Chronische Unterfinanzierung, niedrige Löhne. Die Klagen im polnischen Gesundheitssystem klingen so: „Auf eine Leistenbruch-OP warten wir bis zu eineinhalb Jahre“, sagt eine Patientin.
"Wir finden einfach keine Ärzte", verzweifelt ein Klinikdirektor. Während das private Gesundheitswesen boomt, siecht das Öffentliche vor sich hin. 2017 streikten in ganz Polen Assistenzärzte, etliche traten in den Hungerstreik. So machten sie auf ihre miserablen Arbeitsbedingungen und die schlechte Bezahlung aufmerksam.
Die Regierung gelobte Besserung, erhöhte die Gehälter und versprach, die Gesundheitsausgaben anzuheben. Doch ein Großteil des zusätzlichen Geldes fließt nun in eine neugegründete "medizinische Forschungsagentur". Sie soll dafür sorgen, dass Patienten in Zukunft "effektiver und moderner behandelt werden können", so der Gesundheitsminister. Vor allem Telemedizin soll den medizinischen Fortschritt zu allen Patienten bringen. Derweil sammeln Stiftungen weiterhin Millionen, um Krankenhäuser dringend benötigte Geräte zu finanzieren.
Ein Blick hinter die Kulissen.
Polnische Krankenhäuser in der Krise Bis zu einem Drittel der Krankenhäuser in Polen droht die Schließung - obwohl die Patientenzahlen steigen. Dem Gesundheitssystem fehlt Geld, ein neues Erstattungssystem erschwert die Lage.
Lieber mit privater Hebamme Lange Wartezeiten und geringe Effizienz gelten als Hauptprobleme im polnischen Gesundheitssystem. Wer es sich leisten kann, wählt private Gesundheitsdienstleister - etwa die Hebamme in der Geburtsklinik. Insbesondere die gut ausgebildeten Großstadtbewohner ziehen diese dem öffentlichen System vor.
Das rote Herz steht für Millionen Zloty Ob auf Computertomographen oder Brutkästen – in vielen polnischen Kliniken klebt ein rotes Herz an medizinischen Geräten. Die Patienten wissen: Dieses Gerät wurde gespendet. Eine Initiative sammelt jedes Jahr Millionen ein.
Keine Verbesserung seit dem Hungerstreik Viele Kliniken stecken in einem Dilemma: Ausgestattet mit modernsten medizinischen Geräten, fehlt es am nötigen Personal. Die schwierigen Arbeitsbedingungen trieben junge Ärzte 2017 in den Hungerstreik, der zunächst erfolgreich schien. Inzwischen herrscht Ernüchterung.
Überwachung per Datengürtel Sprechstunde am Bildschirm, Videokonsultationen vor oder während Operationen: In Zeiten von Personalknappheit bieten in Polen moderne Technologien Perspektiven. Aus diesem Grund drängen auch immer mehr polnische IT-Firmen mit neuen Produkten in das Gesundheitsgeschäft.