So ein Geräusch Tag und Nacht zu hören, ist quälend. Tinnitus, wie diese Erkrankung heißt, lässt sich dämpfen, wenn nicht gar heilen, mit Musik. Das hoffen jedenfalls die Patienten, 30 an dem Forschungsprojekt beteiligter Hals-Nasen-Ohren-Ärzte. Die testen die Wirksamkeit der ersten App, die mitsamt Smartphone teilfinanziert wird von einer deutschen Krankenkasse.
Berhard Rohleder, Hauptgeschäftsführer des Digitalverbandes Bitkom, prognostiziert einen starken Zuwachs für Gesundheits-Apps und Wearables. Das sind elektronische Geräte, die den Gesundheitszustand in Echtzeit überwachen.
"Wir werden sicherlich ganz neue Anwendungen in Zukunft sehen, unter anderem Tabletten, die dem Smartphone melden, das sie genommen wurden. Tabletten die Unverträglichkeiten feststellen: Jedes Jahr sterben in Deutschland 20.000 Menschen an Medikamenten und Verträglichkeit, nur deshalb, weil verfügbare Informationen nicht dort sind, wo sie hingehören. Es werden also sicherlich mehr Daten erhoben. Und hier ist für uns ganz wichtig, der mündige Patient, der in der Lage ist, Technologien verantwortungsbewusst einzusetzen."
Gesundheitsdaten sind sensibel
Denn Gesundheitsdaten seien die sensibelsten Daten und sollten bevorzugt geschützt werden. Nach einer Untersuchung der Stiftung Warentest mangele es neben Verschlüsselung auch an Genauigkeit. Bundesjustizminister Heiko Maas sagte am Dienstag, dass sich die Nutzer beschwerten über:
"32 Prozent falsche Messwerte, 31 Prozent falsche Gesundheitsratschläge und die Verwendung meiner Daten durch Dritte, also das Thema Datenschutz, ist für 39 Prozent der Befragten ein Problem. Und ich glaube, das ist auch eines der großen Themen, mit denen sich die Politik auseinandersetzen muss: Was mit den Daten geschieht, die dort gesammelt werden. Wer Zugang zu ihnen hat. Und wie sie verwendet werden dürfen. Die Stiftung Warentest hat ja eine Überprüfung von Fitness-Armbändern durchgeführt und kam auch zu dem Ergebnis, dass nur zwei von zwölf geprüften Modellen die Tester wirklich überzeugen konnten."
Diese Spielzeuge, so Klaus Müller, Vorstand des Verbraucherzentrale Bundesverband, könnten dann auch negative Nutzerprofile generieren:
"Man muss aber trotzdem sauber trennen, welche Anwendungen sind Spielzeug, wo ich meine Schritte messe, wie viel Etagen ich laufe: Wo ich aber auch genau weiß, so genau kann ich mich da gar nicht darauf verlassen. Dafür nimmt auch keiner die Haftung. Und was sind Anwendungen, Armbänder, Programme, die für die Diagnostik, für die Analytik wichtig sind? Und das müssen dann tatsächlich Medizinprodukte sein. Das darf keine Spielerei mehr sein. Die müssen zugelassen, zertifiziert, erkennbar sein. Und diesen sauberen Unterschied sollte man machen."
Starke Verschlüsselung der Daten gefordert
Das setze eine starke Verschlüsselung der Daten voraus und eine für die Nutzer transparente Verarbeitung sowie künftige Rechtssicherheit, so Peter Schaar, Vorsitzender der Europäischen Akademie für Informationsfreiheit und Datenschutz.
"Wichtig ist für mich aber in aller erster Linie die Durchsetzung der Regeln. Und da mangelt es. Zum einen ist es so, das sich bisher zum Beispiel Unternehmen aus den USA oder aus anderen Drittstaaten darauf berufen können, dass europäisches Datenschutzrecht für sie nicht gilt. Damit ist in zwei Jahren zum Glück Schluss. Aber zum anderen kommen die Datenschutzbehörden gar nicht nach mit den vielen Aufgaben, die auf sie zukommen im Zuge einer Digitalisierung aller möglichen Lebensbereiche. Und da brauchen wir neue Ansätze. Zum Beispiel brauchen wir so etwas wie eine wirklich valide Zertifizierung des Datenschutzes und der Datensicherheit bei Gesundheitsapps. Gerade, wenn es um so hochsensible Daten geht, dann muss ich mich darauf verlassen können, dass diese Daten auch wirklich sicher sind und nicht missbraucht werden."