Pokern und Sportwetten gehören zu den Lieblingsbeschäftigungen vieler Fußballprofis. Das hohe Einkommen und die viele Zeit zwischen Trainingseinheiten verleiten sie dazu. Es gibt keine seriösen Schätzungen, wie viele Profis nebenbei zocken. Experten gehen aber davon aus, dass Glücksspiel unter Sportlern weit verbreitet ist. Und das macht sich die organisierte Kriminalität zunutze. Banden, die es gezielt auf Fußballprofis abgesehen haben. Dass Sportler von der organisierten Kriminalität für Wettbetrug benutzt werden, bestätigt ein Insider, der sich damit bestens auskennt. Der ehemalige New Yorker Mafiaboss Michael Franzese:
"Sport weckt das Interesse der Mafia, weil viele Leute auf Sport wetten und dementsprechend die Einnahmen extrem hoch sind. Sportler und Funktionäre haben Einfluss auf das jeweilige Ergebnis und sind deshalb Ziele von Wettern oder Leuten, die im Wettgeschäft tätig sind. Während meiner Zeit hatte ich einige Buchmacher, die für mich illegal Wetten annahmen. Infolgedessen platzierten auch Sportler bei diesen Buchmachern Wetten. Auf diese Sportler hatten wir es abgesehen, um die Ergebnisse der Spiele zu manipulieren."
Bis Anfang der 90er-Jahre war Michael Franzese ein hochrangiges Mitglied der berüchtigten Colombo-Familie. Zehn Jahre verbrachte er im Gefängnis, zu seinen Vergehen gehörten Betrug und Erpressung. Auch das Manipulieren von Sportwetten war Teil seiner illegalen Aktivitäten:
"Oft machen die Sportler die Fehler von ganz alleine, sie wetten und verstricken sich immer tiefer in Wettschulden. Dann können sie nicht mehr zahlen oder wollen nicht, dass die Öffentlichkeit von ihrer Spielsucht erfährt. Und dann wird ihnen gesagt: Okay, entweder zahlst du uns eine bestimmte Summe jede Woche, jeden Monat, oder du bezahlst deine Schulden, indem du ein Spiel manipulierst. Natürlich ist auch Einschüchterung eine Maßnahme. Wir sagten den Spielern, ihr könnt euch ruhig an die Behörden wenden, wir kriegen euch so oder so."
Für die organisierte Kriminalität ist es ein knallhartes Geschäft. Die Sportler realisieren zu spät, auf was und mit wem sie sich eingelassen haben, geraten in Abhängigkeiten, denen sie nicht entkommen können.
"Die Sportler waren für uns ein lukratives Wirtschaftsgut. Wir warteten nur darauf, dass sie Fehler machten, dass sie sich verschuldeten. Wenn die von mir kontrollierten Buchmacher mir sagten, dass ein Spieler bereits 25.000, 30.000 bis zu 50.000 US-Dollar Schulden hat, sagte ich ihnen: Lass ihn weiter wetten, lass ihn eine Million Schulden haben. Für mich waren das nur Papiertransaktionen, wir haben denen nie wirklich Geld gegeben. Das lief per Telefon. Je tiefer die Sportler in die Schulden rutschten – desto mehr Einfluss hatte ich und konnte das praktisch endlos nutzen."
Gewalt, Erpressung, Spielschulden. Die Welt des Profi-Sports durchzogen vom Verbrechen. Auch beim Regionalligisten SC Verl gerieten zwei Spieler unter Manipulationsverdacht. Mittlerweile wurden die Verträge beider Spieler aufgelöst. Der Präsident des Vereins, Peter Mankartz, beschreibt den seelischen Zustand der Spieler:
"Die Spieler haben wirklich Angst und man muss also jetzt auch vorsichtig mit diesem Thema umgehen. Bei der Wettmafia weiß man nicht, wie da reagiert wird."
