung Ihrer Umwelt, Sittenpolizei, die Frauen und Mädchen überwacht, das Verschwinden eines Nachbarmädchens, und dann der Irak-Krieg. Da habe ich was erfahren, was ich auch nicht wusste. Was bedeutete dieser Krieg für Familien mit Söhnen, auch für Ihre Brüder damals?
    Zaeri-Esfahani: Ja, die Jungs wurden alle sehr begeistert für den Krieg. Wenn ein Junge nicht vom Krieg und von den Waffen begeistert war, dann war er ein Außenseiter. Die haben denen wirklich eine gehörige Gehirnwäsche verpasst. Für mich war das ganz schrecklich, weil um mich herum, alle Cousins, alle Onkel, die haben sich verwandelt zu kriegswütigen jungen Männern, die gesagt haben, wir müssen Menschen töten. Einige sind freiwillig in den Krieg gezogen und kamen nicht mehr zurück, bei anderen hätte man sich gewünscht, sie wären nicht zurück gekommen, weil sie sich in lebende Tote verwandelt hatten.
    Lieske: Sie schreiben auch, dass Kinder eingesetzt wurden, um Minen aus dem Weg zu räumen ...
    Zaeri-Esfahani: Ja, das war eine Strategie die wirklich aufgegangen ist. Der Irak hatte mit einer zweiwöchigen Operation gerechnet, das war eine Zusammenarbeit mit der UdSSR damals, aber Iran hat sich gewehrt und daraus wurden acht Jahre Krieg, tatsächlich.
    Lieske: Ihre Familie hat das glücklicherweise kommen sehen. 1985 an Weihnachten landen Sie in Deutschland auf einem sehr kuriosen Weg, der mir auch neu war. Sie kamen über Ostberlin und damals noch zum Höhepunkt des Kalten Krieges gab es Visen zur Weiterreise in die Bundesrepublik. Das eine deutsche Regime wollte den anderen deutschen Staat ärgern, war Ihnen das alles damals bewusst?
    "Wegen des Kalten Krieges haben wir einen Weg nach Westdeutschland gefunden"
    Zaeri-Esfahani: Ich habe das schon mitgekriegt. Durch die Gespräche der Eltern wusste ich, wir werden jetzt erst mal in ein Land reisen, das genau so heißt wie das andere Land. Aber die beiden Länder sind zerstritten, und das eine will das andere Land ärgern, und deswegen nimmt es uns auf, damit es uns zu dem anderen schickt. Und das eine Land ist böse und erschießt Leute, wenn sie in das andere Land gehen wollen, aber uns wird es nicht erschießen. Also, das war für mich so wie im Märchen. Wir sind wegen des Kalten Krieges vertrieben worden aus dem Iran oder zu Flüchtenden geworden, und wegen des Kalten Krieges wiederum haben wir einen Weg nach Westdeutschland gefunden. Das hieß damals das Loch in der Mauer.
    Lieske: Sie landen am Weihnachtsabend, die Straßen sind menschenleer, keine sehr anheimelnde Kulisse. Es geht den Weg weiter, Aufnahmestelle, Flüchtlingsheim, Unterkunft in Heidelberg, wo Sie Abitur gemacht. Sie erzählen diese Geschichte sehr aufrichtig, und sie ist illustriert von Ihrem Bruder Mehrdad Zaeri, der bereits ein anerkannter Künstler ist. Sehr originelle Kalender veröffentlicht er, Kalender der kuriosen Gedenktage der Büchergilde Gutenberg zum Beispiel, darin gibt es den Tag der vergessenen guten Vorsätze, den Internationalen Tag der Katze, den Gedenktag für die kleinen Wunder. All das atmet Humor und Leichtigkeit, die in seinen Illustrationen wieder aufblitzt. War Ihnen das wichtig?
    Zaeri-Esfahani: Ja. Diese beiden Bücher musste Mehrdad illustrieren. Es ist ja auch seine Geschichte, und er ist auch in 33 Bogen und ein Teehaus der heimliche zweite Protagonist.
    "Das Mondmädchen ist die Geschichte, wie ich sie in meiner Fantasie erlebt habe"
    Lieske: Es gibt aus Ihrer Feder ein Märchen, auch wirklich im Märchenton gehalten, Das Mondmädchen. Sie erzählen wiederum von Flucht und Vertreibung, allerdings ist aus dem Hassprediger eine Frau geworden, die zunächst mit weißen langen Haaren auftaucht, dann verwandeln sich ihre Haare in ein Blutrot. Die Augen nehmen eine gelbe Färbung an, das ist der Archetyp der Hexe. Wie haben Sie diese Geschichte gefunden?
