Mitte März in Madrid: Über 60.000 Menschen schauen sich die Partie zwischen Atlético Madrid und dem FC Barcelona an. So viele haben sich noch nie in einem Stadion ein Frauenfußballspiel angesehen. Dass die Partie für die Atlético-Fans kostenlos war – und für die Gäste gerade mal fünf Euro Eintritt kostete: geschenkt. Was zählt, ist das Symbol.
Spielerin Andrea Falcón sagte im Sender France 24: "Wir sind jetzt in der Lage, Stadien zu füllen! Es zeigt, dass die Menschen uns sehen wollen - und dass man auf den Frauenfußball setzen muss!"
27 Jahre lang herrschte ein autoritärer Trainer
Tatsächlich sah es hier noch vor kurzem im Frauenfußball ziemlich düster aus. Ganze 27 Jahre lang hatte ein Trainer die spanische Mannschaft geführt - offenbar ziemlich autoritär und letztlich glücklos. Als Spanien bei der letzten WM schon in der Gruppenphase rausflog, begehrten die Spielerinnen auf. Der Trainer trat zurück. Ihm folgte der 37 Jahre alte Jorge Vilda, der einen anderen Ton anschlägt.
"Junge Fußballspielerinnen haben heute nicht mehr einen Messi oder einen Iniesta zum Vorbild, sondern Spielerinnen wie Amanda Sampedro, Silvia Meseguer oder Mariona Caldentey", sagt Vilda. "Vor allem das macht uns stolz. Und auch, dass unser Fußball und unsere Mannschaft in aller Welt anerkannt wird."
Immer mehr Spielerinnen
Die Zahl der eingetragenen Spielerinnen im spanischen Fußballverband steigt und steigt: Waren es vor zehn Jahren noch 20.000 Spielerinnen, sind es jetzt drei Mal so viele. Unter ihnen ist auch Carla Fischer. Die 14-Jährige ist mit ihren Eltern vor zwei Jahren nach Madrid gezogen. Schon in Frankfurt hat sie im Verein Fußball gespielt.
Carla ist begeistert davon, wie in Spanien der Nachwuchs umsorgt wird: "Wir haben einmal die Woche einen Krafttrainer, der dann eine halbe Stunde mit uns Übungen macht. Das hatten wir beispielsweise in Deutschland nicht. Und das ist auch der Trainer, der die ersten Frauen trainiert - der weiß, wovon wir reden. Und wenn wir verletzt sind, gibt es auch einen Physiotherapeuten, zu dem wir gehen können."
TV-Kanäle zeigen Spiele
Der Erfolg des Frauenfußballs in Spanien hat viele Gründe. Zum einen unterstützt die spanische Fußball-Liga die Frauen seit einigen Jahren verstärkt. Dazu haben sich finanzstarke Sponsoren gesellt. Und außerdem übertragen neuerdings auch Pay-TV-Kanäle ausgewählte Partien. So kann der Frauenfußball in Spanien leichter mehr Fans finden als bisher. Klar: Die Millionen werden weiterhin bei den Herren-Mannschaften gescheffelt. Und doch sind in Spaniens Fußball längst nicht mehr allein die Männer am Ball.