Hinweise auf den oder die Täter gibt es bisher nicht. Ein Sprecher des Innenministeriums sagte: "Der Sprengsatz war entweder ferngezündet oder hat zeitverzögert angesprochen." Nach Angaben von Freunden hatte sich der gebürtige Weißrusse Scheremet, der für die Internet-Zeitung "Ukrainska Prawda" tätig war, zuletzt verfolgt gefühlt.
Das Auto gehörte nicht dem Journalisten selbst, sondern der Leiterin von "Ukrainska Prawda", Aljona Pritula. Sie wurde unter Polizeischutz gestellt. Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko wertete das Attentat als einen Versuch, sein Land zu destabilisieren. Zur Aufklärung des Mordes habe er Experten des FBI um Hilfe gebeten.
OSZE spricht von verheerender Nachricht
Die Organisation Reporter ohne Grenzen forderte Poroschenko auf, bei den Ermittlungen den Worten Taten folgen zu lassen.
Die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) bezeichnete den Mord an Scheremet als eine verheerende Nachricht. Die Drahtzieher müssten bestraft werden, forderte Sprecherin Dunja Mijatovic. Scheremet hatte 2002 den OSZE-Preis für Journalismus erhalten, weil er über Menschenrechtsverletzungen in Weißrussland berichtet hatte.
Berichte über Drohungen gegen Scheremet
Er floh schließlich aus seinem Heimatland und erhielt die russische Staatsbürgerschaft. Im Oktober 2015 sagte er der Nachrichtenagentur Reuters, dass ihm Besuche in Moskau inzwischen unangenehm seien. "Ich werde bedroht und bekomme Andeutungen." Er fühle sich bei seinen Visiten wie in einem Minenfeld.
Scheremet war auch mit dem russischen Oppositionspolitiker Boris Nemzow befreundet, der im vergangenen Jahr in Moskau erschossen wurde. Russland forderte eine lückenlose Aufklärung des Mordes an Scheremet. Kremlkritische Journalisten in Moskau würdigten den Toten als mutigen Kämpfer für die Wahrheit.
Beisetzung in Minsk geplant
Der Journalist, der auch als Moderator für Radio Westi arbeitete, galt als eng vernetzt mit der prowestlichen Führung um Präsident Poroschenko. Er soll in der weißrussischen Metropole Minsk bestattet werden, seiner Geburtsstadt.
Erst vor einem Jahr war der regierungskritische Journalist Oles Busina in Kiew erschossen worden.V or 16 Jahren war der Journalist und Gründer der "Ukrajinska Prawda", Georgi Gongadse, ermordet worden. Seine Leiche wurde in einem Wald bei Kiew entdeckt. Die bis heute nicht ganz aufgeklärte Tat hatte international für Entsetzen gesorgt.
(hba/tzi)