    Zaeri-Esfahani: Das Mondmädchen ist die Geschichte, wie ich sie in meiner Fantasie erlebt habe. Im Iran ist mein größter Wunsch gewesen, dass dieser Führer an die Macht kommt und ich hatte gedacht, er wäre der Heilige, der von Gott geschickt wird. Er hat sich ja sofort nach der Machtübernahme verwandelt und ich hatte tatsächlich viele Albträume. Ich habe immer gedacht, er kommt und frisst mich auf. Also in meinen Albträumen hatte er sich auch in ein Monster verwandelt. Während ich meine Autobiografie geschrieben habe sind mir diese Dinge wieder eingefallen, die mich damals als Kind auch gequält haben. Und dann sind mir auch all die Wesen eingefallen, die mir damals Trost gegeben haben. Ich weiß ganz genau, Pinoccio war wirklich eines meiner Lieblingsbücher, ich habe auch die Zeichentrickfilme gesehen gehabt, und diese Fee mit den blauen Haaren habe ich mir geholt. Ich habe gesagt, ich will auch so eine, weil ich habe sie genau so nötig wie Pinoccio, und tatsächlich, die war auch dabei.
    Lieske: Sie entführt Sie in eine poetische Parallelwelt, die manchmal auch wirklich lebensrettend ist, sie heißt Atabascar. Man kann tatsächlich sehr viele Stellen parallel lesen, und auch dieses Buch ist illustriert von Ihrem Bruder Mehrdad. Erzählen Sie uns noch was über die Illustrationen, sie sind ganz in schwarz-weiß gehalten.
    Zaeri-Esfahani: Ja, das sind sehr aufwändige Illustrationen. Er hat genau die Stellen getroffen und auch genau die Bilder, die ich mir gewünscht hatte.
    Lieske: Warum schwarz-weiß?
    Zaeri-Esfahani: Das hat er entschieden. Er ist der Experte, und ich finde, das tut dem Buch gut.
    Mit zwei Mark ins KaDeWe
    Lieske: Ein Teil der Magie dieses Märchens kann ich auch in 33 Bogen und ein Teehaus finden. Sie beschreiben, wie Ihr kleines Ich sich rettet, zum Beispiel mit einer Schachtel, in der kleine Schätze aufbewahrt werden. Acht Perlen und Glitzerfolie von einem Silvesterknaller. Irgendwann fanden Sie ein Zwei-Mark Stück, sind ins Kaufhaus des Westens und haben zwei Schlümpfe gekauft, was hat es mit den Schlümpfen auf sich?
    Zaeri-Esfahani: Diese Schlümpfe waren für mich so wie, ok jetzt wird alles gut. Wir werden nie mehr Probleme haben. Wir sind jetzt die Könige. So ungefähr.
    Also, wir sind jeden Tag aus dem Flüchtlingswohnheim geflüchtet wir Kinder. Es war dort schrecklich, die Leute haben immer gestritten und es gab dort Krankheiten. Und dann haben wir das KaDeWe entdeckt. Und eines Tages auf dem Weg zum KaDeWe haben wir ein Zweimarkstück gefunden. Also ich wollte zuerst Gummibärchen kaufen, aber mein Bruder sagte, nein nein, dann müssen wir schon was kaufen, was wir behalten können. Und dann sind wir in die Spielzeugabteilung sofort zu den großen ferngesteuerten Autos und den Barbiepuppen und haben dann relativ schnell gemerkt, dass zwei Mark nicht reicht. Und die Regale wurden immer kleiner, und am Ende standen wir dann vor einem Regal mit wirklich winzigen Schlumpffiguren. Die haben nur eine Mark das Stück gekostet. Wir haben dann zwei Stück genommen, und diese Schlümpfe haben wir heute noch. Haben tatsächlich noch heute sehr viel Freude daran. Und die nehme ich auf alle meine Lesungen mit. Und das sind richtige Stars geworden, die sind schon mittlerweile durch 2000 Hände gewandert. Ja, sind richtig berühmt geworden.
    Lieske: Und auch wertvoll, denn es sind Sammlerstücke.
    Zaeri-Esfahani: Ja. Bei meinen Recherchen habe ich dann auch so geschaut, was so ein Schlumpf heute kostet. Und das war ja eine teure Marke, das ist ja KaDeWe gewesen. Und die kosten heute das Stück 30 Euro!
    Lieske: Verspotte nie die kleinen Dinge! Danke an meinen Gast Mehrnousch Zaeri-Esfahani. Das Mondmädchen mit den sehr poetischen Illustrationen ihres Bruders Mehrdad ist im Knesebeck Verlag erschienen, 144 Seiten gebunden 14,95 Euro. 33 Bogen und ein Teehaus im Peter Hammer Verlag, 148 Seiten 14,90. Hier am Mikrofon verabschiedet sich Tanya Lieske.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.