Holger Hieronymus, Geschäftsführer der Deutschen Fußballliga DFL, ist die Problematik bekannt. Er sieht die Gefahr vor allem in den unteren Ligen. Er hält es für unmöglich Fußballprofis vor Manipulationsangeboten zu schützen:
"Ich denke, eine hundertprozentige Gewähr dafür, dass ein Spieler jetzt nicht angesprochen wird, die gibt es eigentlich nicht. Wir haben festgestellt, dass wenn angesprochen wird, sind es in der Regel auch Spieler, die zum Beispiel nicht unbedingt deutscher Herkunft sind. Es gibt Spieler, die auch sozusagen von einer gewissen wirtschaftlichen Abhängigkeit betroffen, vielleicht auch empfänglicher sein können. Wir reden weniger über Spieler, die in der Bundesliga aktiv sind. Dort kann es dann immer schon mal sein, dass Kontakte gesucht und auch gefunden werden."
Wie Fußballprofis für die Interessen der Wettmafia geködert werden sollen, zeigte sich 2007 im Prozess vor dem Landgericht Frankfurt am Main. Dem aus Malaysia stammenden William Bee Wah Lim wurde versuchte Manipulation bei sieben Regionalligaspielen vorgeworfen. Er wurde zu zwei Jahren und fünf Monaten Haftstrafe verurteilt. In der Urteilsbegründung heißt es:
"Teilweise wurde auch versucht, die betreffenden Spieler durch eine Art Anzahlung beziehungsweise Essenseinladungen 'bei Laune' zu halten, was sogar gemeinsame Bordellbesuche einschloss."
Beeinflusste Fußballprofis, manipulierte Spiele – die Leidtragenden sind die Vereine und ihre Fans. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Bochum konzentrieren sich auch gezielt auf Fußballprofis. Doch konkrete Geständnisse von Fußballprofis oder Wettpaten, bisher Fehlanzeige. Die Funktionäre haben die Gefahren erkannt, sprechen auch davon. Aber wie will man dem Problem Spielsucht bei Fußballprofis Herr werden? Michel Platini, der UEFA-Präsident, sieht in der Wettmanipulation "die größte Geißel des Fußballs in diesem Jahrzehnt". Nur eins ist klar: Wenn man die Thematik nicht ernsthaft anpackt, wird es langfristige Konsequenzen geben. Das sieht auch der ehemalige New Yorker Mafiaboss Michael Franzese:
"Als Fan möchte man den Wettkampf sehen. Wenn man den Eindruck hat, dass alles abgesprochen und manipuliert ist, warum soll man sich damit dann überhaupt abgeben?"
"Sport weckt das Interesse der Mafia, weil viele Leute auf Sport wetten und dementsprechend die Einnahmen extrem hoch sind. Sportler und Funktionäre haben Einfluss auf das jeweilige Ergebnis und sind deshalb Ziele von Wettern oder Leuten, die im Wettgeschäft tätig sind. Während meiner Zeit hatte ich einige Buchmacher, die für mich illegal Wetten annahmen. Infolgedessen platzierten auch Sportler bei diesen Buchmachern Wetten. Auf diese Sportler hatten wir es abgesehen, um die Ergebnisse der Spiele zu manipulieren."
Bis Anfang der 90er-Jahre war Michael Franzese ein hochrangiges Mitglied der berüchtigten Colombo-Familie. Zehn Jahre verbrachte er im Gefängnis, zu seinen Vergehen gehörten Betrug und Erpressung. Auch das Manipulieren von Sportwetten war Teil seiner illegalen Aktivitäten:
"Oft machen die Sportler die Fehler von ganz alleine, sie wetten und verstricken sich immer tiefer in Wettschulden. Dann können sie nicht mehr zahlen oder wollen nicht, dass die Öffentlichkeit von ihrer Spielsucht erfährt. Und dann wird ihnen gesagt: Okay, entweder zahlst du uns eine bestimmte Summe jede Woche, jeden Monat, oder du bezahlst deine Schulden, indem du ein Spiel manipulierst. Natürlich ist auch Einschüchterung eine Maßnahme. Wir sagten den Spielern, ihr könnt euch ruhig an die Behörden wenden, wir kriegen euch so oder so."
