In den überregionalen tschechischen Zeitungen waren Anfang der Woche großformatige Fotos aus Chemnitz zu sehen, es gab Schlagzeilen wie "Ausländer ermorden Deutschen". Dennoch sei die Berichterstattung sachlich und angemessen gewesen, sagte Tschechien-Korrespondent Peter Lange im Deutschlandfunk.
In Tschechien schaue man sehr genau auf Vorgänge in Deutschland, die räumliche Nähe und die Orientierung am "großen Nachbarn" seien wichtig. Die Ausschreitungen in Chemnitz würden aber auch genau verfolgt, weil es einen unterschwelligen "gesellschaftlichen Konsens gibt, dass Angela Merkel 2015 einen Fehler gemacht hat. Sie hat zugelassen, dass so viele Flüchtlinge ins Land kamen". Über Kriminalität in Verbindung mit Ausländern werde deshalb immer wieder berichtet, so Lange, um zu belegen, dass Tschechien mit seiner flüchtlingskritischen Haltung richtig liege.
Flucht und Migration sind zentrale Themen
Ministerpräsident Andrej Babiš weiß bei diesen Positionen der Mehrheit der Bevölkerung hinter sich und nutzt diese Stimmung. Die Themen Flucht und Migration sind immer noch sehr zentral in der Innenpolitik. "Tschechien ist in einer Art Dauerwahlkampf. Im Januar die Präsidentschaftswahl, im Herbst gibt es Kommunalwahlen und im nächsten Mai sind Europawahlen. Auch da ist Migration aus Sicht von Babiš ein dankbares Thema."
Dennoch gibt es mit diesem "xenophobischen Virus" auf lange Sicht auch Probleme: Tschechien braucht ausländische Arbeitskräfte. Unklar sei, ob die Menschen im Land Ausländer akzeptieren würden, sagt Lange. "In Südböhmen sind Mitte August vier Inder, die dort ganz legal leben, von Neonazis verprügelt und verletzt worden." Das sei nur ein Einzelfall, aber aufgrund der Stimmung werde nicht mehr differenziert.