Eine Armada an Flugzeugen stand für die Luftangriffe auf deutsche Städte bereit. Luftmarschall Arthur Harris hielt seine berühmt-berüchtigte Rede. Die Deutschen hätten "den Wind gesät" und müssten jetzt "den Wirbelsturm ertragen". "Die Zeit wird kommen", drohte er 1942, dass die Deutschen "die Schläge aushalten müssen".
Harris ist auch in Großbritannien nicht unumstritten. 1992 bekam er ein Denkmal gesetzt. Queen Mum, die Mutter von Königin Elisabeth, hielt persönlich die Gedenkrede. Sie erinnerte auch daran, dass 55.000 britische Piloten und Besatzungsmitglieder bei den Luftangriffen auf Dresden und andere deutsche Städte ums Leben kamen. "Sie haben unser Land und unsere Freiheit verteidigt."
Noch während der Zeremonie kam es in London zu Protesten. Die Angriffe seien Flächenbombardements gewesen, die unterschiedslos auch deutsche Zivilisten getroffen hätten. Das gilt als etwas ganz Anderes, als die eigene Insel im "Blitz", also im Luftkrieg 1940/41 gegen die deutsche Luftwaffe zu verteidigen.
Andere Städte seien kriegswichtiger gewesen
Erst 2012 erhielten denn auch die Piloten des Bomber-Kommandos ihr eigenes Memorial im Green Park. Sogar Premierminister Winston Churchill selbst, der Harris beauftragt hatte, sprach später - wenn auch nur einmal und intern - von "Terrorangriffen", über die die Nachwelt richten werde.
Für den britischen Philosophie-Professor Anthony Grayling offenbart der Luftkrieg ein Dilemma. Einerseits ging es darum, ein verbrecherisches Regime zu besiegen. Andererseits seien die Bomben über Dresden völlig unverhältnismäßig gewesen: "Nach dem Krieg wollten 1949 Washington und London einer Neufassung der Genfer Konvention nicht zustimmen. Damit hätten sie nämlich rückblickend ihr eigenes Vorgehen verurteilt. Aber die Lehre ist doch eindeutig: das war nicht richtig."
Auf britischer Seite wird eingeräumt, dass über Dresden weit weniger Truppentransporte abliefen als anfangs behauptet. Andere Städte seien kriegswichtiger gewesen. Aber auch der Publizist Sinclair McKay legt sich in seinem neuen Buch über Dresden nicht fest. Dresden sei zwar eine Gräueltat gewesen, aber kein Kriegsverbrechen: "Ich habe Schwierigkeiten mit der Bezeichnung ‚Kriegsverbrechen‘. Das liegt daran, dass es in Dresden Rechtsradikale gibt, die die Alliierten und das Nazi-Regime gleichsetzen wollen. Die Geschichte wird damit so dornig und verhärtet."
Wort "Kriegsverbrechen" kommt nicht vor
Nach britischem Selbstverständnis hätte der Krieg gegen Hitler ohne die Bombenangriffe auf Dresden oder Hamburg länger gedauert. Anders sieht das Victor Gregg, den das Massenblatt "Daily Mail" jetzt ausführlich berichten lässt. Gregg war britischer Soldat und erlebte als Kriegsgefangener in Dresden mit eigenen Augen die Katastrophe.
"Mütter, Kinder und Babys wirbelten zu Dutzenden durch die Luft, so stark war der Sog der Feuersbrunst. Die Skelette waren zusammengeschmolzen. Das war ein Kriegsverbrechen. Alles was ich aufgeschrieben habe, ist wirklich passiert."
In der Version der "Daily Mail" fällt das Wort "Kriegsverbrechen" aber nicht. Der britische Veteran Victor Gregg wurde im letzten Oktober 100 Jahre alt, er hält Vorträge und gibt Interviews. "Wir haben furchtbar Schlimmes getan", sagt er. In der "Sun" bezeichnet er sich sogar als "Mörder". Nie wieder solle jemand das erleben müssen, was er als junger Mann in der Nacht zum 14. Februar 1945 in Dresden mit eigenen Augen ansehen musste.