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Gesellschaftlicher Kitt
Philosophin Ina Schmidt über Verantwortung und was sie kann

Verantwortung: Über diesen komplexen Begriff hat die Philosophin Ina Schmidt ein Buch veröffentlicht. Es trägt die begriffliche Tradition innerhalb der Philosophie zusammen, vor allem aber verdeutlicht es die aktuelle Relevanz von Verantwortung – innerhalb der Pandemie, in punkto gerechtere Welt und auf die Zukunft gerichtet.

Ina Schmidt im Gespräch mit Catrin Stövesand |
Die Philosophin und Publizistin Ina Schmidt und ihr Buch "Die Kraft der Verantwortung"
Die Philosophin und Publizistin Ina Schmidt und ihr Buch "Die Kraft der Verantwortung" (Porträt Ina Schmidt: ©Claudia Höhne, Buchcover: Körber-Stiftung)
Ina Schmidt versucht in ihrem Buch zu ergründen, was uns leitet, Verantwortung zu erkennen und zu übernehmen. Grundsätzlich gehe es immer um den Versuch, eine gute Antwort auf die jeweilige Herausforderung oder Situation zu finden und zu einer Handlung zu kommen, die diese Antwort zum Ausdruck bringt. Der Impuls hierzu könne aus verschiedenen Motiven herrühren, aus Argumenten, moralischen Vorstellungen oder Gesetzen, weil man zuständig sei, eine bestimmte Rolle innehabe. Darüber hinaus habe dieser Impuls auch eine nichtrationale, emotionale Komponente, erläutert Schmidt. Jeder Mensch kenne das Gefühl, etwas tun zu müssen.

Pandemie macht Auseinandersetzung mit Verantwortung wichtiger

Ina Schmidt schreibt, ein verantwortungsvolles Handeln, das Auswirkungen im Hier und Jetzt hat, falle leichter als eines, das auf die ferne Zukunft gerichtet ist, Stichwort Klimawandel. Aber auch in der Pandemie werde man mit der Notwendigkeit konfrontiert, in einer Situation mit vielen Perspektiven und angesichts einer pluralistischen Welt eine Haltung einzunehmen. Die Vielstimmigkeit und Ratlosigkeit der aktuellen Debatten sei natürlich nicht befriedigend, aber ein Grund mehr, sich Gedanken über das Thema Verantwortung zu machen.

Moralisieren ist keine Verantwortung

Unter der Überschrift Verantwortung erlebe man derzeit jedoch auch übergriffiges Verhalten, wenn moralische Maßstäbe zu einem generellen Moralisieren werden. Da gehe es oft eher darum Recht zu haben, als sich an der Idee des Guten auszurichten. Nach Schmidts Ansicht sollten wir in unseren Überzeugungen bekehrbar bleiben, wenn wir es mit der Verantwortung ernst meinen wollen.
Ina Schmidt: "Die Kraft der Verantwortung. Über eine Haltung mit Zukunft"
Edition Körber, Hamburg. 265 Seiten, 20 Euro.