An einer Bushaltestelle in der mazedonischen Hauptstadt Skopje - direkt vor einer Schule. Vor Kurzem gab es hier heftige Prügeleien zwischen albanischen und mazedonischen Jugendlichen. Der Anlass war banal, sie wollten in einen Bus einsteigen. 77 gewaltbereite Schüler, vor allem aus den oberen Klassen, wurden von der Polizei erfasst. Die Albanerin Hanife hat seitdem Angst, mit dem Bus von ihrem Gymnasium nach Hause zu fahren:
"Besonders am Abend ist es unsicher, weil dann auch die Mazedonier Schulschluss haben und in den Bus drängeln. Seit den Prügeleien stehen ein oder zwei Polizisten dabei. Aber was hilft das schon."
Für achtzehnjährige Mazedonierin Tiana ist klar - wer an den Prügeleien schuld ist:
"Wir müssen hier zusammen zur Schule gehen, also wir mit den Albanern. Die Albaner sind die Katastrophe - wir sind in Ordnung. Aber die kommen, drängeln sich vor und dann geht die Prügelei los. Nur weil sie in den Bus einsteigen wollen, vor uns, eine Katastrophe."
Die Buslinie 7 fährt die umliegenden Dörfer von Skopje an, dort wohnen meist Albaner. Die Busse verkehren zwar alle 10 Minuten - laut Plan -, aber gerade wenn Schulschluss ist, reicht das hinten und vorne nicht für die vielen Schüler der umliegenden Schulen. Nicht immer kommen alle mit.
Die oberen Klassen haben bis spät abends Unterricht. Schaban holt seine Tochter Sara dann vom Schulbus ab, weil es schon Dunkel wird und weil er Angst hat:
"Ich bin immer besorgt, wenn ich auf Bus warten muss, um acht oder sieben. Sie hat ein Handy, kann jederzeit anrufen, aber was soll ich machen. Ich denk nur, hoffentlich kommt es nicht so weit, dass ich sie im Spital besuche."
Schaban selbst hatte noch keine Probleme mit Mazedoniern, sein bester Arbeitskollege ist einer, aber spürbar zunehmende Gewalt zwischen Albanern und Mazedoniern beunruhigt ihn sehr. Im Frühjahr kam es zu großen Unruhen in der Stadt - Jugendliche randalierten, mazedonische wie albanische. Die Polizei ging mit gepanzerten Fahrzeugen, Tränengas und Schlagstöcken gegen sie vor. Dagegen scheinen die Prügeleien am Schulbus fast harmlos. Doch gehören sie mittlerweile zum Alltag. Die mazedonische Innenministerin Gordana Jankulovska konstatiert:
"Im Zusammenhang mit den jüngsten Zwischenfällen haben wir 77 Verdächtige erfasst. Die Hälfte von denen gehören zu der einen ethnischen Gruppe, 15 Prozent zu einer zweiten und die restlichen zu einer anderen Gruppe."
Sie sagt nicht Mazedonier, nicht Albaner oder Türke - doch die Konflikte zwischen den Ethnien verschwinden nicht, indem man nicht darüber spricht, kritisieren sie die Medien. Gut ein Viertel der zwei Millionen Einwohner Mazedoniens gehört der albanischen Volksgruppe an, zwei Drittel - also die Mehrheit - sind Mazedonier. Verlässliche Zahlen gibt es nicht. 2001 haben Rebellen der albanischen "Nationalen Befreiungsarmee" UCK einen Aufstand gegen Mazedoniens Regierungstruppen begonnen.
Auf Druck der Europäischen Union und der NATO einigten sich beide Seiten auf einen Vertrag, der den Albanern mehr Rechte und damit den Frieden in der ehemaligen jugoslawischen Republik sichern sollte.
Doch die ethnischen Spannungen zwischen Albanern und Mazedoniern sind so groß wie nie zuvor. Ein Teufelskreis aus Frustration, Angst und Armut - das spüren nun auch die Kinder, beim Warten auf den Schulbus in Skopje.
"Besonders am Abend ist es unsicher, weil dann auch die Mazedonier Schulschluss haben und in den Bus drängeln. Seit den Prügeleien stehen ein oder zwei Polizisten dabei. Aber was hilft das schon."
Für achtzehnjährige Mazedonierin Tiana ist klar - wer an den Prügeleien schuld ist:
"Wir müssen hier zusammen zur Schule gehen, also wir mit den Albanern. Die Albaner sind die Katastrophe - wir sind in Ordnung. Aber die kommen, drängeln sich vor und dann geht die Prügelei los. Nur weil sie in den Bus einsteigen wollen, vor uns, eine Katastrophe."
Die Buslinie 7 fährt die umliegenden Dörfer von Skopje an, dort wohnen meist Albaner. Die Busse verkehren zwar alle 10 Minuten - laut Plan -, aber gerade wenn Schulschluss ist, reicht das hinten und vorne nicht für die vielen Schüler der umliegenden Schulen. Nicht immer kommen alle mit.
Die oberen Klassen haben bis spät abends Unterricht. Schaban holt seine Tochter Sara dann vom Schulbus ab, weil es schon Dunkel wird und weil er Angst hat:
"Ich bin immer besorgt, wenn ich auf Bus warten muss, um acht oder sieben. Sie hat ein Handy, kann jederzeit anrufen, aber was soll ich machen. Ich denk nur, hoffentlich kommt es nicht so weit, dass ich sie im Spital besuche."
Schaban selbst hatte noch keine Probleme mit Mazedoniern, sein bester Arbeitskollege ist einer, aber spürbar zunehmende Gewalt zwischen Albanern und Mazedoniern beunruhigt ihn sehr. Im Frühjahr kam es zu großen Unruhen in der Stadt - Jugendliche randalierten, mazedonische wie albanische. Die Polizei ging mit gepanzerten Fahrzeugen, Tränengas und Schlagstöcken gegen sie vor. Dagegen scheinen die Prügeleien am Schulbus fast harmlos. Doch gehören sie mittlerweile zum Alltag. Die mazedonische Innenministerin Gordana Jankulovska konstatiert:
"Im Zusammenhang mit den jüngsten Zwischenfällen haben wir 77 Verdächtige erfasst. Die Hälfte von denen gehören zu der einen ethnischen Gruppe, 15 Prozent zu einer zweiten und die restlichen zu einer anderen Gruppe."
Sie sagt nicht Mazedonier, nicht Albaner oder Türke - doch die Konflikte zwischen den Ethnien verschwinden nicht, indem man nicht darüber spricht, kritisieren sie die Medien. Gut ein Viertel der zwei Millionen Einwohner Mazedoniens gehört der albanischen Volksgruppe an, zwei Drittel - also die Mehrheit - sind Mazedonier. Verlässliche Zahlen gibt es nicht. 2001 haben Rebellen der albanischen "Nationalen Befreiungsarmee" UCK einen Aufstand gegen Mazedoniens Regierungstruppen begonnen.
Auf Druck der Europäischen Union und der NATO einigten sich beide Seiten auf einen Vertrag, der den Albanern mehr Rechte und damit den Frieden in der ehemaligen jugoslawischen Republik sichern sollte.
Doch die ethnischen Spannungen zwischen Albanern und Mazedoniern sind so groß wie nie zuvor. Ein Teufelskreis aus Frustration, Angst und Armut - das spüren nun auch die Kinder, beim Warten auf den Schulbus in Skopje.