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Gesundheit
Masern-Ausbruch heizt Debatte um Impfpflicht an

Nach einem Masern-Ausbruch ist in Berlin ein Kleinkind an der Krankheit gestorben, eine Schule wurde vorübergehend geschlossen. Nun mehren sich die Forderungen nach einer generellen Impfplicht. Vor allem Politiker der Regierungsfraktionen machen sich dafür stark.

Von Claudia van Laak |
    Ein Mann wird gegen Masern geimpft.
    Viele junge Menschen sind nicht gegen Masern geimpft. (picture alliance / dpa / Lukas Schulze)
    Eigentlich sollten die Masern in Deutschland bereits vor fünf Jahren ausgerottet sein - es ist anders gekommen. Allein in Berlin sind derzeit etwa 500 Menschen erkrankt, es handelt sich um die größte Masernwelle seit Einführung der Meldepflicht im Jahr 2001.
    Wie heute bekannt wurde, ist in der letzten Woche ein Kleinkind in Berlin an den Masern gestorben. Es war nicht geimpft, teilte die zuständige Senatsverwaltung für Gesundheit mit. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes sterben jährlich ein bis zwei Menschen an dieser Infektionskrankheit. An einer Berliner Schule fiel heute der Unterricht aus, weil zuvor ein Schüler an Masern erkrankt war. Angesichts der Krankheitswelle mehren sich Forderungen nach einer generellen Impfpflicht in Deutschland. Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe, CDU, hält sie nicht für nötig.
    "Sie steht jetzt nicht an, jetzt geht es um Aufklärung, um Beratung. Es geht auch darum, manchem Ammenmärchen und mancher Panikmache von Impfgegnern entgegenzutreten."
    Gröhe rät zur Impfung
    Der Bundesgesundheitsminister verweist auf das Präventionsgesetz, das bereits vom Bundeskabinett verabschiedet worden ist und jetzt im Bundestag debattiert wird.
    "Dazu gehört die Feststellung des Impfstatus, die Impfberatung in allen Jugenduntersuchungen und der Erwachsenenvorsorge. Dazu gehört in der Zukunft vor allen Dingen, wenn Kindern in der Kita angemeldet werden, erwartet wird, verlangt wird, dass eine Bescheinigung vorgelegt wird, die eine Beratung über den Impfstatus dokumentiert."
    Gesundheitsminister Gröhe erklärte, wer seinem Sohn oder seiner Tochter den Impfschutz verweigere, gefährde nicht nur das eigene Kind, sondern auch andere. Er rief Erwachsene und Kinder auf, empfohlene Impfungen nachzuholen.
    Viele Nicht-Geimpfte
    Unter den Erwachsenen, die 35 Jahre und jünger sind, gibt es besonders viele Nicht-Geimpfte, erläutert Annette Siedler vom Robert-Koch-Institut.
    "Und es ist deswegen so, weil in den 70er-Jahren diese Empfehlung erstmals ausgesprochen wurde, aber nicht gut umgesetzt wurde. Es gibt viele Erwachsene, die damals nicht geimpft wurden, aber einer Erkrankung entkommen sind. Und so bildet sich ein Potenzial von empfänglichen Personen für die Masern, die in so einer Welle erkranken."
    Während sich Gesundheitspolitiker der Opposition gegen eine generelle Impfpflicht aussprechen, gibt es in den Regierungsfraktionen Befürworter einer solchen Regelung - Jens Spahn, CDU, und Karl Lauterbach, SPD.