Es herrscht reger Verkehr auf der Hauptverbindungsstraße durch den Nordkosovo – ein weitgehend gesetzloses Gebiet, das auch die die NATO-geführte Schutztruppe KFOR und die EU-Polizei- und Justizmission Eulex nie ganz in den Griff bekommen haben. Dass man kurz vor den Lokalwahlen überhaupt den Grenzübergang Jarinje passieren und ungehindert weiter Richtung Mitrovica fahren kann, ist schon ein kleiner Erfolg – immer wieder haben gewaltbereite Serben Straßenblockaden errichtet, im September wurde ein Eulex-Grenzpolizist aus Litauen erschossen. Die meisten Serben hier wollen die Wahl boykottieren, denken nicht im Traum daran, sich einzugliedern, in den mehrheitlich albanisch bewohnten Kosovo. Sinisa Mihailovic denkt aufgeschlossener, der 21-jährige Serbe engagiert sich für die kleine Partei der Sozialdemokraten, ist für die Wahl, für Veränderung.
Doch bei unserem Treffen in einem Café der Gemeinde Leposavic wird schnell klar: so etwas öffentlich zu sagen, ist gefährlich. "Bitte kein Interview hier", sagt Sinisa und schaut sich misstrauisch um, wer in der Nähe sitzt. Erst als wir bei ihm zu Hause in einem kleinen Dorf in den Bergen sind, fängt er an, frei zu reden:
"Es gab immer wieder Anschläge in den vergangenen Wochen, Sprengsätze wurden geworfen. Die lokale Mafia setzt Kandidaten und Wahlhelfer massiv unter Druck. Du musst ständig Angst haben, dass dich jemand belauscht."
Höchstens nachts trauen er und seine Freunde sich, Wahlplakate zu kleben, und oft werden die schnell wieder heruntergerissen:
"Man müsste hier an erster Stelle Korruption und Kriminalität bekämpfen",
sagt Sinisa und beschreibt, wie lokale Seilschaften sehr gut leben im Nordkosovo, von den staatlichen Geldern, die bisher von der serbischen Regierung aus Belgrad kommen, vom Schmuggel auf der Grundlage fehlender Grenz- und Zollkontrollen, vor allem vom Benzinschmuggel und vom Drogenhandel, der immer mehr zunimmt und vor allem junge Leute in die Abhängigkeit treibt:
"Es gibt keine Hoffnung, es ist wirklich schwer hier, 70 Prozent der jungen Leute hier sind arbeitslos."
Deshalb sind für ihn die Lokalwahlen wenigstens ein Hoffnungsfunke in Richtung Veränderung. Die Hilfe von KFOR-Soldaten und Eulex-Beamten wird es dabei noch länger brauchen, meint er:
"Sie müssen bleiben, allein wenn man die Situation bedenkt, dass hier viele ohne Nummernschild Auto fahren, ohne Führerschein, es ist wie im Wilden Westen."
Sinisa hat eine Ausbildung als Kfz-Mechaniker gemacht, aber keinerlei Job-Aussicht bisher, auch diese Branche ist fest in der Hand der lokalen Mafia. Was bleibt ihm da als Lebenstraum? Irgendwann Geld zu verdienen und eine Familie gründen zu können:
""Dass ich hier bleiben kann, Arbeit finde und mich niemand bedroht. Dass ich mich sicher fühlen kann","
sagt er und lacht verlegen. Sinisa Mihailovic ist entschlossen, weiter Wahlkampf zu machen, wenn auch nur versteckt, und selbst zur Abstimmung zu gehen am Sonntag, trotz aller Drohungen und Einschüchterungsversuche. Doch er weiß: Selbst wenn es keine neuen Anschläge gibt, die Wahlbeteiligung hier im Norden wird niedrig bleiben, und auf dem Weg zur Normalisierung der Lebensverhältnisse ist diese Wahl bestenfalls ein kleiner Schritt.
Doch bei unserem Treffen in einem Café der Gemeinde Leposavic wird schnell klar: so etwas öffentlich zu sagen, ist gefährlich. "Bitte kein Interview hier", sagt Sinisa und schaut sich misstrauisch um, wer in der Nähe sitzt. Erst als wir bei ihm zu Hause in einem kleinen Dorf in den Bergen sind, fängt er an, frei zu reden:
"Es gab immer wieder Anschläge in den vergangenen Wochen, Sprengsätze wurden geworfen. Die lokale Mafia setzt Kandidaten und Wahlhelfer massiv unter Druck. Du musst ständig Angst haben, dass dich jemand belauscht."
Höchstens nachts trauen er und seine Freunde sich, Wahlplakate zu kleben, und oft werden die schnell wieder heruntergerissen:
"Man müsste hier an erster Stelle Korruption und Kriminalität bekämpfen",
sagt Sinisa und beschreibt, wie lokale Seilschaften sehr gut leben im Nordkosovo, von den staatlichen Geldern, die bisher von der serbischen Regierung aus Belgrad kommen, vom Schmuggel auf der Grundlage fehlender Grenz- und Zollkontrollen, vor allem vom Benzinschmuggel und vom Drogenhandel, der immer mehr zunimmt und vor allem junge Leute in die Abhängigkeit treibt:
"Es gibt keine Hoffnung, es ist wirklich schwer hier, 70 Prozent der jungen Leute hier sind arbeitslos."
Deshalb sind für ihn die Lokalwahlen wenigstens ein Hoffnungsfunke in Richtung Veränderung. Die Hilfe von KFOR-Soldaten und Eulex-Beamten wird es dabei noch länger brauchen, meint er:
"Sie müssen bleiben, allein wenn man die Situation bedenkt, dass hier viele ohne Nummernschild Auto fahren, ohne Führerschein, es ist wie im Wilden Westen."
Sinisa hat eine Ausbildung als Kfz-Mechaniker gemacht, aber keinerlei Job-Aussicht bisher, auch diese Branche ist fest in der Hand der lokalen Mafia. Was bleibt ihm da als Lebenstraum? Irgendwann Geld zu verdienen und eine Familie gründen zu können:
""Dass ich hier bleiben kann, Arbeit finde und mich niemand bedroht. Dass ich mich sicher fühlen kann","
sagt er und lacht verlegen. Sinisa Mihailovic ist entschlossen, weiter Wahlkampf zu machen, wenn auch nur versteckt, und selbst zur Abstimmung zu gehen am Sonntag, trotz aller Drohungen und Einschüchterungsversuche. Doch er weiß: Selbst wenn es keine neuen Anschläge gibt, die Wahlbeteiligung hier im Norden wird niedrig bleiben, und auf dem Weg zur Normalisierung der Lebensverhältnisse ist diese Wahl bestenfalls ein kleiner Schritt.