Die Pressekonferenz in der Lobby des New Yorker Trump-Towers sollte eigentlich der Vorstellung eines neuen Infrastrukturprogramms gelten, das Donald Trump per Präsidialerlass auf den Weg gebracht hatte. Doch dann wurde Trump zu den Ausschreitungen am vergangenen Wochenende in Charlottesville befragt – und je länger sich der Präsident diesen Fragen stellte, desto mehr entglitt ihm das Pressegespräch.
"Keiner will dazu stehen - ich tue das aber"
Dann kehrte Trump zu den Positionen zurück, die er bereits am Samstag unter dem Eindruck der Ereignisse in Charlottesville geäußert hatte und für die er anschließend heftig kritisiert worden war - dass nämlich beide Seiten gleichermaßen für die Szenen der Gewalt verantwortlich zu machen seien. Niemand wolle das zugeben - er stehe dazu, sagte Trump.
"You had a group on one side that was bad und you had a group that was also very violent. And nobody wants to say this. But I say it right now", so der US-Präsident.
In seiner Erklärung vom vergangenen Samstag hatte es der Präsident unterlassen, auf den Tod einer jungen Frau einzugehen, die von einem Amokfahrer erfasst worden war. Gleichzeitig hatte es Trump vermieden, den rassistischen Hintergrund der rechtsextremen Aufmärsche zu erwähnen - dort hatten sich Vertreter von Neonazis, des Ku-Klux-Clans und Verfechter einer weißen Vorherrschaft getroffen, um gegen die Entfernung eines Denkmals eines Konföderiertengenerals zu demonstrieren. In seiner Pressekonferenz verteidigte Donald Trump nun sein "hervorragendes" erstes Statement vom Samstag, wie er sagte, mit dem Hinweis, dass er zu diesem Zeitpunkt noch nicht über genügend Fakten verfügt habe.
"Sehr feine Menschen" unter den rechten Demonstranten
"The first statement was a fine statement. But you don't make statements that direct unless you know the facts", erklärte er.
Erst zwei Tage später und unter massivem politischen Druck auch aus den Reihen der republikanischen Partei hatte Donald Trump dann am Montag die rassistischen Aufmärsche verurteilt und dabei Rechtsradikale wie Neonazis und Ku-Klux-Clan als Kriminelle bezeichnet. In New York erklärte Trump nun, es seien auf der Seite der rechten Szene aber beileibe nicht alle Teilnehmer Neonazis oder Rassisten gewesen.
"Not all those people were Neonazis, believe me. Not all of those people were white supremacists, by any stretch."
Es seien sogar sehr feine Menschen unter den rechten Demonstranten gewesen, fügte Trump hinzu.
Der Präsident redete sich immer mehr in Rage und beschimpfte die Journalisten mehrfach als Vertreter der "fake news". Trump verteidigte den Aufmarsch der rechten Szene in Charlottesville als genehmigte Demonstration. Die Gegendemonstrationen seien hingegen nicht zugelassen gewesen.
"They had a permit. The other side didn't have a permit. There are two sides to a story."
Ungewisse Zukunft von Steve Bannon
Donald Trump ging auch auf seinen Chefstrategen Steven Bannon ein, der immer mehr in die Kritik gerät, weil er ehemals Chef der rechtsextremen Internet-Plattform Breitbart war. Trump erklärte in New York, Bannon sei kein Rassist. Die Presse behandle ihn ausgesprochen unfair. Trump wollte sich aber nicht dazu äußern, ob er an Bannon festhält.
"We will see what happens with Mr. Bannon. But he is a good person and the press treats him very unfairly", so Trump.
Insgesamt war diese Pressekonferenz nicht nur eine atmosphärische Entgleisung. Sie wird wohl auch politisch noch Folgen haben. Denn Donald Trump hat die mühsamen Versuche seines Beraterstabes zunichte gemacht, die massive Kritik nach seiner ersten Erklärung zu Charlottesville mit einer politisch korrekten Stellungnahme einzudämmen. Diese Kritik dürfte jetzt wieder losbrechen und umso lauter werden.