Rund zwei Drittel wollen einen beruflichen Abschluss oder ein Hochschulstudium in Deutschland absolvieren, teilte das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) bei der Vorstellung des Berichts mit. Auch Arbeit ist den Flüchtlingen laut der Studie wichtig: 78 Prozent der Befragten haben angegeben, dass sie sicher in Deutschland arbeiten wollen. Die Umfrage wurde unter fast 2.400 Flüchtlingen durchgeführt, die seit 2013 nach Deutschland gekommen sind. Neben dem IAB waren an der Studie auch das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) sowie das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) daran beteiligt. Die Umfrage soll von nun an jedes Jahr wiederholt werden, um zu überprüfen, ob die Maßnahmen zur Integration auch wirksam sind.
Wunsch und Wirklichkeit weichen allerdings noch deutlich voneinander ab: Das Gefälle zu den Bundesbürgern bei der Bildung ist groß. Während 88 Prozent der Deutschen mindestens zehn Jahren zur Schule gegangen sind, sind es unter den Flüchtlingen nur 58 Prozent. Mit Blick auf die Integration auf dem Arbeitsmarkt steht man de facto erst am Anfang: Erst 14 Prozent der Flüchtlinge sind derzeit tatsächlich erwerbstätig. Erfolg und Geschwindigkeit der Integration hängen der Studie zufolge vor allem damit zusammen, wie lange Flüchtlinge schon in Deutschland sind und ob sie eine Aufenthaltserlaubnis haben.
Gleichberechtigung gleich wichtig
Hinsichtlich der rechtsstaatlichen Wertvorstellungen haben die Flüchtlinge ähnliche Überzeugungen wie die Deutschen. So stimmten 96 Prozent der Aussage zu, dass man ein demokratisches System haben sollte – das meinen auch 95 Prozent der Bundesbürger. 92 Prozent befürworten die gleichen Rechte für Frauen und Männer, genauso viele wie unter den Bundesbürgern. Allerdings gibt es auch Unterschiede: Rund ein Drittel der Flüchtlinge meint, dass ein höheres Einkommen der Frau zu Probleme in der Partnerschaft führen kann, in der deutschen Bevölkerung sehen das nur 18 Prozent so.
Während acht Prozent der Deutschen der Ansicht sind, dass Gesetze von Religionsführern ausgelegt werden sollten, meinen das 13 Prozent der Flüchtlinge. Stellte man die gleiche Frage in deren Heimatländern, wäre die Zustimmung deutlich höher – laut World Value Survey bei 55 Prozent. Das DIW schlussfolgert daraus, dass aus Krisenstaaten vor allem diejenigen nach Deutschland gekommen sind, deren Werteverständnis dem deutschen näher steht als dem des Heimatlandes.
Versachlichung der Debatte erhofft
"Ich hoffe, dass diese Erkenntnisse zur Versachlichung der Debatte in Deutschland beitragen werden", sagte Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles. Der Wunsch nach Bildung bei den Flüchtlingen sei wichtiger als bisher angenommen.
(at/tgs)