Für die organisierte Kriminalität ist es ein knallhartes Geschäft. Die Sportler realisieren zu spät, auf was und mit wem sie sich eingelassen haben, geraten in Abhängigkeiten, denen sie nicht entkommen können.
"Die Sportler waren für uns ein lukratives Wirtschaftsgut. Wir warteten nur darauf, dass sie Fehler machten, dass sie sich verschuldeten. Wenn die von mir kontrollierten Buchmacher mir sagten, dass ein Spieler bereits 25.000, 30.000 bis zu 50.000 US-Dollar Schulden hat, sagte ich ihnen: Lass ihn weiter wetten, lass ihn eine Million Schulden haben. Für mich waren das nur Papiertransaktionen, wir haben denen nie wirklich Geld gegeben. Das lief per Telefon. Je tiefer die Sportler in die Schulden rutschten – desto mehr Einfluss hatte ich und konnte das praktisch endlos nutzen."
Gewalt, Erpressung, Spielschulden. Die Welt des Profi-Sports durchzogen vom Verbrechen. Auch beim Regionalligisten SC Verl gerieten zwei Spieler unter Manipulationsverdacht. Mittlerweile wurden die Verträge beider Spieler aufgelöst. Der Präsident des Vereins, Peter Mankartz, beschreibt den seelischen Zustand der Spieler:
"Die Spieler haben wirklich Angst und man muss also jetzt auch vorsichtig mit diesem Thema umgehen. Bei der Wettmafia weiß man nicht, wie da reagiert wird."
Holger Hieronymus, Geschäftsführer der Deutschen Fußballliga DFL, ist die Problematik bekannt. Er sieht die Gefahr vor allem in den unteren Ligen. Er hält es für unmöglich Fußballprofis vor Manipulationsangeboten zu schützen:
"Ich denke, eine hundertprozentige Gewähr dafür, dass ein Spieler jetzt nicht angesprochen wird, die gibt es eigentlich nicht. Wir haben festgestellt, dass wenn angesprochen wird, sind es in der Regel auch Spieler, die zum Beispiel nicht unbedingt deutscher Herkunft sind. Es gibt Spieler, die auch sozusagen von einer gewissen wirtschaftlichen Abhängigkeit betroffen, vielleicht auch empfänglicher sein können. Wir reden weniger über Spieler, die in der Bundesliga aktiv sind. Dort kann es dann immer schon mal sein, dass Kontakte gesucht und auch gefunden werden."
Wie Fußballprofis für die Interessen der Wettmafia geködert werden sollen, zeigte sich 2007 im Prozess vor dem Landgericht Frankfurt am Main. Dem aus Malaysia stammenden William Bee Wah Lim wurde versuchte Manipulation bei sieben Regionalligaspielen vorgeworfen. Er wurde zu zwei Jahren und fünf Monaten Haftstrafe verurteilt. In der Urteilsbegründung heißt es:
"Teilweise wurde auch versucht, die betreffenden Spieler durch eine Art Anzahlung beziehungsweise Essenseinladungen 'bei Laune' zu halten, was sogar gemeinsame Bordellbesuche einschloss."
Beeinflusste Fußballprofis, manipulierte Spiele – die Leidtragenden sind die Vereine und ihre Fans. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Bochum konzentrieren sich auch gezielt auf Fußballprofis. Doch konkrete Geständnisse von Fußballprofis oder Wettpaten, bisher Fehlanzeige. Die Funktionäre haben die Gefahren erkannt, sprechen auch davon. Aber wie will man dem Problem Spielsucht bei Fußballprofis Herr werden? Michel Platini, der UEFA-Präsident, sieht in der Wettmanipulation "die größte Geißel des Fußballs in diesem Jahrzehnt". Nur eins ist klar: Wenn man die Thematik nicht ernsthaft anpackt, wird es langfristige Konsequenzen geben. Das sieht auch der ehemalige New Yorker Mafiaboss Michael Franzese:
"Als Fan möchte man den Wettkampf sehen. Wenn man den Eindruck hat, dass alles abgesprochen und manipuliert ist, warum soll man sich damit dann überhaupt abgeben?"