Urplötzlich schießen schreckliche Bilder ins Gehirn. Der Betroffene erstarrt, ihm bricht der Schweiß aus. Solche "flashbacks" sind das bekannteste Symptom der posttraumatischen Belastungsstörung. Sie betrifft häufig Menschen, die einen schrecklichen Unfall erlebten, in Kriegsereignisse verstrickt waren, gefoltert oder vergewaltigt wurden. Noch Jahre später werden sie immer wieder vom Trauma dieser Ereignisse heimgesucht. Die Psychiaterin Ruth Lanius von der University of Western Ontario in Kanada hat nun auf neue Weise erforscht, was im Gehirn solcher Patienten geschieht.
"Unsere Gruppe hat zwei Pilotstudien zum so genannten Hirnruhezustand bei der posttraumatischen Belastungsstörung durchgeführt. In der ersten Studie untersuchten wir Menschen, die sehr früh im Leben traumatisiert wurden. In der zweiten testeten wir erstmals, ob der Hirnruhezustand die Entwicklung eines Traumas vorhersagen kann."
Der Hirnruhezustand wird erst seit einigen Jahren erforscht. Er tritt ein, wenn Menschen entspannen. Liegen Versuchspersonen zum Beispiel in einem Hirnscanner, ohne irgendeine Aufgabe bewältigen zu müssen, beginnen sie automatisch, vor sich hin zu denken. Dabei bleiben einzelne Hirnareale stark aktiv und werden durch langsam laufende elektrische Wellen zu Netzwerken verbunden: zu aktiven Ruhe-Netzwerken. In ihrer ersten Studie verglich Ruth Lanius 18 Frauen, die seit früher Kindheit unter der posttraumatischen Belastungsstörung leiden, mit 15 gesunden Versuchspersonen. Sie wollte wissen, ob sich die Ruhe-Aktivität zwischen beiden Gruppen unterscheidet. Tatsächlich ließen sich im Kernspintomografen bei den Traumapatienten kaum mehr elektrische Wellen zwischen bestimmten Arealen nachweisen.
"Bei den früh traumatisierten Patientinnen war ein Ruhenetzwerk massiv gestört, das mit Selbstbezug und Selbstreflexion zu tun hat. Zwei zentrale Areale dieses Netzwerks, der so genannte hintere cinguläre Cortex und der Prekuneus waren nicht mehr mit Regionen gekoppelt, die in der Mitte des Cortex und dem seitlichen Scheitellappen liegen. Unsere Hypothese ist, dass diese Störung mit dem zerbrochenen Selbst der Patienten zu tun hat."
Patienten mit posttraumatischer Belastungsstörung haben ihr Ich nicht mehr richtig unter Kontrolle. Manchmal treten sie regelrecht neben sich, um ihre traumatischen Erlebnisse von sich abzuspalten - so als hätten die flashbacks gar nichts mit ihnen selbst zu tun. Das geschieht nicht nur dann, wenn sie aktuell unter Stress stehen.
"Posttrauma-Patienten, die schon in früher Kindheit traumatisiert wurden, berichten häufig, dass sie sich auch dann als ein zerbrochenes Selbst erleben, wenn sie zur Ruhe kommen. Genauso haben sie permanent das Gefühl, übererregt und überreizt zu sein."
Die neuen Befunde über das gestörte Ruhenetzwerk machen das nun plausibel: das Gehirn der Patienten ist auch im entspannten Zustand gestört, sodass ihr Selbstgefühl leidet. In der zweiten Studie untersuchte Lanius, ob man aus dem Grad dieser Störung vorhersagen kann, wie stark sich die Symptome der Patienten entwickeln. Sie untersuchte elf Personen, die erst kurz vorher ein Trauma erlitten hatten. Wieder lieferten die Areale, die mit Selbstbezug zu tun haben, wichtige Informationen.
"Entscheidend war der Anstieg der Verbindung zwischen hintererem cingulärem Cortex und Prekuneus zum Furchtareal 'Amygdala' sowie zu einer zweiten Region, die Gefühlserregungen reguliert. Je stärker diese Koppelung war, desto intensiver waren die Symptome."
