Über drei Jahre hat das Bundesforschungsministerium Wissenschaftler finanziert, die gezielt Gefahren für das Wasser durch neue Schadstoffe erforscht haben. Dabei ging es im wesentlichen um Krankheitserreger und um Rückstände von Medikamenten. Ziel war sowohl die Vorbeugung: dass solche Substanzen gar nicht erst im Abwasser landen, als auch die Schadensbegrenzung, wenn solche Stoffe dann doch ins Trinkwasser oder die Umwelt gelangen.
Bei den Krankheitserregern seien neben Bakterien wie Legionellen, EHEC und Campylobacter besonders einige Parasiten und Viren problematisch erklärt Professor Martin Exner vom Institut für Hygiene und Öffentliche Gesundheit von der Universität Bonn.
"Neue Krankheitserreger sind zum Beispiel Parasiten, wie zum Beispiel Crytosporidien und Giardien, die sehr widerstandsfähig auch im Übrigen gegen Chlor sind, dann auch Viren, die in sehr geringen Konzentrationen bereits in der Lage sind, Krankheiten auszulösen und man weiß, dass diese durchaus auch in unseren Gewässern vorkommen, auch im Abwasser, dass Starkregenfälle einen erheblichen Einfluss haben auf die Frachten, die dann hineinkommen."
Tatsächliche Belastung messen
Bei der Trinkwassergewinnung sollte das berücksichtigt werden, so Exner. Dafür müsse man aber die tatsächliche Belastung mit solchen Erregern messen und dann gegebenenfalls das Wasser behandeln, zum Beispiel mit UV-Bestrahlung.
"Man müsste ändern, dass die Nachweisverfahren auch diese Erreger mit erfassen und man muss dann in Abhängigkeit vom Vorkommen, die Aufbereitungsverfahren, z. B. UV-Desinfektion ist eine sehr wirksame Aufbereitung, müsste verstärkt mit integriert werden, um ein hohes Maß an Sicherheit zu haben, das ist bis jetzt noch nicht in der Wasserversorgung konsequent umgesetzt."
Die zweite große Sorge für den Wasserkreislauf sind Medikamentenrückstände im Abwasser. Dagegen könnte es eine sehr einfache und effektive Maßnahme geben, die zwar nicht gegen alle aber gegen viele Einträge hilft. Denn Erhebungen im Rahmen des Forschungsprojektes haben ergeben, dass fast die Hälfte der Verbraucher ihre unbenutzten Medikamentenreste über die Toilette und Waschbecken entsorgen!
Besser wäre es, diese Mittel in Apotheken und anderen spezialisierten Sammelstellen abzugeben. Informationen dazu gibt es ab heute im Internet unter "arzneimittelentsorgung.de".
Das Problem mit den Medikamentenresten
Medikamentenreste, die Patienten unvermeidlich mit den Körperflüssigkeiten ausscheiden und die so ins Abwasser und die Umwelt kommen, bleiben aber auf jeden Fall ein Problem. Das gilt für Hormone und Antibiotika oder auch Medikamente gegen Schmerzen, Epilepsie, und Bluthochdruck. Bei Abwässern von Krankenhäusern verschärft sich das Problem. Entscheidend sei aber die Summe so Exner:
"Offensichtlich stellen Krankenhäuser nur bei ganz bestimmten Rückständen einen Hauptschwerpunkt, in der Tat ist offensichtlich auch die Ausscheidung auch aus der Normalbevölkerung ein wichtiger Eintragspfad und das bedeutet, dass allein nur der Ansatz bei Krankenhäusern nicht ausreichend ist."
Hier könnten Aktivkohlefilter oder eine Behandlung mit Ozon in den Kläranlagen helfen so Exner, allerdings nicht gegen Reste von Röntgenkontrastmitteln. Allerdings hat sich auch gezeigt, dass gerade antibiotikaresistente Erreger eine Ozonbehandlung überstehen können.
Auch ein anderer problematischer Schadstoff: PFT– perfluorierte Tenside - würden durch Ozon nicht erfolgreich bekämpft ergänzt Professor Wolfgang Fink vom Wasserverband Eifel-Rur:
Auch ein anderer problematischer Schadstoff: PFT– perfluorierte Tenside - würden durch Ozon nicht erfolgreich bekämpft ergänzt Professor Wolfgang Fink vom Wasserverband Eifel-Rur:
"Perfluorierte Tenside, die in einigen metallverarbeitenden Betrieben benutzt werden und in Feuerlöschschäumen, in diesen Dingen sind diese Stoffe drin."
Insgesamt 12 groß angelegte wissenschaftliche Projekte haben für das Bundesforschungsministerium untersucht, was zum Erhalt der Wasserqualität getan werden sollte. Die Frage, wann und wo in Kläranlagen Aktivkohle-Filter eingebaut oder Problemstoffe mit Hilfe von Ozon umgewandelt werden sollte, ist aber noch immer nicht eindeutig und abschließend geklärt. Außerdem sind damit Investitionen in Millionenhöhe verbunden, die nicht nur die Anlagenbetreiber scheuen. Einig sind sich die Experten aber, dass die Schadstoffeinträge beobachtet und mit entsprechenden Messverfahren begleitet werden müssen. Die Technik dafür gibt es, sie ist nur noch nicht überall etabliert, wo es nötig wäre.