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Geschlechtergerechtigkeit im Opernbetrieb
Fernziel 50:50

An deutschen Opernhäusern stehen am Dirigentenpult mehrheitlich Männer. Auch im Bereich Regie und Komposition sind Frauen in den Opern-Spielplänen in der Minderheit. Aber: In den Köpfen der Intendanten wächst das Bewusstsein für das Ungleichgewicht. Der Wandel nimmt langsam seinen Lauf.

Von Dorothee Riemer |
    Die zukünftige Generalmusikdirektorin des Theater Magdeburg, Anna Skryleva.
    Die Dirigentin Anna Skryleva übernimmt ab der Spielzeit 2018/19 am Theater Magdeburg die Position der Generalmusikdirektorin. (dpa picture-alliance / Klaus-Dietmar Gabbert)
    Steht eine Opernpremiere an, dann fragt der Opern-Fan: Wer hat's komponiert? Wer dirigiert den Abend? Und wer inszeniert das Werk? In den allermeisten Fällen folgen in der deutschen Opernlandschaft auf diese Fragen drei Männernamen.
    In Zahlen:
    Neuinszenierungen in der Spielzeit 2018 / 2019 an 20 ausgewählten deutschen Opernhäusern: 120
    Davon
    - Neuinszenierungen, in denen eine Frau Regie führt: 37, d.h. 30%
    - Neuinszenierungen, die von einer Frau dirigiert werden: 9, d.h. 7,5%
    - Neuinszenierungen einer Oper, die von einer Frau komponiert wurde: 1, d.h. 0,83%
    Nur im Schneckentempo übernehmen mehr Frauen wichtige künstlerische Positionen an Opernhäusern. Allein in diesem Herbst wurden drei Ernennungen zu Generalmusikdirektorinnen an Opernhäusern für die kommende Spielzeit bekannt gegeben: Ariane Matiakh kommt als GMD zur Oper Halle, Anna Skryleva geht ans Theater Magdeburg, Kristiina Poska wird Musikdirektorin am Theater Basel. Aktuell haben Joana Mallwitz in Nürnberg, Oksana Lyniv in Graz und Julia Jones in Wuppertal GMD-Posten inne; Marie Jacquot ist als stellvertretende GMD in Würzburg auf dem Sprung.
    Warum vollzieht sich der Wandel nur langsam? Ließe er sich beschleunigen? Die Musikszene beleuchtet diese Frage unter anderem mit der Komponistin Saskia Bladt und der freischaffenden Dirigentin Anja Bihlmaier. Beide spüren den Wandel und beide halten eine Frauenquote im Bereich Dirigieren oder Komponieren nicht für das angemessene Mittel. Frauen im Bereich Theater müssten eher lernen, Netzwerke zu bilden, sich gegenseitig zu fördern und die Arbeitsbedingungen müssten familienfreundlicher werden.
    Auch Viktor Schoner, Intendant der Staatsoper Stuttgart, und Bernd Loebe, Intendant der Frankfurter Oper, haben das Problem des Geschlechterungleichgewichts erkannt. Entscheidend ist für sie aber nicht das Geschlecht des Regisseurs oder der Dirigentin, sondern die künstlerische Handschrift. Mit Laura Berman, der angehenden Intendantin der Staatsoper Hannover, schildert auch eine der wenigen weiblichen Leitungsfiguren im Musiktheaterbetrieb ihre Sicht der Dinge, ihre Einschätzung, was sich im Opernbetrieb ändern müsste.
    Der Musikszene liegt die Sichtung und Auswertung der Spielpläne der Saison 18/19 von 20 deutschen Opernhäusern zugrunde, nämlich:
    Badisches Staatstheater Karlsruhe, Staatsoper Stuttgart, Oper Frankfurt, Bayrische Staatsoper, Staatsoper Hamburg, Deutsche Oper in Berlin, Staatstheater Nürnberg, Mainfranken Theater Würzburg, Oper Köln, Staatsoper Hannover, Theater Bremen, Sächsische Staatsoper Dresden, Oper Leipzig, Aalto-Theater Essen, Deutsche Oper am Rhein - Düsseldorf, Oper Wuppertal, Staatstheater Kassel, Staatstheater Augsburg, Landestheater Detmold, Nationaltheater Mannheim.