Ruth Lanius Team konnte bis zu sechs Wochen vorhersagen, wie stark sich die Symptome insgesamt entwickeln würden. Diese ersten Ergebnisse zum Gehirnruhezustand von Menschen mit posttraumatischer Belastungsstörung müssen natürlich erst noch durch weitere Studien bestätigt werden. Sie zeigen aber jetzt schon, dass es sinnvoll ist, bei Persönlichkeitsstörungen auch den Ruhezustand im Gehirn zu untersuchen.
"Unsere Gruppe hat zwei Pilotstudien zum so genannten Hirnruhezustand bei der posttraumatischen Belastungsstörung durchgeführt. In der ersten Studie untersuchten wir Menschen, die sehr früh im Leben traumatisiert wurden. In der zweiten testeten wir erstmals, ob der Hirnruhezustand die Entwicklung eines Traumas vorhersagen kann."
Der Hirnruhezustand wird erst seit einigen Jahren erforscht. Er tritt ein, wenn Menschen entspannen. Liegen Versuchspersonen zum Beispiel in einem Hirnscanner, ohne irgendeine Aufgabe bewältigen zu müssen, beginnen sie automatisch, vor sich hin zu denken. Dabei bleiben einzelne Hirnareale stark aktiv und werden durch langsam laufende elektrische Wellen zu Netzwerken verbunden: zu aktiven Ruhe-Netzwerken. In ihrer ersten Studie verglich Ruth Lanius 18 Frauen, die seit früher Kindheit unter der posttraumatischen Belastungsstörung leiden, mit 15 gesunden Versuchspersonen. Sie wollte wissen, ob sich die Ruhe-Aktivität zwischen beiden Gruppen unterscheidet. Tatsächlich ließen sich im Kernspintomografen bei den Traumapatienten kaum mehr elektrische Wellen zwischen bestimmten Arealen nachweisen.
"Bei den früh traumatisierten Patientinnen war ein Ruhenetzwerk massiv gestört, das mit Selbstbezug und Selbstreflexion zu tun hat. Zwei zentrale Areale dieses Netzwerks, der so genannte hintere cinguläre Cortex und der Prekuneus waren nicht mehr mit Regionen gekoppelt, die in der Mitte des Cortex und dem seitlichen Scheitellappen liegen. Unsere Hypothese ist, dass diese Störung mit dem zerbrochenen Selbst der Patienten zu tun hat."
Patienten mit posttraumatischer Belastungsstörung haben ihr Ich nicht mehr richtig unter Kontrolle. Manchmal treten sie regelrecht neben sich, um ihre traumatischen Erlebnisse von sich abzuspalten - so als hätten die flashbacks gar nichts mit ihnen selbst zu tun. Das geschieht nicht nur dann, wenn sie aktuell unter Stress stehen.
"Posttrauma-Patienten, die schon in früher Kindheit traumatisiert wurden, berichten häufig, dass sie sich auch dann als ein zerbrochenes Selbst erleben, wenn sie zur Ruhe kommen. Genauso haben sie permanent das Gefühl, übererregt und überreizt zu sein."
Die neuen Befunde über das gestörte Ruhenetzwerk machen das nun plausibel: das Gehirn der Patienten ist auch im entspannten Zustand gestört, sodass ihr Selbstgefühl leidet. In der zweiten Studie untersuchte Lanius, ob man aus dem Grad dieser Störung vorhersagen kann, wie stark sich die Symptome der Patienten entwickeln. Sie untersuchte elf Personen, die erst kurz vorher ein Trauma erlitten hatten. Wieder lieferten die Areale, die mit Selbstbezug zu tun haben, wichtige Informationen.
"Entscheidend war der Anstieg der Verbindung zwischen hintererem cingulärem Cortex und Prekuneus zum Furchtareal 'Amygdala' sowie zu einer zweiten Region, die Gefühlserregungen reguliert. Je stärker diese Koppelung war, desto intensiver waren die Symptome."
Ruth Lanius Team konnte bis zu sechs Wochen vorhersagen, wie stark sich die Symptome insgesamt entwickeln würden. Diese ersten Ergebnisse zum Gehirnruhezustand von Menschen mit posttraumatischer Belastungsstörung müssen natürlich erst noch durch weitere Studien bestätigt werden. Sie zeigen aber jetzt schon, dass es sinnvoll ist, bei Persönlichkeitsstörungen auch den Ruhezustand im Gehirn zu untersuchen.